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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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Lenz Hofer zugestehen. Sein Satzbau war zwar gewöhnungsbedürftig. Trotzdem gelang es ihm, die Dinge ohne viele Worte auf den Punkt zu bringen.
    »Sie meinen, wir sollen unsere Hilfe anbieten. Das wäre vielleicht gar kein so schlechter Gedanke. Fragt sich nur, ob der Burgdirektor uns überhaupt noch dort sehen will.« Jenny gratulierte sich innerlich. Sie hatte ihre Bedenken zum Ausdruck gebracht, ohne dem jungen Mann, der ihr gestern auf so kollegiale Art geholfen hatte, eine allzu schroffe Abfuhr zu erteilen. Gleich würde auch Arthur ihre Partei ergreifen.
    Der schien mit einem Mal wieder zu seiner gewohnten Entschlossenheit zurückzufinden. Die Blässe war aus seinem Gesicht gewichen, seine Wangen zeigten sogar einen rötlichen Schimmer. »Das ist eine ausgezeichnete Idee von dir, Lenz. Ich spreche gleich noch einmal mit Blasius. Er kann mir eine solche Bitte nicht abschlagen. Wenn er schon einen meiner Leute verdächtigt, dann muss er uns auch die Chance geben, uns zu rehabilitieren.«
    Mit einem »So einfach lasse ich mich nicht abservieren« griff Arthur in die Tasche seines Jacketts.
    Jenny, die die Kehrtwendung des Professors mit leichtem Ärger zur Kenntnis genommen hatte, sah jetzt wieder zu Lenz hinüber. Doch so wenig sie vorher ein verräterisches Aufflackern in seinen Augen beobachten konnte, so wenig konnte sie jetzt einen triumphierenden Ausdruck auf seinen Gesichtszügen erkennen. In dem Augenblick fiel ihr ein, dass Arthur noch etwas gesagt hatte. Fragend hob sie den Kopf in seine Richtung, aber der Professor hatte schon sein Handy hervorgeholt, um Blasius Botsch anzurufen.
    »Was hat er gerade gesagt?« Jenny flüsterte, um Arthurs Telefonat nicht zu stören.
    »Möchte er, dass wir beide die Zimmer durchsuchen, während die anderen auf der Burg sind.« Lenz nahm die Hände aus den Hosentaschen und hakte stattdessen die Daumen in die Schnalle seines Gürtels.
    »Und was hast du gesagt?« Die vertrauliche Anrede war Jenny einfach herausgerutscht. »Mach’ ich es, wenn du mitmachst.« Auch Lenz schien das Du leicht über die Lippen zu gehen.
    Jenny knotete die Finger ineinander, ihre Augenpartie kräuselte sich. »Und wie sollen wir es anstellen, ohne dass jemand etwas bemerkt?«
    Lenz trat näher an sie heran.
    »Wird uns etwas einfallen.« Sein Blick glitt durch den Raum und blieb an den Schuhpaaren hängen, die fein säuberlich neben der Kommode aufgereiht standen.

Vier
     
    »Nein, nein, nein. Sicher nicht. Vergiss es.« Jenny hätte vor Empörung am liebsten mit dem Fuß aufgestampft, als Lenz ihr seinen Schlachtplan eröffnet hatte. Sie sollte auf Runkelstein ein Stolpern mit anschließenden Schmerzen im Knöchel vortäuschen. Lenz würde Georg mit dem Wagen rufen und sie nach Hause begleiten. Soweit war Jenny einverstanden gewesen. Lenz’ Ansinnen, sie möge, um den Unfall wirkungsvoller zu inszenieren, ihre Pumps mit den hohen Absätzen tragen, hatte bei ihr dann aber vehementen Protest hervorgerufen. Sie würde sich doch nicht lächerlich machen. Schließlich war es Arthur gelungen, die Situation zu entschärfen. Als Kompromiss hatten sie sich auf die Sandalen geeinigt, mit deren glatter Sohle ein Fehltritt auf einer der zahlreichen Stufen der Burg durchaus plausibel erscheinen würde.
     
    Tatsächlich war auf Runkelstein alles nach Plan gelaufen, niemand schien Verdacht geschöpft zu haben. Eine Schrecksekunde lang hatte Jenny befürchtet, Francesca Rossi, die herbeigeeilt war, um ihren Fuß abzutasten, könnte den Schwindel durchschauen. Doch nachdem Jenny ein paar Mal mit schmerzverzerrter Miene aufgestöhnt hatte, entließ Frau Minne sie mit vielen Ermahnungen und guten Ratschlägen in die Obhut von Lenz. Auf dessen Arm gestützt war sie aus der Burg und zum Parkplatz gehumpelt, wo Georg schon mit dem Van wartete.
    Jetzt trug Jenny wieder ihre praktischen Sneakers von heute Morgen. Zwei Zimmer hatte sie bisher durchsucht. Es war kein Problem gewesen, von Maria die Schlüssel zu bekommen. Ebenso wenig hatte diese mit der Wimper gezuckt, als Lenz sie gebeten hatte, den Vordereingang des Hauses zu beobachten und, sollte wider Erwarten jemand der Bewohner vorzeitig zurückkommen, umgehend mittels des Gongs, den der Architekt dort hatte anbringen lassen, Alarm zu schlagen. Lenz selbst wollte im Garten Schmiere stehen und Jenny via Handy auf etwaige drohende Ankünfte aufmerksam machen. Ihr war der Part der Durchsuchung zugefallen, eine Aufgabe, die sie nicht ungern übernommen

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