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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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Die vielen Augen starrten mich an, meinen nächsten Schritt
erwartend. In jedem Paar sah ich die Stoppuhr laufen - sie warteten ab, wie
lange ich brauche, um das Rätsel zu lösen… Ich tue euch den Gefallen – ich löse
das Rätsel! Wartet nur ab. Ohne Fragen zu stellen. Ohne flehende Blicke. Ganz
allein … Kraft meiner Gedanken… Der Monitor liest sie.
     
      Der Monitor zeigte ein Standbild aus der Szene, in der ich
mit einem alten Rover verunglücke und zwar den Moment, als mein Gesicht zum
zweiten Mal mit die Scheibe zusammenstößt. Das Glas der Scheibe sprang in
annähernd tausend Stücke und befand sich im Zustand des Verteilens in alle
Richtungen von dem Wagen weg. In der Mitte der Detonation waren die Scherben rot
gefärbt. Dahinter befand sich blutverschmierte, aufgeplatzte Haut meines
Kopfes.
     
      Beim Betrachten der dramatischen Szene rotierten meine
Gedanken um den Grund, warum ich das Geschehen anhielt. War das tatsächlich der
Charme der explodierten Scheibe? Vielleicht die Dramatik des Moments, in dem
ich die Kontrolle über die Situation endgültig verlor? Die Anmut des Todes?
Wollte ich mein Gesichtsausdruck genauer betrachten?.. Das Bild des Monitors
änderte sich nicht, solange ich mich nicht auf einen Gedanken geeinigt habe,
auf eine Idee, bis ich einen bestimmten Wunsch verspürte – ich wollte mein
Gesicht sehen.
     
      Die vermeintliche Kamera schwenkte langsam ins Innere der
Kabine. Der Weg durch das zersprungene Glas erinnerte an das Durchqueren einer
ganzen Galaxie, die mehr eine Schale war, als eine Scheibe. Wie Sterne und
Sternenhaufen glänzten die Kanten des Glases unter dem Licht der Sonne – der
Schwenk wurde für die Dauer des Weges durch die Glasgalaxie verlangsamt, als
hätte jemand meinen Wunsch erraten, den ich weder ausgesprochen, noch gedacht
habe, der aber mit Sicherheit im Nachhinein geboren wäre, wenn es bereits
vorbei wäre.
     
      Nun hielt die Kamera an, die Nase des Verunglückten in der
Mitte des Bildes fixierend, genau so, wie ich es gewollt hätte, hätte man mich
gefragt. Ziemlich raffiniert, dachte ich, wie auch immer das funktioniert,
nicht jeden einzelnen Wunsch des Navigators der Kamera abzuwarten, um ihn
womöglich nicht in Verlegenheit zu bringen, Korrekturen vorzunehmen.
     
    ….Ist einfacher, als Fahrradfahren..
    ..Nicht wahr!?
     
      Sani und Mome ernteten einen meiner unscharfen, kühlen
Blicke, wie suchte ich nach einer unterschwelligen Antwort auf eine unklare
Frage oder als wären sie nichts weiter, als ein besser geeignete Hintergrund
für meine Gedanken. Reaktiv auf meine vermutlich stumpfsinnige Physiognomie
wurden die Nase, die Augen und die Stirn von Mome mobil, dagegen bei Sanis
Gesicht verformte sich der Mund. Zurück zum Monitor. Die Zeit rührte sich.
Rückwärts…
     
      Das Bild zeigte einen quasi toten Menschen mit minimal
geöffneten, ausdruckslosen Augen. Ohnmacht und Gleichgültigkeit….
     
      Das Geschehen zurückgespult bis hin zu der Stelle, als die
Lebensgefahr noch in den Sternen stand ... beziehungsweise hinter der Kurve …
ließ ich die Zeit wieder vorwärts laufen ohne die Perspektive zu verändern. Ich
wünschte mir, die Havarie noch mal von Angesicht zu Angesicht mit mir selbst im
jeweils optimalen Tempo zu erleben. Hoffte, der Monitor wäre intelligent genug,
mir diesen Wunsch zu erfüllen. Und dies war das Ergebnis:
     
      Die Perspektive wirkte wie festgeschraubt an meinen
Schädel. Der Rest bewegte sich, wie würde nach Freiheit suchen – weg vom
Zentrum – nur konnte nicht, wie hinge an einer unzerstörbaren Feder. Zunächst
wollten die Augen und die Kabine des Wagens nach Links. Suchten nach Ausweg.
Träge. Beinahe lethargisch. Nachdenklich und verträumt. Der Wagen zitterte –
die Augen Wackelten. Hinter der Haut des Gesichts wirkte sichtbar die Zunge.
Der Unterkiefer baumelte gemächlich… Bis die Augen für die Dauer einer guten
Sekunde auf eine andere Stelle knapp rechts an dem Betrachter vorbei sprangen
und dort verharrten. An dem Gesicht veränderte sich nichts – nur der Kiefer
sank, wie Honig löst sich vom Teelöffel… Nach der Sekunde wurden die Augen
plötzlich und exponentiell größer. Der ganze Körper rückte nach hinten – weg
vom Publikum, während der hintere Teil des Wagens nach unten schnellte. Ab da
überschlugen sich, wie man so schön zu sagen pflegt, die Ereignisse…
     
      Der Wagen drehte sich in der Luft, wie ein kleiner Ast
durch die Baumkrone fällt, schlug mich

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