Bullet Catcher 1: Alex
dass Alex fast sein Handy überhört hätte. Er hielt es ans Ohr und sah Jazz an, aus deren Gesicht alles Blut gewichen war.
»Als ich dich bat, den Kunden zu beeindrucken, habe ich etwas anderes im Sinn gehabt.« Lucy klang völlig ruhig. »Würdest du mir bitte sagen, was zum Teufel bei euch los ist, Alex?«
»Ich weiß es nicht, Lucy«, sagte er ganz ehrlich und starrte auf die aufgerissene Leitplanke und die Luftblasen im Wasser. »Vielleicht solltest du besser Kimball Parrish fragen.«
»Dazu werde ich keine Gelegenheit mehr haben, Alex. Er hat den Auftrag gekündigt. Und ich kündige dir.«
13
Bittersüßer Espressoduft und tiefes Männerlachen rissen Jazz aus ihrem unruhigen Schlaf.
Das ist nicht Alex, dachte sie, zog das Kopfkissen heran, auf dem er geschlafen hatte, und steckte ihre Nase hinein. Eigenartig, wie gut sie sein Lachen schon kannte, genau wusste, wie er roch. Sie schloss die Augen und atmete seinen Duft noch einmal ein, versuchte die wenigen Stunden heute Morgen noch einmal zurückzuholen, in denen sie zusammen im Bett gelegen hatten; sie hatten keinen Sex gehabt, aber es war sehr tröstlich gewesen.
Die Schlafzimmertür quietschte leise, und Jazz riss sich von Alex’ Kissen los. Er stand im Türrahmen, hielt eine Tasse flüssigen Teer in der Hand und sah aus, als würde er nichts lieber tun, als das Kissen in ihren Armen zu ersetzen.
Tief in ihr kribbelte etwas und unterlief jeden Versuch, kühl und desinteressiert zu wirken.
» Hola, querida. «
»Oho!« Sie lächelte schwach. »Spanisch.«
Er grinste. »Keine Angst. Wir sind nicht allein.«
»Habe ich schon gehört.« Sie richtete sich auf und zog die Decke über ihre bloßen Beine. Slip, T-Shirt, keinen BH . Sie war zusammengerollt in Alex’ Armen eingeschlafen. »Lass mich raten … Bullet Catcher.«
»Einer von ihnen. Dan.« Alex kam herein und schloss die Tür hinter sich. » Café?«
Sie nahm die Tasse und klopfte mit der freien Hand auf das Bett, damit er sich neben sie setzte. »Kaum zu glauben, dass jemand nach den Ereignissen der letzten Nacht noch lachen kann.« Sie trank einen Schluck und krümmte sich. »Whiskey am Morgen wäre einfacher.«
»Du wirst dich daran gewöhnen.«
Da war es schon wieder, dieses ärgerliche Kribbeln. Wollte er etwa andeuten, dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten?
»Will Dan mit dir um deinen Job oder um den armen Ollie trauern?«
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Er wollte die nächsten Schritte besprechen.«
Sie lehnte sich zurück und stellte die Tasse auf dem Nachttisch ab. »Warum denn das? Ich dachte, Bullet Catcher hätte den Kunden verloren.«
»Uns ist tatsächlich jemand abhandengekommen«, sagte er nachdenklich. »Eine Klientin – deine Schwester.«
Einen kurzen Moment waren ihre Hände und Füße ganz taub, und sie schloss die Augen. Was sollten sie jetzt tun? Ollie hatte diese Welt für immer verlassen.
»In der Bucht suchen sie nach Ollie und nach seinem Wagen«, berichtete Alex. »Dan hat die Spur von Miles Yoder aufgenommen und wird ein wenig rumschnüffeln, auch beim Sender.«
»Und was machen wir?«, fragte sie und wartete ängstlich auf seine Antwort. Wir halten uns bedeckt, Jazz. Überlassen es den anderen, sie zu finden.
»Wir haben darauf gewartet, dass du aufwachst, damit wir das zusammen besprechen können.«
Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Danke! In fünf Minuten bin ich angezogen und bei euch.«
Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich. »Wir werden sie finden, das verspreche ich dir.«
Zehn Minuten später trank Jazz bereits den zweiten kubanischen Kaffee. Sie hatte sich in der Ecke eines der großen Wohnzimmersofas zusammengekauert. Alex saß direkt neben ihr, sie spürte seine Wärme. Dan Gallagher stand am Tresen zwischen Küche und Wohnzimmer, trank amerikanischen Kaffee und beobachtete sie amüsiert.
»Wo ist denn Max?«, fragte sie nach der Begrüßung.
»Max hält sich immer an die Regeln«, stellte Dan klar.
»Und Sie haben die Regeln gebrochen, als Sie hergekommen sind?«
Er hob eine Schulter und eine Augenbraue, eine typische Scheißegal-Geste. »Was Lucy nicht weiß, macht sie nicht heiß«, sagte er. »Max ist an der Bucht, um zu sehen, was sie da rausholen. Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass Oliver Jergen uns zu Ihrer Schwester führt.«
»Ich möchte Kimball Parrish treffen«, sagte sie. »Schließlich ist es meine Schuld, dass Alex gefeuert wurde; ich habe
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