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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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haben, sind dabei, ein Loch in die
abgesperrte Tür zur Brücke herauszuschneiden. Einer erstattet Ryudiga Bericht,
wirkt dabei völlig entspannt: weder macht ihm die Furcht erregende Umgebung
Angst, noch merkt man ihm angesichts der hohen Autoritäten irgendwelche
Nervosität an. Er sieht eher aus, als würde er Ryudiga seinen Plan erklären,
wie er die Mädchen hinter der Tür umgarnen will. Ryudiga teilt allerdings
seinen Optimismus nicht, erklärt ihm seinen Standpunkt, so wie ein
Fußballtrainer seinem Assistenten die neue Taktik erklärt. Die Beiden einigen
sich auf eine Vorgehensweise und Ryudiga kommt zu uns rüber, die sich in
Deckung halten, um zu berichten.
     
    R…Die Männer haben beinahe das ganze Schiff gescannt, bis
jetzt nur drei eingefrorene Leichen gefunden. Auf der Brücke befinden sich vier
regsame Ziele mit schwachen Vitalfunktionen.
    .Kawarimono?
     
      Ryudiga verzieht, unglücklich über meine unnachgiebige
Neugier, sein Gesicht und dreht sich zu Heruge. Sie reden miteinander mit
Augen, Mimik und Gestik ohne auch ein Wort laut auszusprechen: „Siehst du, was
ich erdulden muss?“, sagt Ryudiga zu Heruge. „Meine Güte, als würde deswegen
die Welt untergehen!“, antwortet Heruge. „Du hast gut reden!“, lässt Ryudiga
nicht locker… Zwei Minuten später folgen wir den jungen Offizieren durch das
frische Loch in der Tür auf die Brücke.
     
      Die Zombies enttäuschen meine Erwartungen – ich lasse
meinen Hanashinoken los, denn uns droht offensichtlich keine Gefahr. Alle viel
wirken apathisch, jeder allerdings auf seine eigene Weise. Da wäre der Zombie
Nummer eins, der in verdreckten Klamotten auf dem Boden liegt und die Decke
anweint. Der Zombie Nummer zwei sitzt, an die Wand gelehnt, auf dem Boden und
pult an einer Wunde am Knie. Der Dritte ist der aktivste von Allen – will den
nächsten Offizier umarmen … das sieht sogar ein wenig gruselig aus, aber keineswegs
aggressiv. Der vierte Zombie wirkt zwar passiv und apathisch, hält aber die
Steuerung des Schiffs in seinen Händen – dieser Einer tut wenigstens etwas
Vernünftiges und prinzipiell Kompliziertes. Die vier Zombies haben allerdings
auch einiges Gemeinsam: sie sind alle kurz geschoren, tragen gleiche
himmelgrüne Kittel und dicke, warme Socken, haben einen statisch saueren
Gesichtsausdruck und alle sabbern.
     
      Während Ānorudo sich für die Steuerung des Schiffs
interessiert, die Spezialeinheit sich um die Nummer eins und Nummer drei
kümmern und während Heruge irgendetwas mit Ryudiga bespricht, hocke ich mich
zum sitzenden Kawarimono hin, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Sein
Gesichtsausdruck gleicht in etwa dem eines Kindes, das jede Sekunde anfängt zu
weinen. Auch seine Gestik ist eher jugendlich, als erwachsen, obwohl er gut
vierzig Jahre alt zu sein scheint. Hin und wieder überwindet er sich dazu, mir
in die Augen zu schauen – sein Blick ist scheu, fast ängstlich. Ansonsten
schaut er sich sein Knie an, den Boden der Brücke oder seinen mutmaßlichen
Anführer an der Steuerung. Ich fange an, Mitleid mit dieser … Kreatur zu
empfinden, will ihn ansprechen, weiß aber nicht, welche Worte passend wären.
     
    .Na, mein Kleiner, hast du dir wehgetan? Nein? Wer hat dir
wehgetan? Niemand?.. Warum bist du so traurig? Nicht traurig? Was ist los mit
dir? Was ist passiert?..
     
      Auf jede meiner Fragen schüttelt er nur den Kopf – mit
jeder neuen Frage immer kräftiger. Dabei verzehrt er sein Gesicht immer
stärker, als würde er an der Zitrone auf seiner Zunge nicht mehr lutschen,
sondern sie richtig auspressen. Seine Körperhaltung wird unruhig, seine Finger
verkrampfen, er presst seine Augen fest zusammen. Und während er ausholt, um
nach mir zu greifen, zieht mich Ryudiga aus der „Schusslinie“… Beim Hinfallen
auf meinen Hintern erblicke ich das wahre … oder zumindest das zweite Gesicht
des Kawarimono, dem ich sofort den Spitznamen „Gollum“ geben könnte: Wut, Hass,
Verbitterung, Bosheit und fletschende Zähne kommen so plötzlich zum Vorschein,
wie sie wieder verschwinden. Mich erfüllen Grausen und Befriedigung zeitgleich
– endlich ersehe ich einen waschechten Zombie, auch wenn nur für eine Sekunde …
mir ist seltsamerweise nach Lachen zumute.
     
    R…Eure Mehrheit müsst aufpassen – es besteht durchaus
Ansteckungsgefahr.
    .Dann hast du mir anscheinend das Leben gerettet... Hilf mir
hoch, Ryudiga!..
    R…Nicht gerade das Leben … eher den gesunden
Menschenverstand.
    .Was

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