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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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ich hörte das Vibrieren der Bergketten am rechten
Horizont und das Zischen der Sonne über unseren Köpfen. Drehte ich meinen Kopf,
blieb die Geräuschkulisse stehen, wie das gewöhnlich auf offener Strasse
geschieht. Hörte ich ein rascheln hinter meinem Rücken, drehte ich mich um und
sah einen Sandwirbel in mehreren hundert Metern Entfernung.
     
      Sobald ich stehen blieb und meine Augen schloss wurde die
Melodie lauter. Ich hörte das Aussetzen der Schritte von Violence, ihre
Drehbewegung, ihr Innehalten. Ihre Silhouette manifestierte sich in meiner
Vorstellung, sie bebte in meinen Ohren… Der Sandwirbel bekam eine Gestalt,
bewegte sich langsam, wurde schwächer und verschwand bald. Jetzt hörte ich
Violence lauter: Sie bewegte ihre Arme langsam hoch und runter – sie machte es
sanft, wie eine Ballerina, die einen Schwan darstellt – ich hörte es deutlich
hinter meinem Rücken… Sie duckte sich und griff mit der Hand in den Boden, dann
hörte ich eine brummende Vibration ähnlich, wie wenn ein Jedi sein Schwert
schwingt und ein Rascheln, wie wenn tausend kleinste Glasscherben auf härtesten
Metal hernieder prasseln – sie schmiss Sand in meine Richtung. Unmittelbar darauf
spürte ich den Sand gegen die Außenhaut meines Anzugs prallen.
     
      Violence machte die fehlenden Schritte in meine Richtung,
sie veranstaltete ein Tänzchen im Kreis um mich herum. Das hörte sich an, wie
ein Bienengeschwader, nur nicht so bedrohlich, so als wären die Bienen noch
nicht ganz wach nach dem aufstehen. Bedrohlich klangen ihre Bewegungen erst,
als sie zackiger wurden, während ihr Tanz allmählich zu einer Taijiquan-Übung
der flotteren Art wurde. Ich sammelte all meinen Mut, schärfte die Sinne und schnappte
mir ihre Hand, als sie an meinem Visier vorbeischwebte. Zwei Sekunden später
tanzten wir einen Walzer, und die Musik dazu wurde von meinem neuen Sinnesorgan
laufend und passend zu unseren Schritten komponiert… Nach der vierten Drehung
blinkten allerdings alle meine Werte tiefrot auf, so mussten wir bald aufhören,
weil die Anstrengung der Muskeln nicht fließend ausgeglichen werden konnte….
     

.Ich erinnere mich, du hast ein Diplom in
Geschichte – erzähl mir eine.
     
    _.Eine Geschichte?... Gut, ich habe eine Geschichte für dich
… ich muss nur überlegen, wo sie anfängt… Ich würde sagen, sie fängt noch vor
deiner Zeit an – etwa um die Jahrtausendwende mit der Etablierung des Computers
und der Entschlüsselung der DNS, als die Unsterblichkeit von einem Mythos zu
einer realen Vision wurde. Um diese Zeit entfachte die Diskussion um das „Für“
und „Gegen“ die Unsterblichkeit. Beide Seiten waren überzeugt von ihren eigenen
Argumenten und hielten, wie es damals üblich war, die Gegnerischen für
lächerlich… Die einen sagten: „Wenn niemand mehr stirbt, haben wir bald eine
Überbevölkerung der übelsten Sorte!“ Darauf antworteten die Anderen: „Die
Menschheit könne sich in den Kosmos ausbreiten, wenn auf der Erde der Wohnraum
ausgeht“. Noch andere präsentierten eine mathematische Rechnung, bei der die
Anzahl der Menschen >nur< um das Doppelte wächst, wenn jedes Paar nur ein
Kind zeugt. Schließlich könne man ja ganz auf Kinder verzichten, wenn sowieso
keiner mehr stirbt. Diese Vorstellung war allerdings für viele ein Horrorszenario,
weil für sie eine Welt ohne Kinder … na ja … und im Grunde hat diesem Argument
niemand direkt widersprochen, weil wenigstens auf einer emotionalen Ebene jeder
wusste, dass es ein großer Verlust wäre. Nur … beim Abwiegen zwischen einer
Welt ohne Kinder und einer Welt ohne >sich selbst< wusste jeder für sich,
was schwerer wiegt. Also passierte das, was im Idealfall bei einer kontroversen
Diskussion passieren sollte: jeder, der eine Meinung hatte, blieb bei seiner
Meinung, der Rest hat sich reibungslos unter den Parteien aufgeteilt. Die Einen
sagten: „Ich will in einer Welt ohne Kinder nicht leben.“ Und die Anderen
meinten: „Ich fürchte den Tod mehr, als eine Welt ohne Kinder“. Vielleicht war
die Wortwahl nicht so dramatisch, aber sinngemäß sollte es so stimmen. Und …
sicherlich gab es auch andere Argumente und Streitpunkte zum Thema
Unsterblichkeit, ich habe das Thema nur herausgepickt, weil das für den
weiteren Verlauf der Geschichte wichtig ist. …. Dann kam die Unsterblichkeit,
und sie kam schleppend. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, wann sie kam, man
kann nur sagen, wer davon letztendlich profitierte. Die Hilfsmittel

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