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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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würde, falls irgendeiner seiner Leute sich vorzeitig verdrücken oder aber die Handschrift auftauchen sollte. In beiden Fällen würden er und Jenny die Suche sofort abbrechen. Lenz kontrollierte zur Sicherheit noch mal sein Mobiltelefon. Es war auf Empfang, aber kein Anruf war eingegangen, was bedeutete, dass bisher nichts dergleichen eingetreten war. Er zweifelte ohnehin daran, dass die Suchaktionen etwas bringen würden. Die eine hatte er selbst vorgeschlagen, der anderen zugestimmt, was immer noch besser, als untätig zuzusehen, wie Blasius Botsch weiter seine Show abzog und ihnen den Schwarzen Peter zuschob. Er war aber keineswegs so sicher wie Arthur, dass der Schuldige nicht in den eigenen Reihen zu suchen war. Könnte es doch Mordred gewesen sein? Mit der gefakten Handschrift hatte er ihnen einen ganz schönen Schrecken eingejagt, und man wusste jetzt, wozu er fähig war. Allerdings fehlte ihm ein Motiv, es sei denn, er wollte seinen Onkel bloßstellen. Zuzutrauen war es ihm jedenfalls. War aber wohl zu offensichtlich. Wer könnte es noch gewesen sein? Arthur war bekannt für seine Sammelleidenschaft. Könnte es sein, dass er die Handschrift für sich allein haben wollte? Das schien aber absurd. Xenia Schmied-Schmiedhausen? Ihr nützte die Handschrift nur, wenn sie publik gemacht wurde. Sie wollte sicher neue Thesen veröffentlichen – was aber nicht ging, wenn der Fund verschwunden blieb. Tina oder Lukas? Das glaubte er nicht. Allerdings war Lukas ein stilles Wasser, die ja ja bekanntlich tief sind. Jenny? Von ihr wusste er am wenigsten von allen. Sie war aber nicht der Typ, altes Papier zu klauen. Egal, von Arthurs Leuten konnte keiner mehr in den Westpalas, war ja abgesperrt. Also doch jemand von der Burg. Der Direktor hatte ihnen versichert, außer ihm selbst, Francesca und dem Bauarbeiter wüsste es keiner. Dieser Speranza. Der hatte sich gestern Abend im Burghof rumgetrieben, als sie kamen. Botsch hatte ihm auf die Schulter geklopft und ihn vorgestellt als »Herr Giovanni Speranza, der Finder der Handschrift, in die wir so große Hoffnung setzen«. War so ein Wortspiel des Direktors, Speranza, die Hoffnung. Vielleicht hat der sich ja einen Finderlohn erhofft. Oder erst im Nachhinein gemerkt, dass der Packen etwas wert ist. Wollt’ ihn vielleicht wieder zurückhaben und zu Bargeld machen. Und Botsch? Hatte der selbst etwas damit zu tun? Vielleicht hatte der das ganze Spektakel nur inszeniert, um sich unauffällig in den Besitz der Handschrift zu bringen. Und Speranza war sein Hehler. Könnte so sein. Es könnte aber auch Frau Minne getan haben. Die hatte auf jeden Fall Gelegenheit. Und ein Motiv, Eifersucht vielleicht oder enttäuschte Liebe. Als Mann kannte er sich nicht so aus mit den Gefühlen der Frauen. Musste er mal Jenny fragen, war eher ihr Ding. Wo blieb sie so lange? Hätte sie nicht schon wieder hier sein sollen?
    Das Vibrieren seines Handys unterbrach seinen Gedankenfluss. »Hol’ ich sie sofort raus.« Kaum hatte Lenz die Austaste gedrückt, als er auch schon Jennys Nummer aktivierte. Arthur war dran gewesen: Mordred hatte den Suchtrupp mit der Begründung, er müsse für seinen Salzburger Arbeitgeber einen dringenden Auftrag erledigen, vorzeitig verlassen. Er war schon seit über 20 Minuten unterwegs. Arthur hatte aber auf seinem Mobiltelefon keinen Empfang bekommen. Erst nach einigem Hin und Her war es ihm gelungen, Blasius von der Dringlichkeit des Telefonats zu überzeugen, ohne den wahren Grund preiszugeben. Bis der Direktor ihm ein Festnetztelefon zur Verfügung gestellt hatte, war wertvolle Zeit verstrichen. Mordred konnte jeden Moment eintreffen.
    Was war mit Jenny? Er hatte es schon ein paar Mal läuten lassen, sie meldete sich aber nicht. Jetzt hörte er ihre Stimme auf der Mobilbox. Sie hatte ihr Handy wohl irgendwo liegen lassen. Sie war sicher noch in einem der Zimmer. Er musste sofort die Treppen rauf und laut nach ihr rufen. Und Maria sollte den Gong schlagen.
    Lenz hatte seine Laube verlassen und ging mit großen Schritten auf das Haus zu. Gerade, als er Jennys Namen rufen wollte, sah er Mordred den Weg von der Talferpromenade heraufkommen. Lenz besann sich eine Sekunde, dann änderte er wie zufällig seine Richtung, schlenderte zur Gartentür und brüllte so laut er konnte:
    »Hallo Mordred, ihr habt den Schatz schon gefunden?«
     
    *
     
    In Mordreds Zimmer war Jenny beinahe am Ende ihrer Suche angelangt. Auch hier hatte sie weder die Handschrift noch irgendeinen

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