Bullet Catcher 1: Alex
darauf bestanden, mitten in der Nacht zum Strand im Crandon Park zu fahren. Aber Parrish hat Bullet Catcher ja nicht mit meinem Schutz beauftragt. Und ich bin die Einzige, die das richtigstellen kann.«
Alex seufzte. »Mein Job ist mir scheißegal, Jazz. Ich sorge mich um deine Schwester. Lass uns Parrish da raushalten.«
»Warum, Alex? Er könnte die Verbindung sein«, beharrte sie. »Entweder ist er scharf darauf, sie ins Bett zu kriegen, oder er will sie für seinen Sender haben. Wenn ihm klar wird, dass sie gestern Nacht gar nicht in Gefahr war, hilft er uns vielleicht, sie zu finden. Vielleicht kriegen wir sogar seine Zustimmung, einen Aufruf in den Nachrichten zu bringen.«
Alex stand auf und fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar. »Warum sollte Ollie dich nachts irgendwohin locken, nur damit es Ärger mit Parrish gibt?«
»Vielleicht wollte er, dass du rausgeschmissen wirst«, überlegte Jazz. »Dann wäre ich ungeschützt.«
Dan nickte. »Könnte sein. Vielleicht ist er der Stalker und wollte Alex aus dem Weg haben.«
Jazz sprach den Gedanken aus, der sie einen Großteil der Nacht nicht hatte schlafen lassen: »Und wenn der einzige Mensch, der wusste, wo Jessica ist, nun tot auf dem Grund der Bucht liegt?« Sie holte tief Luft. »Oder wenn Jessica bei ihm im Wagen war?«
Alex fasste nach ihrer Hand. Sie hielt sich daran fest, legte den Kopf zurück, schloss die Augen und sah wieder den weißen Saturn durch die Leitplanke auf dem Rickenbacker Causeway brechen.
Alex sprang auf. »Wir haben uns noch nicht die Nachrichten angesehen.«
»Stimmt«, sagte Jazz. »Es ist zwölf. Da müsste es Lokalnachrichten geben.«
Dans Handy klingelte just in dem Augenblick, als Alex die Fernbedienung gefunden hatte und den Plasmafernseher einschaltete.
»Max.« Jazz versuchte aus Dans Gesicht abzulesen, was Max gerade sagte.
Voller Angst griff sie nach einem Sofakissen und drückte es an ihre Brust. Mit jeder Sekunde, die verging, jedem »Verstanden!« von Dan samt seinem bedächtigen Nicken, beschleunigte sich ihr Pulsschlag.
Schließlich schien alles gesagt worden zu sein. Alex wandte dem Fernseher den Rücken zu.
»Das glaubt ihr nicht«, sagte Dan.
Jazz spürte, wie sich ihre Fingernägel in die Handballen gruben.
»Sie haben drei Teenager aus einem weißen Kleinwagen gezogen, der letzte Nacht vom Damm gestürzt ist. Zwei Jungen und ein Mädchen, nicht mal siebzehn. Betrunken. Der Wagen gehört der Mutter des Mädchens, die im Norden von Miami lebt. Es gibt überhaupt keine Verbindung zu Oliver Jergen.« Er schwieg und hielt das Handy ans Ohr. Dann sagte er: »Und es war ein Kia, kein Saturn.«
Jazz atmete langsam aus, sprang hoch und legte die Arme um Alex. »Sie war nicht in dem Wagen. Und Ollie auch nicht.« Sie trat einen Schritt zurück und sah ihn an. »Ich werde ihn finden und so lange auf ihn einprügeln, bis er mir verrät, wo meine Schwester ist.«
Dan fing an zu lachen, und Alex wies mit der Fernbedienung zum Bildschirm. »Du wirst nicht lange suchen müssen«, sagte er, nahm sie bei den Schultern und drehte sie zum Fernseher.
In den Channel-Five -Kulissen las ein dicklicher blonder Wochenendreporter vom Teleprompter ab. Im Hintergrund sah man Oliver Jergen am runden Kontrollpult.
»Gehen wir«, sagte sie und war schon auf dem Weg zur Tür.
»Ihr solltet euch beeilen«, sagte Dan. »Max ist auch schon auf dem Weg zum Sender.«
Jazz stürmte in die Eingangshalle des Senders; sie hatte sich weder umgezogen noch Jessicas teure Schminke aufgelegt. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr; sie war sowieso aufgeflogen.
Als sie der junge Wachposten am Tresen jedoch ungläubig anstarrte, ging ihr auf, dass sie doch noch einmal die Rolle ihrer Schwester spielen musste. Sie setzte Jessicas blendendes Showlächeln auf.
»Guten Morgen …« Wie zum Teufel hieß er noch mal? Ihr Lächeln gefror, ihr wurde ganz kalt ums Herz.
»Hallo Louis!«, sagte Alex und ging ohne Zögern weiter.
Jazz sah ihn dankbar an.
»Morgen, Jessica! Sir!« Louis nickte Alex zu und öffnete mit dem Summer die Tür zur Nachrichtenredaktion.
Jazz eilte weiter, sie spürte Alex’ warme Hand auf ihrem Rücken, beschützend und unterstützend zugleich. Es war nicht die unpersönliche Berührung eines Bodyguards. Aber das war er ja auch nicht mehr für sie. Er war ihr Liebhaber … und Partner bei den Ermittlungen. Statt des gewohnten Anflugs von Widerwillen – der besonders ausgeprägt war, seit sie monatelang die
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