Bullet Catcher 1: Alex
ungefähr um drei. Sie sah auf Alex’ blanke Brust, seinen Bauch, seine offensichtlich interessierte Männlichkeit. Das Letzte, was sie wollte, war, jetzt zu gehen.
»Wissen Sie, wo das ist«, fragte Ollie, als sie nicht antwortete. »Jessies Lieblingsstrand.«
Schon wieder Jessie. »Ich werde schon hinfinden. Crandon Park, und wo genau?«
Alex schloss angeekelt die Augen, als er den Namen hörte.
»Am nördlichen Ende, an der zweiten Palme hinter dem Parkplatz«, sagte Ollie.
»Crandon Park, am nördlichen Ende des Strands, in zwei Stunden.« Alex sah sie einfach nur an, sie hielten sich immer noch an den Händen. »Bis dann also.«
Ollie unterbrach die Verbindung, ohne sich zu verabschieden.
»Ich bin nicht sicher, ob er wirklich weiß, wo Jessica ist, aber er hat eine Vermutung«, sagte sie und wappnete sich für die unvermeidliche Auseinandersetzung. »Er könnte mich zu Yoder führen und damit zu Jessica.«
Alex drückte ihre Hand. »So viel habe ich auch mitbekommen.«
»Wie weit weg ist Key Biscayne?«
»Etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten von hier.«
Sie sah ihn forschend an. »Wir haben zwei Stunden. Was willst du in dieser Zeit tun?«
»Dir beibringen, wie man mit meiner zweiten Pistole umgeht. Hast du schon einmal mit einer sechsundzwanziger Glock geschossen?«
»Ja«, sagte sie. »Damit habe ich schießen gelernt.« Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. »Du wirst doch mitkommen, oder etwa nicht?«
Er lächelte. »Machst du Scherze?«
Erleichterung schnürte ihr die Kehle zu. »Sehr gut. Dann zieh dich an und hol deine Knarren. Ich möchte vor ihm da sein und mich ein wenig umsehen.«
Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Du redest wie ein Bullet Catcher.«
Sie ließ sich von ihm in seine Arme ziehen. »Scheint nicht der schlechteste Job zu sein.«
»Ist es auch nicht.« Er legte den Arm um ihre Taille, küsste sie auf den Scheitel und drückte sie an sich. »Wenn man davon absieht, dass es verboten ist, sich mit Klienten einzulassen.«
Sie trat einen Schritt zurück und sah ihn ungläubig an. »Kein Sex während der Arbeit?«
»Nicht mit der zu schützenden Person. Unter keinen Umständen.«
Aber er hatte doch gerade…? »Ich dachte, du würdest jedes Risiko vermeiden. Wenn Lucy das mit uns nun herausfindet?«
»Dann bin ich erledigt.«
»Tatsächlich?« Das musste ein Scherz sein. Hatte er seinen Job aufs Spiel gesetzt, um mit ihr zu schlafen? »Warum hast du das gemacht? Ging es darum, Regeln zu brechen? Eine weitere Eroberung zu machen? Oder was war es?«
»Ich wollte dich mehr als … meinen Job.«
Ihr Herz zog sich erneut zusammen. Vor ihrem inneren Auge tauchte ein Bild der armen Verwandten in einem kubanischen Fischerdorf auf. »Das ist Unsinn. Du dachtest, du könntest beides haben.«
»Ich will beides.«
»Kriegst du immer, was du willst?«
»Immer.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zog ihren Kopf näher heran. »Aber ich mache mir keine Illusionen, Jazz. Bisher habe ich nur deinen Körper bekommen.«
Mehr würde sie einem Mann wie Alex Romero auch nie geben. Einer wie er würde erst Ruhe geben, wenn er sie vollkommen unter Kontrolle hatte. »Mehr bekommst du auch nicht. Nimm ihn oder lass es bleiben!«
»Ich nehme ihn.« Er beugte den Kopf und küsste sie genießerisch, sie spürte, wie er wieder steif wurde. »Ich nehme alles, was du mir gibst, jederzeit, an jedem Ort und so oft wie möglich.«
Die weiche Bettdecke über Jessicas nacktem Körper wurde mit einem Mal weggezogen, jegliche Wärme und Sicherheit verflog. Mit einem Schrei, der ihr fremd vorkam, fuhr sie hoch und blinzelte in die ungewohnte Helligkeit.
Eine blonde Frau stand an ihrem Bett, sie trug Jeans und ein marineblaues Sweatshirt. »Müssen Sie pinkeln«, fragte sie und verzog ihr ansonsten einigermaßen hübsches Gesicht zu einer Grimasse.
Jessica starrte sie an, eine Mischung aus widerlichem Parfum und stinkenden Zigaretten stieg ihr in die Nase. »Wer sind Sie?«
Die Frau verdrehte die Augen. »Also bitte.« Sie warf ein hellbraunes Stoffbündel auf das Bett. »Sie müssen sich anziehen. Aber ich nehme an, Sie müssen erst pinkeln, hier drin gibt’s ja keine Toilette.«
Jessica sah erst das Stoffbündel und dann die unbekannte Frau an. Sie kniff die Augen zusammen und kämpfte gegen die aufsteigende Panik.
Jessica Lynn Adams.
Jedes Mal, wenn sie aufgewacht war, hatte sie sich ihren Namen vorgesagt. Mehr war ihr nicht eingefallen. Immer war sie gerade in dem Moment wieder
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