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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Schönheitssalon gestiefelt käme, das Haar schwarz und glänzend in einem festen Dutt am Hinterkopf, ein schlichtes, hochgeschlossenes blaues Seidenkleid, das fast ihre Schuhe bedeckte, ein Jadehalsband betonte ihre dunkel bemalten Lippen. Ihr Alter ist irgendwo zwischen fünfzig und neunzig.
    »So, Burke. Du komm essen?«
    »Zum Essen und um Max zu sehen, Mama. Isser hier?«
    »Burke, du weiß, Max komm nich mehr soviel hier. Nich seit er rummach mit dem Barmädchen. Du kenn das Barmädchen – die da aus Vietnam?«
    »Yeah, ich bin ihr begegnet.«
    »Das Mädchen nich gut für Max, Burke. Er hat nich Kopf bei der Arbeit – nich verlaßbar wie vorher, richtig?«
    »Er is okay, Mama. Keinerlei Problem.«
    »Du lieg falsch, Burke. Menge Problem. Problem für mich, Problem für Max, vielleich Problem für dich, okay?«
    »Ich rede mit ihm«, erklärte ich ihr, mehr um diese gesprungene Schallplatte zu stoppen, als wegen irgendwas anderem.
    »Ja, du red mit ihm. Ich red mit ihm, er nich zuhör, okay?«
    »Okay. Hast du Sauerscharfsuppe da?«
    Doch selbst die Erwähnung ihres Lieblingselixiers beruhigte sie nicht. Mama war von Herzen Geschäftsfrau. Sie wollte mich des Mädchens wegen auf Max ansetzen, aber sie war nicht dabei gewesen, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Ich schon.
    Wir arbeiteten jene Nacht nach dem Manndeckungssystem: quer über drei leeren Sitzen im Uptown-Expreß lag ich, bekleidet mit meinem Heilsarmee-Anzug und einem zerdellten Fedora. Max, mir gegenüber, trug einen alten Regenmantel und blickte schnurstracks gradeaus, als wäre er auf dem Weg zu seinem frühmorgendlichen Küchenjob, der Maulwurf am anderen Ende des Wagens hatte die Cola-Flaschen-Brillengläser auf Seiten über Seiten seiner »Berechnungen« auf irgendeinem schmierigen Papier geheftet. Ich hatte die Papiere, die wir uns verpflichtet hatten auszuliefern, ins Futter meiner Anzugjacke genäht. Bei dieser Sorte Job trage ich keine Wumme. Der Maulwurf war mit genug Hochexplosivem bepackt, um den F-Train in den Ableger einer Raumfähre zu verwandeln. Max hatte nur seine Hände und Füße – er war gefährlicher als der Maulwurf.
    Ich brauchte keine Verkleidung – für mich ist es kein großes Kunststück, wie ein abgehalfterter Alki auszusehen. Und der Maulwurf wirkt immer wie der Spinner, der er ist – nicht die Sorte Mensch, mit der man in der U-Bahn Blickkontakt haben möchte.
    Max kann seine Haltung und Gesichtsmuskeln so verändern, daß er wie ein alter Mann wirkt, und genau das tat er auch.
    Die Tour läuft so: Falls mich jemand anstänkert, lasse ich alles über mich ergehen, was mich nicht zum Krüppel macht oder mich in Gefahr bringt, die Papiere zu verlieren. Falls jemand den Maulwurf anmacht, geht Max dazwischen, und ich als Bote bleibe unbehelligt und sauber. Und falls jemand Max anmacht, bleiben ich und der Maulwurf einfach sitzen und schauen zu. Es dauert nie lange.
    Doch jene Nacht waren wir nicht allein im U-Bahnwagen. Erst steigt an der 14th Street diese Orientalin zu. Sie trug ein schwarzes Cape mit rotem Seidenfutter über einem weißen Seidenkleid. Es war bis zur Kehle zugeknöpft, doch der glatte Rock war geschlitzt bis über die Oberschenkelmitte. Dicke Bühnenschminke, überzogener Lidschatten, Pfennigabsätze. Vielleicht legten irgendwelche Off-Broadway-Krücken Suzie Wong wieder auf. Sie blickte mich ausdruckslos an, schielte nicht einmal zu Max oder dem Maulwurf. Sie saß züchtig da, Knie zusammen, Hände im Schoß. Ihr Blick war undeutbar.
    Und so fuhren wir zusammen, bis wir tief nach Brooklyn reinkamen, wo die Meute den Zug bestieg. Zwei weiße Kids und ein Puertoricaner, alle mit der üblichen Jägerstaffage angetan: lederne Turnschuhe, Drillichjacken mit abgeschnittenen Ärmeln, Handschuhe, die die Fingerspitzen freiließen, Nietenarmbänder, schwere Gürtel mit baumelnden Ketten. Einer schleppte ein riesiges Radio, die anderen hatten die Hände frei. Sie checkten rasch den Wagen und beäugten das Mädchen.
    Doch sie suchten Geld, keinen Spaß. Schnelle Beute von irgendeinem Lohnsklaven. Und Max war das Ziel.
    Mich ignorierend umkreisten sie ihn. Einer setzte sich auf jede Seite; einer der weißen Kids blieb gegenüber von Max stehen. Der Sprecher.
    »He, Opa – wie war’s mit zwanzig Kröten für ’ne Tasse Kaffee?«
    Niemand lachte – es war kein Witz.
    Max erwiderte nichts. Zum einen spricht er nicht. Zum anderen schenkt er Ungeziefer keine sonderliche Aufmerksamkeit.
    Ich schielte

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