Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
noch gar nicht an, und ich war deren
bereits überdrüssig. Großer Gott … ist das war? Bin ich in der Zukunft?
.Was … was machst du hier?
Die Frage hat den Chef überrascht. Für einen Moment
erkannte ich Zweifel in seinen Augen. Zweifel, wie mir schien, an dem gesunden
Menschenverstand, oder etwas Vergleichbarem.
….Rein theoretisch ist es mein Arbeitszimmer.
.Was machst du in der Zukunft? Bist du echt?
….Aaaa. Jetzt kommen wir zum Wesentlichen. Du schließt die
Möglichkeit der Reinkarnation nicht mehr aus und willst deine Umgebung auf
Logik und Echtheit überprüfen. Eins steht fest, ich werde für dich nicht mehr
stottern. Du musst ohne auskommen.
.Was ist hier passiert?
….So bist du gestorben … der andere >du<, der für
immer in der Vergangenheit blieb.
.Hast du mich getötet? Den anderen >mich<.
….Nein.
.Gut.
….Du hast dich selbst getötet.
.Aber du bist ins Gefängnis gegangen?
….Ich war nicht im Gefängnis, ich habe mich freiwillig
eingesperrt.
.Dachte ich mir. Habe mich kein Bisschen gewundert. Stimmt
der Rest auch?
Seltsamerweise vergas ich vollkommen, mich vor der
Situation zu fürchten, vor der Zukunft, vor den Konsequenzen, vor der
Ungewissheit…
….Welcher Rest?
.Nun, dass du Robin Good gespielt hast, dass du die Welt
gerettet hast.
….Jein.
.Verstehe. Hast du das graue Buch veröffentlicht?
….Habe ich.
.Kann ich es sehen?
Er schaute mich überlegend an, dann lächelte fies, aber
leicht verschämt. Ganz leicht. Endlich verließ er den Sessel Richtung seiner
Bücherregale. Ich wurde mir während dessen bewusst, dass ich seit einigen
Minuten im eigenen Blut sitze. Ich richtete mich auf, knackte ein wenig mit
meinen Gelenken und … nach ein Paar Orientierungsproblemen steuerte den
Waschbecken an. Beim abwaschen des Blutes tastete ich vergeblich meinen Kopf
nach Wunden ab. Es tat auch nicht mehr weh. Neben dem Becken hing saubere Kleidung.
Genau dieselbe, die ich anhatte, nur eben ohne Blut. Ich zog mich um.
Der Chef blätterte in seinem Büchlein in Erinnerungen
versunken. Ich nahm den Sessel ihm gegenüber und riss ihm das Buch aus den
Händen… Es war echt. Grauer Umschlag, graue Seiten, schwarze und weiße
Buchstaben, kein Titel, keine Herstellerdaten – nur der Text. Ich las ein Paar
Strophen: „Liebe Mitmenschen und Mitmenschinen…“ – typisch Chef, alter Zyniker…
„…wer von euch hält sich persönlich für Böse?“ Aha, ein interessanter Anfang.
Ich blätterte. „…wurde bereits mit fünf Jahren das erste Mal unmittelbar mit
dem Tod konfrontiert…“, „Wie kommt es, dass die wahren Gründe niemanden
Interessieren?“, „Was bedeutet >rot<, wem verdanken wir diesen Begriff?“,
„Der Richter erkannte im Angeklagten seinen alten Klassenkameraden und
erinnerte sich an die Einzelheiten all der Grausamkeiten, die dem Angeklagten
in seiner Jugend widerfahren sind…“. Nun bekam ich Angst. Es ist also wahr.
Jetzt, wo ich ein Stück Zukunft in der Hand hielt. Jetzt, wo die Welt um mich
herum mit jeder Sekunde immer klarer wird, wo sich jeder Zweifel im Nichts
auflöst…
….Die Gedanken im Buch sind längst überholt.
.Hast du ein Bild vom fünfundsechziger Kamikaze?
….Du meinst den Zweiundsiebziger.
Der Chef hob eine Augenbraue, er konnte das ausgezeichnet.
Meine Finger fingen an zu zittern, mein Herz schlug hart gegen meinen
Brustkorb. Das fühlte sich ungesund an. Ich atmete tief durch und war dankbar
für jede weitere Sekunde, in der ich festen Boden unter den Füßen hatte. Aus,
allem Anschein nach, einer x-beliebigen Schublade holte mein Chef einen
eingerahmten Monitor heraus und bot in mir an. Ich legte mir den auf die Knie
mit dem Bild nach unten und griff erst ein Mal nach der Packung Zigaretten auf
dem Tisch. Erst nach zwei genussvollen Zügen drehte ich den Monitor um und
versank in der Schönheit der exklusiven Automobilkunst… Es ist also wahr. Ich
träume nicht. Der Monitor zeigte den Kamikaze zunächst von Außen sich um die
eigene Achse drehend, dann kamen die Details dran, die Innenausstattung, der
Antrieb, die Verarbeitung… Während dessen schnappte sich der Chef auch eine
Zigarette und rauchte sie genüsslich. Ich schmiss das Bild respektlos auf den
Schreibtisch, immerhin saß ich bereits in einem drin, und drehte mich im Sessel
hin und her…
.Wann… Wie lange … habe ich geschlafen?
….Die Frage ließ auf sich warten.
.Wie lange nun?
….Ich
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