Burning Wings 02 - Die Mächte
warum es passiert ist, aber ich kann dir versprechen, wenn Uriel das Ritual vollzogen hat, wird es nicht mehr passieren.« Er klang dabei sehr überzeugt.
Ich hoffe es , dachte ich und fühlte, wie meine Angst ein wenig in den Hintergrund rückte und ich von Eljakims Vorfreude regelrecht angesteckt wurde. Es war seltsam. Wie schon auf der Flucht in dem schwebenden Container, glaubte ich etwas zu fühlen, was ich eigentlich gar nicht fühlen wollte. Ich versuchte, es zu ignorieren und nicht näher darauf einzugehen. Stattdessen beobachtete ich die Umgebung und lauschte lieber Eljakims Erzählung über Oxan.
Wir bogen am hinteren Ende der großen Höhle in den linken Gang ab, der, wie schon der Rest des unterirdischen Labyrinths, von weißen Lichtkugeln erhellt wurde. Der Gang schien, anders als die Höhle, künstlich erschaffen worden zu sein, denn überall war der Fels ganz glatt, als hätte ihn jemand hineingebohrt.
Ich erfuhr, dass Oxan eine große Insel war, die von der Himmelssphäre durch einen Ozean getrennt war. Wer dort hinfliegen wollte, benötigte dazu einen ganzen Tag, wohingegen ein einfacher Transporter nur einen halben Tag benötigte. Das beide Länder trennende Wasser wiederum war kein gewöhnliches Wasser. Niemand durfte es berühren noch davon trinken, außer, derjenige verspürte das Bedürfnis, Selbstmord zu begehen. Der Ozean bestand aus einer Mischung stark konzentriertem, und für die Haut giftigem Kaliumhydroxid. Das war mit einer der Gründe, warum Metatron Oxan als seine persönliche Gefängnisinsel betrachtete. Viele Rebellen aus dem ersten Krieg waren dorthin verbannt worden, wenn sie nicht schon vorher dahin geflohen waren. Und Wachtposten an den Küsten der Himmelssphäre verhinderten, dass die Rebellen einen Fuß zurück nach Ephis setzten.
» Aber in erster Linie geht es Metatron nicht um die Rebellen, sondern um seinen großen Feind Luzifer. Nur Luzifer besitzt die Kraft und die Stärke, um es mit deinem Bruder Metatron aufnehmen zu können. Er ist für ihn ein ebenbürtiger Gegner. Doch vor allem ist Oxan Luzifers Reich. Freiwillig würde Metatron niemals den Boden von Oxan berühren .« Damit endete Eljakim, und wir blieben vor einem schwarzen Vorhang stehen, der einen Durchgang verbarg .» Wir sind da. Dahinter befindet sich unser Besprechungsraum . «
Überwältigt von dem, was ich eben gehört hatte, vor allem wegen des Namens Luzifer, brauchte ich einen Moment, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren. So wie Eljakim es mir eben geschildert hatte, so deutlich hätte ich meinen können, diesen Ort schon einmal mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und eigentlich hatte ich das auch, nur eben nicht mit meinem jetzigen Ich. Es war verwirrend, gleichzeitig aber auch faszinierend.
»Bist du bereit ? «
Diese Frage hatte er mir heute schon einmal gestellt, nur darauf gab es keine Antwort. Ich war neugierig, ein wenig nervös und ängstlich.
» Ich glaube, ich habe Lampenfieber . «
» Dann kann nichts mehr schief gehen .« Er zwinkerte mir zu und lief voraus.
Hinter dem Vorhang verbarg sich mehr als nur ein gewöhnlicher Besprechungsraum. Die ebenfalls künstlich erschaffene kleine Kaverne war in drei Abschnitte geteilt. Vor uns erstreckte sich ein Holztisch mit Stühlen, der für mindestens zwanzig Personen Platz bot. Weiter hinten auf der linken Seite standen vier schmale Betten. Sie erinnerten mich an Feldbetten des Militärs. Zwei Bücherregale trennten den Schlafbereich vom dritten Abschnitt. Rechts befand sich ein alter, aber dennoch edel aussehender Schreibtisch. Darauf lagen mehrere aufgeschlagene Bücher, zusammengerollte Pergamente, sowie eine Schreibfeder und ein Tintenfass. Daneben sah ich eine lange, steinerne Werkbank, die etliche Flaschen und Phiolen mit buntem Inhalt beherbergte. Doch das alles verblasste beim Anblick der beiden Personen: ein Mann und eine Frau, die mit dem Rücken am Schreibtisch gelehnt dastanden und Eljakim und mich anschauten.
Die beiden waren eindeutig Engel. Der Mann war wie Eljakim mit einer unglaublichen und natürlichen Schönheit gesegnet. Eleganz, Kraft und Stolz, und seine stahlblauen Augen schienen sein Markenzeichen zu sein. Er besaß langes, schwarzes Haar und trug eine offene, beigefarbene Samtrobe, darunter lugten eine schwarze Lederhose, Stiefel und ein weißes Hemd hervor. Seine Lippen formten sich zu einem freundlichen Lächeln.
Doch mein Hauptaugenmerk ruhte auf der Frau. Ob ich jemals solch einem wunderschönen und
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