Bullet Catcher 3: Johnny
aus den umliegenden Gebäuden heraus, um sich die Zerstörung anzusehen.
Johnny wusste genau, welche Wirkung Bomben in geschlossenen Räumen entfachten. Diese Explosion hatte niemand überlebt.
»Was ist das für ein Lärm ?« , fragte Dan.
Schwarzer Rauch hüllte Johnny ein. »Ist Lucy bei dir ?«
»Ja .«
Wie sollte er es ihr beibringen? Wie sollte er ihr erklären, dass er der erste Bullet Catcher war, der eine Klientin verloren hatte, die zu allem Überfluss auch noch ihre geliebte Nichte war?
»Ist alles in Ordnung ?« , erkundigte sich Dan. »Bist du okay ?«
Wieder log er. »Ja .« Eine Sirene heulte auf.
»Wo ist Sage ?«
»Ich weiß es nicht .« Noch eine Lüge.
»Hör zu« , beschwor ihn Dan. »Wenn du den Arzt nicht findest, musst du dich auf Glendas Fersen heften. Lucy hat heute Nachmittag einen Peilsender an ihrem Wagen angebracht. Wir glauben, dass sie mit dem Arzt unterwegs ist, und das könnte uns auf Sages Spur führen .«
Johnny blickte in Richtung der Stelle, wo ihn die dunkle Limousine fast überfahren hätte, und ergriff diesen letzten Strohhalm. »Dann nichts wie los .«
Jede einzelne Faser ihres Körpers schmerzte. Ihre Kehle war so trocken, dass sie sich wie rohes Fleisch anfühlte. Aber selbst wenn sie zwinkern, schlucken oder sich regen könnte, würde sie es nicht tun. Ihr Überlebensinstinkt riet ihr inständig, sich nicht zu rühren und so zu tun, als wäre sie tot.
Sonst war sie bald wirklich tot.
Das war Sage in dem Moment klar geworden, als sie in einem Kofferraum aufgewacht war, gefesselt und geknebelt mit einem Fetzen Stoff, der nach Formaldehyd und Alkohol stank. Sie kam nicht an den Türriegel heran, aber einen Sprung bei voller Fahrt hätte sie ohnehin nicht überlebt, selbst wenn sie das Schloss hätte aufstemmen können. Und so zwang sie sich, wachzubleiben, zu überlegen, herauszufinden, wohin diese beiden Geisteskranken sie brachten und wie sie am besten fliehen könnte.
Während der Wagen in offensichtlich hohem Tempo über die Straßen holperte, konzentrierte sich Sage darauf, sich zu entspannen, den Schmerz wegzuatmen, der sie am ganzen Körper quälte, und die Puzzleteile zusammenzusetzen, die sie inzwischen beisammenhatte.
Sie stahlen also weibliche Eizellen. Kein Wunder, dass Glenda immer wusste, wann die Tänzerinnen ihre Periode hatten. Glenda sorgte dafür, dass die Mädchen sich entführen ließen, und Garron entnahm ihnen dann in dem Keller unter seiner Praxis Eizellen. Und als Keisha an die Reihe kam … war sie von LeTroy schwanger. Und das bedeutete das Todesurteil für sie.
Atme, Sage. Atme! Denk an etwas Schönes. Etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Sie schloss die Augen, und alles, was sie sah, war ein Mann. Was, wenn sie heute Abend ermordet wurde und Johnny Christiano nie wiedersehen würde? Ihr Herz pochte gegen ihre Oberschenkel, und sie zog den Kopf ein und rollte sich noch enger ein in der Embryonalstellung, in der man sie gefesselt hatte, die Hände im Rücken, einklemmt zwischen ihrem eigenen Körpergewicht und etwas Hartem, Spitzem.
Eine Welle der Panik kündigte sich an, und sie versuchte, möglichst langsam und tief durch die Nase zu atmen. Die Geräusche des Motors und des Getriebes verrieten ihr, dass sie langsamer wurden. Der Wagen holperte über Schutt oder Stein, und sie wurde herumgeworfen, als der Weg plötzlich anstieg. Stark anstieg. Wohin in Gottes Namen wurde sie gebracht?
Und wer würde sie je wieder finden?
Johnny . Fast wimmerte sie seinen Namen. Sie hatte ihm nicht die Chance gelassen, seinen Satz zu vollenden. Sie hatte noch seine Stimme im Ohr.
Alles, was wir zusammen erlebt haben, jede einzelne Minute, war aufrichtig gemeint, vollkommen und wunderbar. Ich liebe es, mit dir zusammen zu sein. Ich liebe …
Der Wagen hielt oben auf dem Berg, und sie rollte noch weiter nach hinten. Dann erstarb der Motor. Wenn Garron feststellte, dass sie aus ihrem Dämmerzustand erwacht war, würde er ihr eine weitere Spritze geben. Oder ihr Schlimmeres antun.
Sie wappnete sich mit wilder Entschlossenheit. Sie würde weiter so tun, als wäre sie bewusstlos, sie würde sich tot stellen und dann im richtigen Moment fliehen. Sie würde alles tun, um am Leben zu bleiben.
Glenda kreischte einen schrillen Befehl, aber Sage hörte den panischen Unterton in ihrer Stimme. Alonzo reagierte nicht darauf. Kaum eine Minute später klappte der Kofferraumdeckel auf. Sage ergab sich ganz in ihre Rolle des
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