Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Menschen, die ich aus
meinem früheren Leben persönlich und einigermaßen gut kannte. Fünf von ihnen
waren meine Kollegen aus dem Institut. Drei waren Kinder von Kollegen, die sich
bei Betriebsfeiern um mich herum scharrten, während ihre Eltern in einer
Tanzrunde oder sonst wo Ruhe von ihnen suchten. Einer arbeitete an der Bar der
Kneipe, die die Nächste zum Institut war – den jungen Mann kannten wir damals
alle, so wie er uns alle kannte, denn studierte Biophysik an der Uni und war
ein interessierter Gesprächspartner. Zwei weitere waren ein Ehepaar, das unter
mir in dem Parterre gewohnt hat – sie hatten im Innenhof für sich einen kleinen
Garten und luden uns, ihre Nachbarn regelmäßig zum Abendessen und sämtlichen
Feiern ein. Noch zwei waren Internetbekanntschaften, die ich bei „Universus“
kennen gelernt, und da sie aus meiner Stadt kamen, mehrmals getroffen hatte.
Mit einer Dame schließlich war ich vor Jahren mehrere Monate zusammen, bis sie
festgestellt hatte, was für ein Langweiler ich doch war – immer mit der Arbeit
und sich selbst beschäftigt. Alle diese Menschen waren bei meinem Tod junger,
als dreiunddreißig.
Wir redeten sehr lange über die Dinge, die wir alle
gemeinsam hatten – unsere Stadt, unsere Zeit, unsere Kultur. Es war durchaus
anregend, mit diesen Menschen zu plaudern, erinnerten sie mich doch an mein
Leben, das ich noch vor wenigen Tagen geführt hatte. Ich vergaß beinahe die
weiteren zwanzig Milliarden Menschen um mich herum und die reale Zeit, die uns ansonsten
gefangen hielt, doch sagte mir mein Herz eindringlich, dass mir irgendetwas
fehlte. Ein akuter, notwendiger Grund, mich zuhause zu fühlen.
Seit längerer Zeit schon saßen wir nicht mehr am Tisch,
denn dieser verzauberte sich in eine Theke, an der wir nun alle standen und
unsere bewusstseinsverändernden Getränke scheinbar nebenbei zu sich nahmen. Da
streifte mein Blick die endlosen Reihen meiner Mitmenschen außerhalb unserer
kleinen Runde. Auf einer unterbewussten Suche nach dem Grund.
Ich schaute mir ausschließlich die Augen der Leute an,
denn genau dort, glaubte ich, hätte sich der Grund, wenn überhaupt, versteckt.
Und je länger und eindringlicher ich das tat, umso gewisser empfand ich dessen
Anwesenheit in den Reihen der Menschen. Mein Glaube verstärkter sich mit jeder
erfolglosen Sekunde meiner Suche um eine Menge, die mir Sorgen bereiten würde,
hätte ich nicht vorher zwanzig, dreißig Liter verdünnten Alkohols getrunken,
dennoch und trotzdem war mir, als würde ich meine sämtliche Lebenskraft auf
einen Schlag verlieren, würde meine Suche erfolglos bleiben. Und zwei Momente
vor dem Augenblick, in dem ich vermeintlich zusammenbrechen würde, traf mich
ein Blitz…
Zwei Augen.
Schauten mich eindringlich an. Aus einem Dutzend Metern
Entfernung, durch die Köpfe mir unbekannter Menschen hindurch und doch so nah,
als könnte ich mit meiner Hand danach greifen, schauten sie mich an, als wäre
ich der einzige Mensch im Universum … als wären sie die einzigen im Universum.
Ihre Wärme erfüllte mein ganzes Wesen mit überwältigender Lebensenergie und
einem unendlichen Willen zu existieren. Ich wusste zweifellos, ich hatte den
Grund gefunden, mein Zuhause, das wonach ich mich sehnte, wenn nicht mein Leben
lang, so mindestens solange >ich< bin. Ich vergaß alles um mich herum, so
wie alles um mich herum mich vergessen hatte, ließ alles stehen und liegen,
sagte rein instinktiv:
.Entschuldigt…
Und marschierte scheinbar geistesabwesend, wie ein Zombie
los, um mich mit jenem zu vereinen, was mir fehlte… Im selben Augenblick
leuchteten die Augen in einem berauschenden Lächeln auf, drehten sich langsam
um, und gingen im selben Tempo fort. Nein, sie wollten nicht verschwinden, sie
lockten mich zu sich, flirteten turtelnd, drehten sich immerfort zu mir, um
ihre Absicht zu bezeugen, um ihren Zauber zu vermehren. Die Statuen von
Menschen um mich herum räumten den Weg nicht, doch ließen mich ungehindert
hindurch, wie Türen, die man erst berühren muss, bevor sie meinen Willen
erkennen. Ich war unterwegs zu meinem Gluck. Dem Glück, der zwar vom Himmel
herunterstieg, der trotz dem kein Geschenk sein wollte, denn Ergebnis meiner
Anstrengungen und Bemühen…..
Mein neues Ego.
.Haltet mal! … hier an… Danke! … Wäre nicht schlecht, wenn
man das Bild … drehen könnte… … Wer macht das? Wer liest meine Gedanken?
._.Der Monitor tut das.
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