Burke 2 - Strega
ein. Dann verzog sich der Größte an den Außenflügel des mobilen Stoßkeils, hüpfte auf der Straße rum und verteilte an jeden, der vorbeikam, linke Haken – die anderen lachten, als die Leute über ihre eigenen Füße stolperten, um ihnen aus dem Weg zu gehen.
Als sie die alten Männer passierten, feuerte der Große einem von ihnen einen tückischen Hieb genau auf die Brust, der den Oldtimer glattweg von seinem Kasten haute. Ich stieg von der Haube des Plymouth, langte in meiner Tasche nach der Rolle Vierteldollars, die ich immer zum Mautzahlen bei mir habe – doch bevor ich mich bewegen konnte, schüttelte der alte Mann heftig mit dem Kopf und rappelte sich auf die Beine. Er rieb sein Gesicht mit beiden Fäusten, zog scharf und tief die Luft durch die Nase und schlurfte, plötzlich beidhändig Haken schlagend, vorwärts. Auch der große Bursche riß in einer mickrigen Imitation der Boxer, die er in der Glotze gesehen hatte, die Hände hoch, doch er hatte nicht den Hauch einer Chance.
Der alte Mann trieb den Bengel zurück und gegen die Seite eines Kombi, als wäre sie die Bande des Rings, in dem er vor Jahren gekämpft haben mußte, und feuerte Schlag auf Schlag gegen den ungedeckten Kopf und Bauch des Bengels – harte, professionelle Schläge, die unvorhersehbar von beiden Händen kamen. Der große Bursche fiel auf die Straße; der alte Mann drehte sich um und ging, als wäre er programmiert, in eine neutrale Ecke.
Die Straße war ruhig, doch man konnte den Jubel aus den Bodegas und Bars dringen spüren. Der große Bursche lag, wo er gefallen war – ich spähte die Straßen ab, aber seine davonlaufenden Kumpane waren nirgendwo in Sicht. Wie zu erwarten war. Und der alte Mann war wieder auf dem Milchkasten, weilte bei seinen Freunden.
Als der alte Mann den Gong hörte, wußte er, was er zu tun hatte. Vielleicht redete er nicht mehr drüber, aber er konnte es noch immer. Als ich mich wieder umblickte, war der Bengel weg. Und mein Blues ebenso.
Die dritte Schicht fing gerade an, als ich mit dem großen Plymouth die Flatbush Avenue hoch zur Tankstelle rollte. Ich lenkte vor die Super-Zapfsäule, bat den Tankwart, ihn vollzumachen, und sah, wie der verschlagen blickende Dreckskerl Benzin für zusätzliche achtundzwanzig Cents über die Seite meines Autos spritzte, damit er auf eine glatte Summe kam und das Wechselgeld nicht ausrechnen mußte. Als er zum Fenster herum kam, sagte ich bloß: »Julio?«, und er nickte nach hinten. Bevor er nach seiner Asche fragen konnte, stieß ich den Knüppel auf »Fahren« und zog davon.
Sobald ich hinter die Tankstelle stieß und den weißen Coupe de Ville sah, wußte ich, daß Julio einen seiner Schläger zum Auszahlen geschickt hatte – der alte Mann hält das für einen Klasseakt. Das Fenster auf der Fahrerseite des weißen Caddy war runter – der Kerl im Inneren erblickte den Plymouth und öffnete seine Tür, noch bevor ich zum Stehen kam. Genau was ich erwartet hatte: ein reinrassiger Stronzo – zirka fünfundzwanzig Jahre alt, geföntes Haar über einem klotzigen Gesicht mit Atlantic-City-Bräune und dunkler Brille, das weiße Seidenhemd bis zur Brust offen, so daß ich die Goldketten sehen konnte, enge dunkle Hosen, glänzende schwarze Stiefeletten. Seine Ärmel waren weit genug hochgerollt, um mir die muskulösen Unterarme zu zeigen, ein schweres Goldarmband am einen Handgelenk, eine flache Golduhr am anderen. Zentrale Bühnenvermittlung.
Der Stronzo stieg aus seinem Caddy, stieß die Tür hinter sich zu und schlenderte rüber zu mir.
»Bist du Burke?« wollte er wissen.
»Sicher«, sagte ich. Ich war nicht zum Reden hergekommen.
»Ich hab was für dich – von Mr. C.«
Ich streckte die linke Hand aus, Fläche nach oben, und hielt die Rechte so, daß er sie nicht sehen konnte.
»Ich hab hier zehn Riesen«, sagte er und klopfte sich auf die Tasche.
Ich sagte nichts – der Wichser war über irgendwas unglücklich, doch das war nicht mein Problem.
Er linste in den Plymouth und beobachtete mein Gesicht. Und dann rückte er damit raus. »Auf mich wirkst du gar nicht taff, Mann. Was immer du für den Alten getan hast – ich hätt’s auch gekonnt.«
»Gib mir das scheiß Geld«, beschied ich ihn freundlich. »Ich bin nicht hier rausgefahren, um mir deine Schmonzette anzuhörn.«
»He, du Arsch, willste nicht zuhören. Geld siegt, richtig?«
»Weiß ich nicht, Kleiner. Aber das Geld, das du hast, fliegt besser, verstehst du?« – und ich öffnete und
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