Bullet Catcher: Jack (German Edition)
Beifahrersitz lag eine Raven P25.«
»Klingt nach einer klaren Sache«, bemerkte Owen.
»Abgesehen davon, dass das Verfahren in Windeseile und aller Stille durchgezogen wurde und erschreckend einseitig war«, erwiderte Lucy und blätterte den Prozessbericht durch. »Beweise wurden gefälscht, und die Schlüsselfiguren, etwa Eileens Verteidiger, der Augenzeuge, der Richter, sind alle tot. Ein Mann, der sie etwa fünfzehn Jahre später im Gefängnis besuchte, wurde auf dem Heimweg von South Carolina getötet. Der Polizist, der sie festgenommen hat, starb bei einem verheerenden Wohnungsbrand. Und Kristen Carpenters Tod war mit Sicherheit auch kein Unfall.«
»Gibt es eine Liste von Verdächtigen?«, erkundigte sich Owen knapp, ergebnisorientiert, typisch für die Bullet Catcher.
»Die Liste ist kurz, sehr kurz«, sagte Jack. »Ein Name.«
Er hätte schwören können, dass Lucy zeitgleich mit ihm »Ein Name« gesagt hatte, doch im selben Moment ging die Tür zur Bibliothek auf, und jegliche Unterhaltung verstummte.
Dan Gallagher ließ sein schiefes Lächeln über die Runde wandern und dann auf Lucy ruhen. »Hoffentlich bin ich nicht zu spät, Juice.«
Fuck! Jack verspürte große Lust, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, verkniff sich aber jede Reaktion auf den Neuankömmling und dessen widerliche Anbiederung an Lucy – Juice! –, zumal sich gerade mehrere Augenpaare auf ihn richteten.
»Doch, das bist du«, entgegnete Lucy und deutete auf den leeren Stuhl zu ihrer Rechten. »Aber da du durch mein Büro kamst und meine Lautsprecher aktiviert sind, gehe ich davon aus, dass du bereits auf dem Laufenden bist.«
Dan zwinkerte Avery zu und nahm Platz. »Kein Wunder, dass wir alle für sie arbeiten. Sie ist uns immer einen Schritt voraus.« Er streckte die Hände nach einem Stapel Akten aus, ließ das Chaos dann aber unberührt liegen. »Wow!«
»Hier.« Lucy reichte ihm eines ihrer sauber sortierten Dossiers.
Dan schlug es auf und sah Jack aus verengten Augen an. »Sprich weiter, Culver. Sieht aus, als würde es langsam interessant.«
Jack zog ein Blatt aus dem Papierhaufen auf dem Tisch, die Augen fest auf ein Wort gerichtet. Ein Wort mit sechs Buchstaben und zwei Silben. Ein brillanter, wahnsinniger und unglaublicher Gedanke, der Gallagher auflachen lassen und den anderen die Sprache verschlagen würde. Und Lucy?
In wenigen Augenblicken würde er es wissen.
»Zu der Zeit, als Eileen am Gericht tätig war, gab es einen bekannten Bezirksrichter. In dem Jahr vor ihrer Schwangerschaft arbeitete sie regelmäßig für ihn, verbrachte viele Abende in seinem Büro und wurde einmal sogar auch außerhalb des Gerichts in seiner Begleitung gesehen.«
Er hob den Blick und sah, dass Lucy sich eine Notiz machte. Dan beugte sich vor, um mitzulesen, wurde dafür aber mit einem warnenden Blick von Lucy bedacht. Eins zu null.
»Aufgrund seiner Stellung und weil er in eine der ältesten und reichsten Familien der Stadt eingeheiratet hat, hatte dieser Mann unglaublichen Einfluss und schier unbegrenzte Verbindungen. Er wurde und wird geachtet, verehrt und bewundert.«
»Komm schon, mach’s nicht so spannend«, rief Dan dazwischen. »Wer war es und wo sind die Beweise?«
Lucy legte Dan eine Hand auf den Arm. »Lass ihn ausreden!«
Zwei zu null für das auswärtige Team.
»Erstens halte ich ihn für den mutmaßlichen Erzeuger der Drillinge«, sagte Jack.
»Es gibt keinen aktenkundigen Beweis dafür«, meldete sich Avery. »Ich habe die Akten studiert, nachdem Miranda und Vanessa gefunden wurden. Nirgends eine Spur von der Identität des Vaters.«
»Es gibt sogar zwei«, sagte Jack. »An Miranda Lang und Vanessa Porter.«
»Ach ja«, sagte Dan mit schiefem Grinsen. »Die berühmten Tattoos an ihrem Hals. Zahlen. Ich glaube, das war das Hauptthema unseres letzten Meetings.«
Jack ignorierte den unterschwelligen Sarkasmus. »Die Babys wurden alle tätowiert, in der Tat. Die Hebamme, die die Tattoos gemacht hat, berichtete mir, dass das eine auf dem Schwarzmarkt durchaus gängige Praxis ist. Im Falle von Eileen meinte sie sich tatsächlich an Zahlen zu erinnern.«
Es gab ein paar überraschte Reaktionen und einige zweifelnde Blicke, aber nicht von Lucy. Sie lächelte nur kaum merklich.
Jack zog das Foto von Mirandas Tattoo hervor und das von Vanessas Lasernarbe an der Stelle, von der sie das Tattoo hatte entfernen lassen.
»Bei Miranda sieht es aus wie eine eins und eine vier.«
»Vielleicht hat sich auch jemand einen
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