Bullet Catcher 3: Johnny
keinen Portier, und Johnny kannte den Code für die Eingangstür nicht. Dafür hielt ihnen die erste Person, die aus dem Haus trat, ein schnöseliger Collegestudent mit Handy am Ohr, die Glastür auf, ohne auch nur einen Blick auf ihre Gesichter zu werfen. So viel zum Thema Sicherheit in Wohnblocks.
»Wohnung Nummer fünfhundertzwanzig « , sagte er und führte sie zum Aufzug.
»Woher weißt du das ?« , fragte sie und drückte den Knopf. »Wohnungsnummern stehen nicht im Telefonbuch .«
»IchwarimInternet,währendichimRitzaufdichgewartethabe.Dafindetmanalles,wennmanweiß,womansuchenmuss .«
»Wann hast du das denn gemacht ?« Sie drückte erneut auf den Knopf, als könnte sie den Prozess damit beschleunigen. »Du hast schon draußen an der Straßenecke gewartet, da kamen wir gerade zum Hauptgang .«
EinManngeselltesichzuihnen,undzweiältereDamentratenauseinerTür,inHandtüchergewickeltundnachChlorriechend,sodassihmeineweitereLügeerspartblieb.ErhattedieNasevolldavon,sieständiganzulügen.Undercoverarbeitwarihmwirklichzuwider,niewiederwollteersoeinenAuftragübernehmen.
Im vierten Stock stiegen sie aus dem Aufzug aus und blickten auf einen langen Flur, der mit grauem Teppichboden ausgelegt war und sich nach links und rechts erstreckte, mit beigen Wänden und braunen Türen.
Bei der Nummer fünfhundertzwanzig, unweit des Treppenhauses am Ende des Flurs, klopften sie an. Sage trat von einem Fuß auf den anderen, mit jedem unbeantworteten Klopfen wurde ihre Ungeduld größer. Am Ende hieb sie mit der Faust gegen die Tür.
»Ashley! Hier ist Sage Valentine. Bist du da? Hallo !« Mit diesem frustrierten Ausruf packte sie den Türknauf, um daran zu rütteln, und stieß einen überraschten Laut aus, als er sich widerstandslos drehen ließ. »Es ist nicht abgeschlossen .«
Johnny fasste unwillkürlich an seine Hüfte und schloss die Finger über seiner Waffe, ehe er Sage beiseiteschob. »Ashley ?« , rief er und öffnete Stück für Stück die Tür. Er sah Sage an, während er langsam die Glock zog, und sein Blick bedeutete ihr, zu bleiben, wo sie war. »Jemand zu Hause ?«
Unter seinem Stiefel knirschte Glas. Es war überall. Der gesamte Eingang der kleinen modernen Wohnung war von durchsichtigen Splittern übersät. Er hob die Waffe mit beiden Händen und machte einen Schritt vorwärts, den Blick auf das leere Wohnzimmer gerichtet, in das durch eine breite Panoramascheibe Sonnenlicht fiel, und das im Dunkeln liegende Schlafzimmer rechts davon.
»Um Gottes willen! « , flüsterte Sage hinter ihm. »Schau dir das an .«
An der Wand neben der Tür hing ein gerahmtes Poster, schief und mit zerbrochenem Glas. Diesmal waren die hübschen Gesichter überkritzelt.
Huren müssen sterben .
»Streng genommen ist das kein Tatort « , erklärte Detective Cervaris, als sie Stunden später die Tür zu Ashleys Wohnung hinter sich schlossen. Sage kämpfte bereits mit Hunger und Müdigkeit. »Sie ist nicht als vermisst gemeldet .«
Sage hätte ihn am liebsten an seiner wettergegerbten Kehle gepackt und geschüttelt. »Aber wo ist sie ?«
Er nickte ihr beschwichtigend zu. »Ich verstehe Ihre Besorgnis, Miss Valentine, und glauben Sie bitte nicht, ich würde das hier … « Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter zu der Wohnungstür. »… für eine Form von moderner Kunst halten. Ich erkenne da durchaus ein Muster. Wie gesagt, ich werde mit den richtigen Leuten bei den New England Blizzards sprechen – «
»Den Snow Bunnies « , unterbrach sie ihn. »Das ist im Grunde eine eigenständige Organisation .«
Er hob die Hand und schloss kurz die Augen, als ob er angesichts der Unterbrechungen mit seiner schier übermenschlichen Geduld bald am Ende sei. Tja, dann war das eben so. Das hier war für ihn der zweite ungewöhnliche Einbruch binnen drei Tagen. Und als erfahrener Ermittler musste er einfach einen Zusammenhang erkennen, auch wenn Ashley nicht als vermisst gemeldet war und ihr Kalender unter dem aktuellen Datum einen schwarzen Balken und die Notiz »Abholen um 8 :45« aufwies. Seiner Ansicht nach bedeutete das, dass sie die Stadt verlassen hatte. Für Sage klang das eher nach einer Erinnerung, Kleider aus der Reinigung zu holen.
Von den Glassplittern und der schwarzen Schrift abgesehen, gab es nichts Auffälliges in der Wohnung. Bis auf diesen Vandalismus gab es keinen Hinweis auf ein Verbrechen.
»Wir werden sie finden, wir werden uns mit Menschen in Verbindung setzen, die sie kennen « , sagte der
Weitere Kostenlose Bücher