Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Zentimetern!“
„Wie, in Zentimetern?“ „Wie weit darf die Klinge von meinem Ohr entfernt sein?“
„Ihr wollt im letzten Moment ausweichen?“ „Ja, im letzten Moment … und bedenke
seine Reaktion mit in deiner Rechnung – er scheint sehr schnell zu schalten!“
„Er wird es nicht schaffen zu reagieren – sein arm ist ausgestreckt, sein
Körper weit entfernt!“ „Und wie viel also?“ „Ich werde euch Bescheid sagen,
wenn es soweit ist.“
Um diesen Plan perfekt auszuführen, simuliere ich eine
verwunderte, ja sogar erschreckte Mine auf meinem Gesicht und lasse mein
Schwert hin und her baumeln, als hätte ich es nicht unter Kontrolle. Auch
meinem Körper befehle ich, gegen die eingebaute Intuition anzukämpfen und eine
allgemeine Unsicherheit vorzutäuschen. Während dessen befinde ich mich immer
noch in einer Drehung und mein Schwerpunkt liegt gut zwanzig Zentimeter vor
meinem rechten Fuß. Es erfordert von mir höchste Konzentration, Chaos und
Optimum in Gestalt und Bewegung zu vereinen.
Nachdem Ferikkusus Schwert mein Haar gestutzt hat, erhebe
ich mein Haupt mit dem Gesichtsausdruck eines Samurais, der sein Schwert
gezogen hat und bereit ist zu töten. Zumindest hatte ich vor, meine Mimik
dementsprechend anzupassen – wie ich tatsächlich aussehe, kann ich ja schwer
beurteilen… Gleichzeitig stelle ich jeglichen Chaos und jede Mangelerscheinung
ein, stramme meinen Arm und ziele mit der Spitze meines Schwerts gegen
Ferikkusus rechte Hand. „Plan A“ war, seine Hand zu treffen und verletzen.
Allerdings funktioniert „Plan A“ nicht, da seine Hand genauso schnell ist wie
mein Schwert und es schafft auszuweichen. Das bringt mich zum „Plan B“ … jetzt,
wo Ferikkusu seine Hand weit genug entfernt hat, steht er offen und fast
schutzlos da – jetzt kann ich angreifen!
Ich springe ihn mit voller wucht an. Dabei lasse ich die
Spitze meines Schwerts in der Nähe seiner Hand, um jede Reaktion vereiteln zu
können, die im in den Sinn kommt. Er versucht noch, während ich in der Luft
bin, seine Hand von der Bewachung zu befreien, merkt aber, dass es aussichtslos
ist und macht das Einzige, was ihm noch übrig geblieben ist – er lässt sich
fallen… Er lässt sich fallen und versucht dabei, mit seiner linken Hand meinen
rechten Ellenbogen zu Fassen. Das lasse ich zwar zu, aber das bringt ihm recht
wenig, denn einen Moment später lasse ich mein Schwert von meiner linken Hand
übernehmen, während die Rechte nach seiner Kleidung greift, damit er mich nicht
in der Luft drehen kann…
Nun schwebe ich über ihn, wie eine Raubkatze mit
fletschenden Zähnen – bereit, die Halsmuskeln durchzubeißen. Jetzt ist
Ferikkusus Blick nicht mehr so ruhig und konzentriert. Im Spiegel seiner Augen
merke ich Zweifel und die Vorahnung einer Niederlage. Mit dem letzten funken
der Entschlossenheit versucht er, sein Schwert gegen meinen Körper zu richten,
doch er sieht weder seine Hand noch meinen linken Fuß, der ihm die Waffe aus
der Hand schlägt. Nun verliert er die letzte Zuversicht. Seine Augen weiten
sich auf – sie wüten, sein Mund öffnet sich, die Zähne sind zusammengepresst –
die Backenmuskulatur verrät mir das, sein Hals spannt sich an, als wollte er
vorsuchen, der Schärfe meines Schwertes zu widerstehen.
Vermutlich rein intuitiv, denn seinen Augen ist keine
Vernunft mehr anzumerken, lässt er meinen Ellenbogen los und greift nach der
attackierenden Hand, doch es ist zu spät – meine Klinge ist nur noch ein Paar
Zentimeter von den angespannten Muskeln seines Halses entfernt. Ich brauche nur
noch, die angefangene Bewegung zu vervollständigen, und schon Spritzt sein Blut
unter höchstem Druck aus seiner Schlagader. Doch trotz all der guten Absichten
und Vorsätze, endlich jemanden zu töten, wie das von einem ordentlichen,
gewissenhaften Spieler erwartet wird, kann ich es nicht tun – ich bin einfach …
nicht in der Lage! Ich kann ein scharfes stück Eisen nicht in weiches Fleisch
hineinbohren … solange die Augen, die am Fleisch befestigt sind, Gefühle
ausstrahlen, mit etwas sagen. Ich kann mir tausend Mal einreden, es wäre kein
echter Mensch, es wären keine richtigen Gefühle – es bringt nichts: Ich sehe
trotzdem einen Menschen vor mir, und das Blut wird mir sicherlich keine Sekunde
lang künstlich erscheinen. Gar wenn ich wüsste, dass Ferikkusu nach seinem Tod
wieder aufsteht, seinen Kopf zurecht schiebt und mich freundlich anlächelt,
würde ich
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