Bullet Catcher: Wade (German Edition)
sprechen und was er in diesem Moment für sie empfand.
DochalserihretränennassenAugensah,bliebenihmdieWorte im Hals stecken. »Warum weinst du? Wegen all der Liebe?«
»Nein.«
»War es zu intensiv?«
»Nein.«
»Weil du jetzt weißt, wie gut die gute Sache wirklich ist?«
Sie stieß ein ersticktes Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Das hatte ich schon unten am Strand verstanden.«
»Warum dann?«
»Weil du der netteste, erotischste, süßeste Mann bist, der mir je über den Weg gelaufen ist.«
»Ja?« Er unterdrückte ein Lächeln und verspürte ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit in sich aufsteigen. »Danke.«
»Und du kaltblütig vier Menschen umgebracht hast.«
»Du hast mir diese Vergangenheit gerade eben vergeben.«
»Ja. Aber Vergeben und Vergessen ist nicht dasselbe.«
Er ließ seinen Kopf ins Kissen sinken. Was hatte er erwartet? Alle Liebe der Welt konnte die Fakten nicht auslöschen.
An Samstagvormittagen lief in der Zentrale von Bullet Catcher alles ein bisschen anders als an den anderen Werktagen. Lucy genoss jene besondere Atmosphäre der Zusammenkünfte, bei denen alle Team-Mitglieder, die es möglich machen konnten, sich trafen und laufende Projekte besprachen oder neue Aufträge übernahmen.
Manchmal kamen bis zu acht Mitarbeiter, und am Nachmittag wurde es oft richtig locker und kameradschaftlich. Wenn Johnny Christiano in der Stadt war, kochte er für alle irgendetwas Sensationelles. Dan Gallagher organisierte sofort ein Fußballspiel auf ihrem Rasen, bei dem, wenn auch noch Alex Romero und Max Roper da waren, gern mal alte Rivalitäten auf freundschaftliche Weise gepflegt wurden.
Manchmal gesellte sich auch Chase Ryker dazu; vor zwei Monaten hatte er Arianna Killian mitgebracht, die bei Bullet Catcher als erste Ermittlerin mit übersinnlichen Fähigkeiten eingestiegen war.
Früh am Morgen war bereits Lucys ehemalige Assistentin Raquel eingetroffen, die ein Jahr lang mit dem Ex-Doppelagenten und Multimillionär Grigori Nyekovic durch die Welt gereist war. Strahlend hatte sie verkündet, dass sie nun mit Lucys langjährigem Freund verlobt sei.
Voller Vorfreude sowohl auf den Nachmittag als auch auf die morgendliche Arbeit trat Lucy weg vom Fenster, um ihre Notizen für die Telefonkonferenz mit Wade zu holen. Doch als sie eine dunkle Limousine über die Auffahrt heranrollen sah, blieb sie stehen.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Nicht zu glauben. Er war tatsächlich pünktlich.
Lucy ballte ihre Hände zu Fäusten und sah zu, wie Jack Culver aus dem Wagen stieg. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass er lang und tief einatmete.
Warum brauchten sie eigentlich beide immer besonders viel Sauerstoff, wenn sie sich zusammen an einem Ort aufhielten?
Am Schreibtisch griff sie zu ihrem Blackberry, um sich die Tagesordnung noch einmal anzusehen und zu überprüfen, ob Avery das Memo so verschickt hatte, wie sie es angeordnet hatte. Die heutige Agenda enthielt eine Liste aller Teilnehmer, sodass Dan nicht der Schlag treffen würde, wenn er dem Mann begegnete, der ihn um ein Haar getötet hätte.
DasMemogabihmdiefaireChance,demTerminfernzubleiben.ErwargeradesehrintensivmiteinerSicherheitsanalysefüreinUnternehmeninderStadtbeschäftigt,wasihmeinengutenVorwandbietenwürde,nichtzukommen.Allerdingswarersamstags fast immer da und gehörte meist zu den letzten, die gingen.
Vielleicht würde er also trotzdem auftauchen und wie üblich seinen Platz zu ihrer Rechten einnehmen, um alle Bullet Catcher, auch die ehemaligen, daran zu erinnern, welche – wenn auch inoffizielle – Stellung er in der Firma genoss.
Sie summte ihre Assistentin an. »Jack Culver ist gerade eingetroffen. Bring ihn bitte direkt in die Operationszentrale. Miranda und Fletch dürften schon dort sein, glaube ich.«
»Ja, sind sie.«
»Und ich muss dir das wahrscheinlich nicht extra sagen, aber – «
»›Erzähl Jack nichts, auch wenn er noch so sehr versucht, etwas aus dir herauszulocken?‹«
Lucy lachte. »Sieht so aus, als wüsstest du Bescheid.«
»Keine Sorge, Luce. Ich kenne diese Maschen.«
Es hatte schon stärkere und klügere Frauen als Avery Cole gegeben, die gedacht hatten, dass sie Jack durchschauten. »Pass trotzdem auf.«
Avery lachte kurz auf. »Schon kapiert.«
Lucy schob ihre Unterlagen zusammen und durchschritt die Verbindungstür zwischen ihrem Büro und der benachbarten Operationszentrale. Alle waren leger gekleidet, was aber nichts an der aufgeladenen Atmosphäre im Raum
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