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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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lieb ist.“ Ferikkusu stößt
einen kurzen Laut heraus, um seinen Vorteil des Angreifers zu entkräften – der
Kampf beginnt…
     
      Als die Zeitlupe startet, ist Ferikkusus Langschwert
bereits unterwegs zu meinem Kopf. Die unter der Sonne glänzende, äußerst scharf
aussehende Spitze des Schwertes interessiert mich aber nicht so dringend, wie
der Gesichtsausdruck meines Feindes – kein Funken Aggression ist in seinen
Augen festzustellen, sondern nur Ruhe und Konzentration. Seine Lippen sind
zusammengepresst und seine Nasenlöcher auseinander gezogen. Ich sehe, wie der
aus der Nase herausströmende Atem den in der Luft hängenden Staub herumwirbelt.
Ferikkusus Kleidung und Haar, sogar seine Wangen scheinen zu versuchen, ihn
aufzuhalten, doch sie unterliegen seiner Kraft und Entschlossenheit, welche in
der Zeitlupe unerschöpfbar erscheinen. Er sieht aus, wie eine Wachsfigur eines
Samurais, die zu lange unter der Sonne stand und nun allmählich auf den
Zuschauer einsackt, der sich davor gestellt hat. Aber nicht allein steht die
Figur vor dem Zuschauer – ein ganzes Heer aus Gaffern steht im rücken des
Samurai und zwei vermeintliche Sekundanten rechts und links einige Schritte
Entfernt beobachten eindringlich die Hauptfigur.
     
      Meine Augenäpfel sind träge – bewegen sich nur mühsam,
doch ich habe genug Zeit, mir die Menge der Schaulustigen anzuschauen: Sie
erinnert mich an ein Gemälde eines mittelalterlichen Künstlers, der es
verstand, für jede Gestalt eine eigene Mimik passend zu einer eigenen
Lebensgeschichte zu kreieren und sie gleichzeitig einer allgemeinen Situation unterzuordnen.
Die meisten sind dennoch mehr oder minder bloß gespannt auf den Kampf und
zwingen den Betrachter, seinen Blick auf die Hauptfigur zu richten.
     
      Ich schaue mir meinen Gegner wieder an, und versuche mir
die ganze Szene von der Seite vorzustellen: Ich „sehe“ mich und weiß, was ich
hier tue, dann „sehe“ ich Ferikkusu und frage mich, was >er< hier zu
suchen hat. Mich interessiert es allerdings weniger, was die Person namens
Ferikkusu, von der Aktion erwartet, die Entscheidung des entsprechenden Bots
versuche ich nachzuvollziehen: Ich gehe stark davon aus, dass der Bot ganz
genau weiß, wer diesen Kampf gewinnen wird, doch schickt den Mann trotzdem auf
das Schlachtfeld. Entweder konnte (oder wollte) der Bot seine Spielfigur nicht
aufhalten, deren ganzes Leben ja zu diesem Augenblick führte, oder das
Spielprogramm hat die ganze Idee dem Bot unterbreitet – Schicksal gegen Fügung…
Wäre interessant zu beobachten, wie solche Dinge ablaufen, ob es eine
Befehlshierarchie wie beim Militär gibt, oder werden die Szenarien
durchdiskutiert, wie in einem Parlament … oder noch besser bei einem Bier in
einer Kneipe: „Ich weiß nicht, was ich mit diesem Ferikkusu tun soll – er
lechzt nach dem Thron wie ein Verwünschter und überfordert meine Kapazitäten –
er treibt mich noch in den Wahnsinn!“ „Du hast dich wieder übernommen, du
Pflaume!“, antwortet Universus dem Bot namens Pflaume, „Aber mach dir da keine
Sorgen – wir veranstalten Morgen eine kleine Aufruhr vor den Toren der Festung.
Bring Ferikkusu dahin, ich bringe Toshirō – wir lassen sie gegeneinander
kämpfen. Dein Mann überlebt den Kampf nicht, und du bist deine Sorgen los…“
     
      Aber ich sehe gerade, die Klinge kommt mir gefährlich
nahe, und ich habe mich bis jetzt kein Stück gerührt. Ich gehe also, mehr
automatisch, als wohlüberlegt, leicht in die Hocke, setze meinen linken Fuß zur
Seite und tauche mit meinem Körper von der Trajektorie des Schwertes weg. Erst,
als ich Ferikkusus verwunderten Blick von der Seite betrachte, merke ich, dass
ich mein Schwert nicht mehr in der Hand halte, dass es genau dort stehen
geblieben ist, wo gerade noch mein rechter Fuß war. Ich stelle die Schärfe auf
Heruge um – der sieht schockiert aus … oder ist sein Gesichtsausdruck nur der
Vorbote eines Lachanfalls? … Was für eine Blamage! … Aber noch ist die Schlacht
nicht zu Ende. Nein! Sie hat noch gar nicht richtig angefangen! Noch kann sich
ein vermeintliches Desaster zu einem taktischen Geniestreich wenden. Aber wie
schaff ich das? Zurück zum Schwert kann ich nicht mehr – nicht auf direktem
Wege – dort schnellt das Schwert von Ferikkusu eine Kurve mir hinterher. Also
muss ich weiter, dahin, wo der Impuls mich hindrängt – hinter den Rücken des
Gegners. Dort schnappe ich mir seinen Gurt und drehe uns beide

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