Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
gerade in
das Geheimnis meines Todes eingeweiht und fand es belustigend.
.Hast du denn wenigstens einen Plan entwickeln können?
….Ja, ja, doch, doch.
.Irgendwann wirst du mir diesen erzählen müssen. Und wehe
dir, du hast mich angeschwindelt.
….Nein, nein, ich hatte einen Plan, wirklich jetzt, großes
Ehrenwort.
Ich blickte ihm demonstrativ skeptisch in die Augen, doch
er lächelte mich immer noch an, als wollte er mir unbedingt demonstrieren, dass
er mich hinters Licht geführt hat. So, wie ich ihn kenne, hat er die Wahrheit
gesagt … aber … seien wir mal ehrlich, wie oft bekommt man in sechshundert
Jahren die Gelegenheit, sich zu ändern? Ach was Sechshundert … Tausend!!
….Sollen wir langsam?
.Letzte Frage. Sag … die Urne … die mit der Asche, mein
Todesengel, die stand doch immer auf deinem Schreibtisch.
….Seltsam, nicht wahr. Geradezu grotesk. Ich hatte sie am
Abend zuvor auf das Regal gestellt, weil ich vom deren bloßen Anblick einen
Zitteranfall erlitt. Ich musste Abstand gewinnen.
.Na schön, gehen wir. Lass und feiern.
….Du sagst es.
…..
….Nenne mir eine Zahl zwischen zwei und fünfzig.
Wir waren bereits in einem Umkleideraum, wo zwei Anzüge,
einer für jeden von uns bereits vorbereitet, sauber aufgehängt in einem sonst
leeren, begehbaren Kleiderschrank auf uns warteten.
.Wieso?
Sein Blick sagte mir, dass er nicht vorhat, meine Frage zu
beantworten, sondern solange warten wird, bis ich ihm eine Zahl nenne.
.Dreiundzwanzig.
….Eine sehr gute Wahl.
Das Design, die Erscheinung der Anzüge beleidigte mein
Auge mit jeder Sekunde immer weniger. Zunächst fragte ich mich, ob es sein
Ernst sei, zu glauben, ich würde mich freiwillig in die Klamotten
hineinzwängen, merkte allerdings ziemlich bald, dass meine Wünsche in diesem
speziellen Fall gar nicht erst gefragt sind. Komisch, dachte ich, nun bin ich
in der Zukunft, wo fast alles möglich erscheint und muss mich immer noch von
allen Seiten herumkommandieren lassen. Wann ist endlich Schluss damit? Als ich
allerdings fertig angezogen vor dem Spiegel stand, wurde ich das Gefühl nicht
mehr los, dass ich aus allen möglichen Trachten, die man in der Zukunft so
kriegen mag, genau diese gewählt hätte. Die Sachen lagen an meinem Körper, wie
ein Sportanzug, fühlten sich an meiner Haut an, wie feinste Seide und schauten
aus, wie die Arbeit eines zwar wahnsinnigen, dennoch genialen Designers, ja
Künstlers.
….Das sind Exklusivanfertigungen von den angesagtesten
Könnern.
.Ich fühle mich geehrt.
….Hast du allen Grund zu… Du, ich muss dir etwas Wichtiges
sagen, bevor wir losgehen … Wenn die Feier vorbei ist, bekommst du ein eigenes
Zuhause und wirst in die Erdgemeinschaft aufgenommen. Aber die Sache hat
natürlich einen Hacken…
.Ach wie. In Zukunft gibt es also auch Hacken?
….Es gibt eine Bedingung, und sie hört sich schlimmer an,
als sie tatsächlich ist… Alle müssen einverstanden sein.
.Alle zwanzig Milliarden?
….Es läuft letztlich nicht ganz so, wie in klassischen
Demokratien ab, es wird keine Mehrheit und keine Minderheit geben. Es gibt
solange eine Diskussion, bis entweder alle dafür, oder alle dagegen sind… Wer
sich enthält, zählt allerdings nicht mit.
.Eine knappe Entscheidung also.
….Bis jetzt sprach nichts dagegen. Aber .. du wirst gewissen
Tests unterzogen, musst Aufgaben erfüllen .. zur allgemeinen Zufriedenheit…
Aufgaben, die für dich allerdings ein Kinderspiel sein sollten, sofern ich dich
richtig einschätze. Denn ich schätze, du bist von deiner Natur und deinem
Charakter her noch am meisten Qualifiziert … von allen Menschen aus dem
einundzwanzigsten Jahrhundert. Du hast dich dein Leben lang für diese Aufgaben
vorbereitet.
.Und wenn ich … versage?
….Dann wirst du entweder zu Gast bleiben, wenn dich jemand
beherbergen will, oder du gehst ins Exil und bist auf dich allein gestellt,
oder du wirst archiviert bis gar gelöscht.
.Gelöscht?
….Dazu hätten wir die Macht, aber zurzeit keinen Willen. Und
Löschung ist wirklich die letzte Option.
.Wie schätzt du meine Chancen ein?
….Neunundneunzig Koma neunundneunzig Prozent ein Zuhause zu
bekommen, neun Tausendstel Prozent zu Gast zu bleiben, neun Zehntausendstel
Prozent ins Exil zu gehen, neun Hunderttausendstel Prozent archiviert zu werden
und ein Hunderttausendstel Prozent gelöscht zu werden.
.Also werde ich wahrscheinlich schon wieder
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