Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
aufgestanden.
Lucy widerstand dem Drang, laut zu fluchen, und beglückwünschte sich insgeheim dafür, dass sie ihre Gesichtszüge so gut unter Kontrolle hatte – nun, da sie dem Mann ins Gesicht sah, den sie letztes Jahr gefeuert hatte. »Das war’s dann wohl«, sagte sie und stand auf.
»Luce, bitte, komm schon.« Fletch sprang auf die Füße. »Hör ihm zu. Erzähl ihr die Geschichte, Jack.«
Sie hätte sich denken können, warum Fletch an einem heiligen Sonntagnachmittag ins Hudson River Valley gekommen war. Jack und er waren wie Brüder.
Sie richtete ihren Blick fest auf den Bullet Catcher, der noch immer ihre Achtung besaß, und sagte: »Was du in deiner Freizeit machst, ist deine Sache, Adrien.« Er zuckte zusammen, als sie ihn bei seinem Vornamen nannte. »Solange du dich nicht umbringen lässt und rechtzeitig zur Stelle bist, wenn ich dich brauche. Doch bei diesem Fall« – sie richtete die Augen auf Jack – »würde ich dir raten, die Finger davon zu lassen.«
Jack hob einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln – eine Regung, bei der die meisten Frauen sofort schwach geworden wären. Lucy nicht. Sein charmantes Grinsen konnte er sich bei ihr sparen.
»Ich hab’s dir gesagt, Fletch.« Jacks Grinsen wurde breiter. »Diese Frau hat ein Herz aus Stein und eine Seele aus Stahl.«
Sie fixierte ihn mit einem Blick, der schon ganz andere Männer als Jack Curver in die Knie gezwungen hatte, Männer, die tapferer, stärker und klüger gewesen waren als er. »Sie sind in diesem Haus und bei Bullet Catcher nicht willkommen. Ich gewähre meine Unterstützung nicht Leuten, die mich belü– «
»Ich habe nicht gelogen.«
»Etwas nicht zu erzählen ist auch eine Lüge.«
»Lucy, hör ihn an«, bat Fletch.
»Ich will nichts hören.«
»Eileen Stafford hat keinen Mord begangen«, sagte Jack und straffte den Rücken. »Sie sitzt seit dreißig Jahren für ein Verbrechen ein, das sie nicht begangen hat, und nun wird sie bald sterben. Ich glaube ihr, Lucy. Sie muss leben, damit ich ihre Unschuld beweisen kann. Und dafür brauchen wir unbedingt ihre Tochter. Wenn wir Erfolg haben, können Sie sich den auf ihre Fahnen schreiben.«
»Da lege ich keinerlei Wert drauf.«
»Nun, aus diesem Job ist finanziell nichts herauszuholen, Sie müssten sich also mit Ruhm und Ehre zufriedengeben und auf Ihr übliches astronomisches Honorar verzichten. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass Sie unentgeltlich einen Justizirrtum aufklären.«
Sie verschränkte die Arme. Es war klar, dass er jetzt auf ihr Lieblingsprojekt zu sprechen kam – etwas, das ihr mehr bedeutete als alles andere. »So viele Unschuldige sitzen in der Todeszelle, Jack. Ich kann sie nicht alle retten.«
»Sie müssen sie auch nicht alle retten. Geben Sie mir nur Fletch, und lassen Sie ihn Ihre Ressourcen nutzen. Ich glaube an Eileen Staffords Unschuld, und ich halte es für eine wirklich gute Tat, einer Todkranken Hoffnung auf Leben zu schenken.«
Lucy stieß einen angewiderten Atemzug aus. »Ach, bitte.«
»Komm schon, Luce«, sagte Jack mit gesenkter Stimme. Sein Bariton und der Tonfall eines erfahrenen New Yorker Cops hatten es ihr schon immer angetan. »Meinst du nicht, jeder hat eine zweite Chance verdient?« Jetzt hatte er auch noch die Kühnheit zu zwinkern. Als ob sie deswegen vergessen könnte, dass seine Lüge einem ihrer besten Männer fast das Leben gekostet hätte.
»Nicht jeder«, sagte sie kalt und zeigte mit einem rot lackierten Fingernagel zur Tür. »Sie können unten warten, Jack. Ich möchte mit Adrien noch ein paar Worte unter vier Augen wechseln.«
Jack nickte, doch seine Augen verrieten nichts, weder Hoffnung noch Dankbarkeit, auch nicht die Bitte um Verzeihung für das Desaster, das er letztes Jahr angerichtet hatte.
Als er außer Hörweite war, wandte sich Lucy Fletch zu. »Warum tust du das? Du weißt doch, dass dieser Kerl … nicht zuverlässig ist.«
»Ich weiß, dass er der beste Freund ist, den ich je hatte. Ich weiß, dass Dan Gallagher bei der Sache letztes Jahr fast umgekommen wäre, und ich weiß, wie sehr dich das mitgenommen hat. Aber verdammt noch mal, Lucy, ich wäre ohne Jack nicht mehr am Leben. Er braucht Hilfe, und ich tue für ihn nur, was er auch für mich tun würde.«
»Er braucht mehr Hilfe, als du ihm geben kannst.«
»Er hat sich gefangen und leitet jetzt eine eigene Ermittlungsagentur. Außerdem ist er clean. Er will nur eine Chance, zu beweisen, dass er es noch draufhat.«
Sie hob
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