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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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Scheiben, Sterne
wären die heißesten Orte; nie wieder wird man Galaxien mit Sterne verwechseln.
Und dank der täglich neu entwickelten, virtuellen Sinnesorgane wird man nie
wieder dem Irrtum erliegen, das Universum könne man nicht hören, nicht riechen
und tasten, es auf Tausend weiteren Wegen empfinden.
     
      Nach hundert Jahren des Rechnens wusste man von allen
Planeten der Milchstraße, konnte man halbe Milliarde Lichtjahre entfernte
Sterne sehen, unsere Galaxie virtuell verlassen, um die Lokale Gruppe zu
besuchen, die Kollision mit Andromedanebel präzise vorhersagen, die Entstehung
aller kosmischen Objekte nachvollziehen… In tausend Jahren erreicht das Auge
die Dicke der Spiralarme, einzelne Zellen des Auges werden die Galaktische
Scheibe von außen sehen, damit beginnt das Zeitalter des intergalaktischen
Reisens. Was danach kommt wollen sich nur wenige denken, da die Zahlen, die zu
der Reisezeit gehören, Einem Angst einjagen…
     
      In erster Linie ist das Forum ein Ort der Wissenschaft und
ein Ort der Muße, wo man hingeht um zu forschen oder eben abzuschalten, sich
verzaubern zu lassen. Außer dem kann ein Mansch jeden signifikanten Ort
innerhalb der Kreatur besuchen, jeden Ort, wo eine Zelle zurückgelassen wurde.
Dann erhält man einen passenden Körper, im Zweifelsfall mit einer passenden
Hülle für einen adäquaten Spaziergang bei entsprechender Zielsetzung. Und so,
während Violence mir die wichtigsten Funktionen meines Anzugs erklärte, machte
ich parallel eine vierzigjährige Reise zum Kerras, dem dritten Planenten eines
roten Zwergs ebenfalls namens Kerras, dessen Licht zwanzig Jahre bis zu Erde
braucht.
     
    ……
     
      Mein Spezialanzug roch nach frisch geformten Materialien,
wie das ein Neuwagen normalerweise tut. Und wie man am Geruch die „economy
class“ ganz leicht von der „first class“ unterscheiden kann, so roch ich mich
in der Luxusvariante eines Raumanzugs. Er duftete nach edlem Leder, wertvollem
Pelz und feinsten Kunststoffen. Dabei war mir vorher gar nicht klar, dass Pelze
und Kunststoffe riechen können... Außerdem empfand ich eine angenehme Note
eines delikaten Parfüms… Die Armen wissen wahrscheinlich gar nicht mehr, wie
kalter Schweiß und verbrannter Gummi riechen.
     
      Der Anzug saß perfekt – eben wie angegossen. Dem Gefühl
nach, trug ich keine Unterwäsche. Nirgends empfand ich ein Jucken oder Ziehen,
da anscheinend jeder Millimeter meines Körpers gleichzeitig von feinen Härchen
„strapaziert“ wurde, die sich angeblich unter die Haut gebohrt haben, um meinen
Kreislauf mit Stoffen zu versorgen. Das war noch Okay, obwohl ich
wahrscheinlich deswegen nicht wusste, ob es mir kalt oder heiß war. Was
>wohl< komisch war: ich empfand weder die Anwesenheit, noch das Fehlen
der Genitalien – konnte einfach nicht mit Sicherheit sagen, ob die da sind.
Noch viel seltsamer war es, die Außenhaut des Anzugs zu empfinden, als wäre sie
meine eigene, weswegen ich mich nackt fühlte, obwohl ich so dicht verpackt war,
dass ein Schweißtropfen kein Freiraum hätte, sich zu entfalten … wenn mein
Körper denn überhaupt schwitzen würde.
     
      Die Belastung durch die doppelte Schwerkraft war
allgegenwärtig, doch ich wurde nicht müde. Insgesamt fühlte ich mich, als wäre
ich gerade mal zwanzig Meter gelaufen und nicht zwanzig Minuten… Die sich
abwechselnden Anzeigen berichteten mir ständig über den Ausgleich der
Chemiewerte in meinem Körper: mal wurde der Kreatinwert erhöht, mal Serotonin
abgebaut, Adrenalinwert leuchtete alle fünf Sekunden rot auf und verschwand bei
grün wieder. Mineralien hatten einen festen Platz - Calcium-, Natrium-,
Magnesiumwerte blinkten oder ruhten am linken Rand des Monitors. Unten:
Temperatur, Druck, Strahlung, Luftbeschaffenheit… Ich fühlte mich ein wenig
„android“, weil ich alles verstand und reagieren konnte, wenn auch es
normalerweise nicht notwendig war.
     
      Neben den Atemgeräuschen von Violence und dem Trommeln
meines eigenen Herzens hörte ich paranoidale Musik aus den Kopfhörern oder
direkt in meinem Kopf – sie war so leise, dass ich nicht sicher war, dass sie
keine Einbildung ist. Die Melodie … oder vielleicht eher eine Aneinanderreihung
der Klänge vermengte sich mit den visuellen Wahrnehmungen: den Schritten von
Violence, meinen eigenen Schritten, dem rieseln des Sandes unter den Füßen, den
sanften Bewegungen der Atmosphäre … Ich meinte, jeden Stein zu hören, der an
uns vorbei liegen blieb,

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