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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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mir und meinen eigenen Körper.
     
      Violence stellte sich schnell vor mich und fasste mich an
den Schultern, >dann< erst wurde mir schwindlig und ich spürte noch eine
weitere Sekunde lang, dass mein Geist immer noch „fällt“ … sich also an die
Umstellung erst gewöhnen musste.
     
    _.Geht?
    .Mm.
     
      Sie drehte sich von mir weg, machte ein Paar Schritte,
schaute sich langsam um, blickte kurz in den Himmel. Als sie sich wieder zu mir
drehte, „leuchtete“ sie breit grinsend, als wäre sie ein sechsjähriges Mädchen
auf einem Blumenfeld. Sie hob leicht ihre Hände zu den Seiten, wie wenn man
fragt: „Was hältst du davon?“ Erst dann drehte ich mich auch und erforschte die
Umgebung… Ich war skeptisch – überall nur Sand und Stein, eine dünne, leicht
orange Atmosphäre mit einem seltsamen, aber nicht weiter störendem Geruch, eine
leuchtende Grapefruit über dem Kopf – ist das echt und ist das spannend? … Ich
stürzte auf den Boden, weil Violence über mich her fiel. Ich schlug mit dem
Gesicht so heftig gegen den Grund, dass mein Mund sich mit Sand und Staub
füllte – ich musste spucken und pusten. Sitzend auf den Knien warf ich einen
fragenden Blick auf meine Peinigerin, die ebenfalls auf dem Boden sitzend ihre
Hand in den Sand steckte.
     
    _.Nimm eine Hand voll Erde und lass den Sand durch die
Finger rieseln. Skepsis ist hier fehl am Platz… Ich weiß, es ist schwer zu
glauben, wenn die Reise an sich nicht stattfand. Wir sind nun mal auf Teilchen
mit begrenzter Geschwindigkeit nicht angewiesen, wir waren in einem Augenblick
zwanzig Lichtjahre weit gereist, unsere Körper wurden soeben „gedruckt“ … dein
Geist ist noch auf der Erde, doch deine Hände und Füße sind auf Kerras, dem
dritten Planeten eines Sterns im Sternbild Waage… Wenn du nach zwanzig Jahren
einen Blick von der Erde auf diesen Planeten wirfst, wirst du uns sehen … du
wirst dich sehen, wie ich dir einen Tritt verpasst habe … alle werden es sehen…
    .Das ist nicht genug… Erklär mir lieber, warum wir atmen
können, warum wir ohne Spezialanzüge laufen, warum ich mich nicht anders fühle,
als auf der Erde … wenn man von der saueren Luft, der Farbe des Himmels und dem
ungewöhnlich kleinem Sand absieht.
    _.Dein Körper >ist< bereits ein Spezialanzug: der kann
einen Druck von achthundert Bar aushalten, eine Temperatur von
tausendfünfhundert Grad Kelvin und einen Sauerregen überstehen … und der kommt
ohne externe Energie und ohne Sauersthof aus. Du atmest aus Gewohnheit – das
brauchst du nicht. Die Säure auf deiner Zunge ist das Schwefeldioxid. Der Sand
ist allerdings gemeiner weise genau so groß, wie auf der Erde, bloß >du<
bist größer. Die Fallbeschleunigung ist auf diesem Planeten etwa doppelt so
groß, also sind unsere Körper auch entsprechend dreieinhalb Meter, damit sich
die Verhältnisse ausgleichen.
    .Siehst du: alles Trug und Täuschung – wie soll ich da
glauben?
     
      Violence überlegte: Ich konnte sehen, wie ihre Lippen
zuckten, wie sie Varianten aussortierte indem sie ihren Kopf kaum merkbar
schüttelte, wie sie wegschaute, wenn ihr moralisch fragwürdige Lösungen durch
den Kopf gingen, wie sie dann nur noch durch mich hindurch schaute, um das
Subjekt in mir auszublenden. Dabei saßen wir auf Knien, wie zwei Kinder im
Sandkasten, die sich gerade getroffen haben und versuchen, sich gegenseitig
einzuschätzen… Bald „ging ihr ein Licht auf“ – mit einem flüchtigen Lächeln
schaute sie mir wieder kurz in die Augen und sank ihren Blick verschämt zum
Boden, als das Lächeln zum Grinsen erwuchs. Eine Sekunde später schaute sie zur
Seite, in den Himmel, wo ich einen immer größer werdenden schwarzen Kreis
erkennen konnte. Meiner Erfahrung nach konnte es nur eins bedeuten: Violence
hat eine Kugel gerufen, die etwas an der bestehenden Materie verändern soll.
Ungeachtet einer gewissen Vertrautheit bezüglich dieses Phänomens und des
unvermeidlichen Vertrauens gegenüber Violence … oder Cilli … oder Celeia, der
Frau oder dem Mann, die mich andauernd täuschen, mich an der Nase führen,
empfand ich eine tiefe substantielle Furcht vor dem wachsendem Riss im
Kontinuum, denn meine gesamte frühere Erfahrung versprach nichts, aber auch gar
nichts Gutes. Nur der runde Schatten auf dem Boden vermochte meine Ängste zu
mindern, der zwar auch bedrohlich, aber wenigstens nicht so surrealistisch
wirkte. Auch Violence, die mich keines weiteren Augenkontakts für würdig

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