Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
lächelnd las sie den Rest des Satzes ab – »von hoffnungslos überteuertem Kohlenstoff für die Juweliere in aller Welt.«
Fletch schmunzelte und offenbarte ein paar charmante Grübchen. »Ein klasse Typ, dieser Maurice Keizer.«
»Und einer unserer besten Kunden. Ich habe ihm bereits zurückgemailt, dass du den Auftrag übernehmen wirst.« Sie legte das Gerät auf den Tisch. »Ich bin sehr zufrieden mit deiner Arbeit und freue mich, dass du bei uns bist, Fletch.«
Er stellte die Haltbarkeit von Lucys antikem Louis-seize-Sessel hart auf die Probe, als er seine auf knapp ein Meter neunzig verteilten hundert Kilo Muskelmasse nach hinten sacken ließ. »Genau der richtige Moment, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
Sie hob die Brauen. »Du darfst mich jederzeit um einen Gefallen bitten.«
»Das ist es, was ich so an dir schätze, Luce, und warum ich hier bin.«
»Hier in den Staaten bei Bullet Catcher oder hier an diesem schönen Frühlingstag in meiner Bibliothek, obwohl du dir viel lieber draußen auf dem Rasen Beulen und Schrammen holen würdest?«
Mit einem Blick auf seine Uhr schüttelte er den Kopf, und seine honigblonde Mähne wischte ihm über die Schultern. »Das Spiel ist längst vorbei. Die Jungs sind jetzt schon beim letzten Bier. Aber darum geht’s nicht. Ich bin wegen meines nächsten Auftrags hier.«
»Ich dachte, du wolltest dir einen Monat freinehmen und nach Tasmanien reisen, um endlich das Gespräch mit deinem Vater zu führen, das du praktisch schon dein ganzes Leben lang vor dir herschiebst.«
Fletch ließ die Vorderbeine des Sessels mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden aufkommen. »Gibt es da nicht so ein ungeschriebenes Gesetz bei Bullet Catcher, dass man Dinge, die man unter dem Siegel der Verschwiegenheit von jemandem erfahren hat, nicht gegen ihn verwendet?«
Lucys Miene wurde ernst. »Ich verwende hier nichts gegen dich, Fletch. Ich berücksichtige nur, was du mir anvertraut hast. Ich will dir Zeit geben, damit du tun kannst, was du tun musst – natürlich aus rein egoistischen Motiven. Mein Team soll emotional genauso fit sein wie körperlich. Ihr setzt in einem fort euer Leben aufs Spiel, als Ermittler, als Bodyguards, wenn ihr Leib und Leben unserer Kunden beschützt. Ihr könntet das nicht leisten, nicht in der Perfektion, die ich von euch verlange, wenn es bei euch privat nicht stimmt.«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Bei mir läuft privat alles bestens, Luce. Ich arbeite hart, ich strenge mich an, und im Grunde gefällt es mir, täglich mein Leben zu riskieren. Ich bin wegen eines Freundes hier.«
»Ein Freund von dir braucht die Bullet Catcher?«
»Sozusagen. Ich würde gerne die Zeit bis zum nächsten offiziellen Auftrag dafür nutzen, aber es kann sein, dass ich deine Kontakte und … « Er hielt inne und blickte ihr direkt in die Augen. »Deine Unterstützung brauche.«
Sein Tonfall machte Lucy neugierig. Offenbar rechnete er nicht damit, dass es einfach werden würde. »Worum geht es bei der Sache?«
»Ich muss eine Frau finden. Ich weiß weder, wer sie ist noch wo sie sich aufhält. Aber wenn ich sie finde, brauche ich sie nackt und wehrlos. Ich werde ihr Leben auf den Kopf stellen und sie wird sich am Ende wünschen, sie wäre mir nie begegnet.«
Lucy konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Und was genau ist hier anders als sonst, wenn du samstagabends ausgehst?«
»Diese Frau ist möglicherweise der Schlüssel zu einem Mord, der dreißig Jahre zurückliegt.«
Lucy stützte ihre Ellbogen auf ihren viktorianischen Schreibtisch, legte das Kinn auf die Fingerknöchel und erwiderte seinen Blick. »Ich möchte die ganze Geschichte hören.«
Fletch nickte und machte einen tiefen Atemzug. Für einen Mann, der als ungestüm und impulsiv galt, gab er sich heute erstaunlich bedächtig, fand sie.
»Der Freund, den ich erwähnt habe, arbeitet zurzeit daran, das Kind einer Frau wiederzufinden, das sie sofort nach der Geburt weggegeben hatte. Vor einiger Zeit schon hat er für eine andere Kundin ermittelt, die in den siebziger Jahren über ein illegales Adoptionskartell verkauft worden war. Offenbar gab es da eine Hebamme, die von einem Farmhaus aus regelrecht mit Babys gedealt hat, die Adresse lautete Sapphire Trail. 1982 flog die ganze Geschichte spektakulär auf. Zu dem Zeitpunkt waren etwa tausend Babys verkauft worden, und bis heute wird versucht, sie ihren leiblichen Müttern wieder zuzuführen.«
Lucy nickte. »Mir sind ein paar Fälle
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