Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Haar und versuchte, sie zu sich zurückzubewegen. »Komm schon, Liebes. Wir wollen doch jetzt nicht so ein Gespräch führen.«
» Du willst es nicht.«
»Ganz genau.«
Sie stützte sich auf den Ellbogen, und es war sonnenklar, dass sie ihm jetzt gleich eine Standpauke halten würde, die seinen Steifen killen und diesen nächtlichen Sex vermasseln würde. Außerdem würde er noch einmal überdenken müssen, was wahre Dummheit war. Dumm war nämlich, mit einem Steifen und einer Schönheit im Bett zu liegen und ethische Fragen zu diskutieren.
Er legte ihr die Hand auf den Mund, ehe sie loslegen konnte. »Hör zu, Vanessa. Mein Daddy hat mir eine Knarre in die Hand gedrückt, als ich drei war. So ist das eben dort, wo ich aufgewachsen bin.«
»Ach ja? Du hast aber zwei Hände.«
»Ja, in die andere hat meine Mom mir eine Bibel gelegt, nur um mich zu verwirren.«
»Du kannst also besser schießen als beten.«
»Oh, ich bete immer, bevor ich abdrücke. Außerdem … « Warum sollte er ihr das jetzt nicht sagen? Die Stimmung war sowieso im Eimer. »Ich bin eine sehr guter Schütze, ob dir das gefällt oder nicht. Ich treffe auch auf größte Entfernung.«
»Schön für dich.« Mit einem verächtlichen Zischen ließ sie ihren Kopf in das Kissen sinken und sah ihn dann kalt an.
»Wenn ich dir eine persönliche Frage stelle, bekomme ich dann eine absolut ehrliche Antwort?«
Oh Mann, er hasste das. Andererseits war es ihr gutes Recht, ihm Fragen zu stellen. Sie hatten miteinander geschlafen, sie hatten einander vertraut. War es da nicht recht und billig, Aufrichtigkeit zu erwarten? Vielleicht würde er sie dadurch für immer verlieren, aber er wollte nicht mehr lügen. Nie mehr.
»Nur zu, frag mich«, forderte er sie auf und rechnete mit dem Schlimmsten.
»Wie viele Menschen hast du ermordet, Wade?«
Er hielt ihren Blick, ohne zu zucken. »Im Krieg gehört das Töten dazu, da spricht man nicht von Mord.«
»Wie viele?«
»Bist du sicher, dass du das wirklich wissen willst?«
»Ja.« Sie schob sich in eine aufrechte Position. »Einen? Zehn? Fünfzig?«
Was auch immer er ihr als Zahl angab – sie würde sich wünschen, nie danach gefragt zu haben. »Du musst wirklich nicht – «
»Verdammt, wie viele, Wade?«
»Vier.«
Sie starrte ihn an. »Du hast vier Menschen getötet.«
Im Krieg waren es noch viel mehr gewesen, aber diese vier würde sie ganz sicher als Morde bezeichnen.
»Einen Al-Kaida-Terroristen in Pakistan, sauber ins Atlasgelenk getroffen, genau hier.« Er berührte sie knapp über dem Haaransatz zwischen Genick und Hinterkopf. »Die Stelle garantiert den sofortigen Tod.«
Sie zuckte voller Abscheu zusammen, aber damit hatte er gerechnet.
»Dann habe ich einen philippinischen Warlord erschossen, in Quezon City, – auf den Philippinen – aus einer Entfernung von tausendsechshundert Meter. Dabei wurden sechzig Menschen befreit, die er in einem Gefängnis verhungern ließ.« Er schwieg einen Augenblick, damit sie die Geschichte verarbeiten konnte. »Als Nächstes habe ich in Sierra Leone einen erledigt, der mit Blutdiamanten gedealt hat und persönlich für den Tod vieler Dutzend Kinder verantwortlich war.«
Bis jetzt hatte sie noch nicht einmal gezwinkert. »Das macht drei.«
»Nun, der Letzte«, setzte er an und schloss in einem Anflug von Selbsthass die Augen, »das war in Budapest – eine wirklich miese Geschichte. Damals habe ich beschlossen, nicht mehr für die US -Regierung zu arbeiten, sondern nur noch für private Auftraggeber.«
»Du bist also … so was wie … ein … ein Auftragskiller?« Sie klang entsetzt.
»Bezahlt von deinen Steuergeldern.«
Die Zeit verstrich, und nur der Schlag seines Herzens begleitete die scheinbar endlosen Minuten, in denen sie ihn mit strengem Blick musterte. Mit Sicherheit würde sie ihn für schuldig befinden und für immer verabscheuen.
Doch dann wurde ihre Miene weich. Sie seufzte und zu allem Überfluss legte sie ihre Hand auf seine Wange.
»Das scheint dich ganz schön mitgenommen zu haben, Billy Wade.«
Sein Magen sank ihm in die Kniekehlen. »Ich bin nicht stolz darauf, wenn du das meinst. Ich habe meine Arbeit gemacht. Und ich habe sie richtig gemacht.«
»Aber ich hätte damit gerechnet, dass ein harter Kerl wie du diese … Tötungen … wie Orden vor sich herträgt. So viele Menschen gerettet, Kinder gerächt, Bösewichter ausgelöscht.«
»Es sind sehr gemischte Gefühle«, gab er zu und hätte gern ihre Finger geküsst, für den
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