Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
Vom Netzwerk:
und
paranoid zu werden. Er blieb dort solange beobachtend stehen, bis er sich
sicher war, den nächsten Gang längst überquert zu haben, bliebe er an der
Kreuzung nicht stehen. Dann drehte er die Zeit zurück, um das nächste Mal an
der besagten Kreuzung nicht stehen zu bleiben. So erlebte „mein anderes Ich“
das Spiel. Anscheinend war sein einziges Kalkül, möglichst ungesehen, an einem
bestimmten Punkt zu gelangen, wenn die „zehn Minuten“ des ersten Teils um sind.
Dummerweise verfolgten die meisten anderen eine viel klügere Strategie.
>Ich<, der von Außerhalb beobachtete, erlebte, wie drei Gegner meines
Doppelgängers ganz genau wussten, wo und wann er war – und ich dachte: „Mein
Ebenbild >wird< verlieren!“
     
    .Ich weiß nicht, wie das kommt, aber ich habe große Zweifel,
dass mir das Spiel Spaß machen würde.
    _.Das Nikulin-Syndrom…
    .Was meinst du?
    _.Die Spaltung eines Egos in zwei sich ausschließende. Es
gibt zahlreiche Gründe für die Spaltung und ein massives Problem bei der
Rekombination: Wie soll man zwei gegensätzliche Meinungen wieder in einem Geist
verbinden? Das war ganz am Anfang ein großes Thema.
    .Das sollte technisch kein Problem sein: zusätzliche
Speicherstellen, die mit denselben Bereichen assoziiert werden…
    _.Und dann platzt dein Gehirn wenn nicht von Platzmangel,
dann wegen multipler Schizophrenie!
    .Und wie hat man das Problem gelöst?
    _.Hör zu James, die Lösung ist viel zu umfassend, als dass
ich jetzt Lust hätte, es dir zu erklären … ich kann dir nur soviel sagen, dass
man den Lösungsansatz „Delegarie“ nennt – vom lateinischen delegare –
das sind Begriffe aus der Politik.
    .Okay, Violence, dann würde ich vorschlagen, dass du mir
etwas zeigst, was >dir< gefällt.
     
      Wir standen noch bei der Ausstellung des vierdimensionalen
Schachspiels. Ihr Blick streifte die Menschenmassen, ihre Augen beschrieben
eine Sinuskurve, bis meine gespannte Miene die Kurve kreuzte, sie aus der
Konzentration riss und leicht erschreckte. Eine Sekunde später lächelte sie
schon geheimnisvoll, als wenn sie bereits woanders war – dort, wo es ihr
gefällt. Und sie sprach langsam fast zärtlich ohne aus dem Zustand zu erwachen:
     
    _.Ja, es gibt etwas, das ich dir unbedingt zeigen will…
Diesmal laufen wir – es sind nur fünfzig Kilometer…
     
      Ein unsichtbares Messer schnitt die wimmelnde Masse
entzwei und bildete einen drei Meter breiten, geraden Tunnel, der nach oben,
die Krümmung der Kugel entlang einschlug. Unvermittelt rannte Violence los, nur
einen Augenblick nach dem ein Windstoß unsere Garderobe gegen eine sportliche
Variante umstieß. Sie hatte einen kirschroten Anzug, Meiner war karminrot… Eine
Zögersekunde meinerseits ergab eine zehn Meter weite Lücke zwischen uns. Dann
erst, erstaunt über den plötzlichen Wandel ihres Gemüts, flitzte ich los wohl
merkend, wie leicht sich mein Körper anfühlt, wie weich das Schuhwerk ist, wie
präzise mein Schritt, wie seicht und willkommen der Gegenwind.
     
      Ich erreichte fast ihre Höhe, und wir beschleunigten uns
immer weiter. Stets fünf Zentimeter dicht hinter ihr, versuchte ich sie
einzuholen, doch jeder ihrer nächsten Schritte war einen Tick länger, bis wir
erst kurz vor der Schallmauer die Grenzen unserer vordefinierten Möglichkeiten
spürten: die Beine wurden schwer, wie Steine; die Luft wurde dick, wie Wasser;
die Muskeln wurden heiß, wie Wüstensand… Unser Marathon wurde von einer
eigenartigen Geräuschkulisse begleitet: Die Menschen vor uns schienen
schrillend zu schreien, wie tausend Trillerpfeifen, die hinter uns summten ein
dumpfes Lied von Durcheinander. Von der Seite dagegen erreichte uns ein
Kunterbunt aus einzelnen Lauten.
     
      Kurz vom Ende des Tunnels (nach etwa drei Minuten des
Laufs) verdickte sich die Luft soweit, dass unser letzter Sprung, der zehn
Sekunden andauerte, uns auf Schrittgeschwindigkeit abbremste und, wieder
umgekleidet, quasi „ausspuckte“. Wir machten noch ein Paar Schritte, kaum etwas
vom langen Ritt merkend und blieben vor einer grandiosen Kulisse aus tausend
metergroßen Planeten, die in der Luft hingen, stehen.
     
    _.Jeder hat mehrere oder wenige Gründe, nicht dem Beispiel
des großen Enrico zu folgen. Das ist eins meiner Gründe.
    .Das sind Planeten… Was ist mit denen?
    _.Diese sind Echt!
    .Ach! Habt ihr echte Planeten gebaut?
    _.Nein!! Die waren schon da!
    .Wo? Ach … meinst du, ihr seid doch rausgeflogen?
    _.Na sicher! Wir sind

Weitere Kostenlose Bücher