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Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Titel: Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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Kerze ewig. Man musste sie niemals löschen oder neu anzünden. Auf meine Frage, woher er sie hatte, schwieg er beharrlich. Selbst aus Naz bekam ich keine Informationen heraus. Nicht einmal über die anderen Dinge, die sich hier tummelten. Ich ließ es vorerst auf sich beruhen. Umso mehr genoss ich es, endlich auch mal etwas anderes zu sehen.
Auf dem Tisch lagen Pergamente – uraltes Pergamentpapier, wie es im Mittelalter benutzt wurde –, und daneben stand ein kleines Tintenfässchen mit einer Schreibfeder. Was darauf geschrieben stand, hatte ich nicht lesen können, denn Joel hatte das Pergament beim Eintreten ins Zimmer mit zwei Büchern abgedeckt. Die Bücher interessierten mich nicht, obwohl sie mit ihren goldenen Lettern und dem dunklen Ledereinband wunderschön alt und wertvoll aussahen. Doch ich bezweifelte, dass dies hier in Agnon dieselbe Bedeutung hatte, wie ich sie kannte.
An der Wand über dem Bett hing eine seltsame Karte. Sie schien genauso alt wie das Pergamentpapier zu sein. Darauf war eine merkwürdige Zeichnung zu sehen. Ein Kreis, der in der Mitte von einer dicken Linie waagerecht unterbrochen war. Laut der Beschriftung stellte die obere Hälfte die Himmelssphäre, die untere einen Ort namens Oxan dar. Interessiert begutachtete ich sie, bis mich Joel ablenkte.
» Die Karte erkläre ich dir ein anderes Mal. Ich habe etwas für dich, das dich mehr interessieren wird . «
Und damit traf er genau ins Schwarze. Er zog hinter der Kommode einen halbmannshohen Spiegel hervor. Ich war so überrascht, dass ich keinen Ton herausbrachte. Die Karte war vergessen. Als er ihn auf die Kommode stellte und mich davor positionierte, konnte ich nicht glauben, was ich dort sah. Mein eigenes Spiegelbild zog mich völlig in seinen Bann.
Ich fragte erst gar nicht, wie er in den Besitz des Spiegels gekommen war. Auch wieso er ihn versteckte. Fasziniert starrte ich mein Konterfei an.
Das bin also ICH , dachte ich und drehte mich von links nach rechts, schaute über meine Schultern und konnte kaum genug davon bekommen.
Mein schwarzes Haar war kurz geschnitten. Halsnussbraune Augen musterten mich. Ich hatte eine kleine Nase, schmale Lippen und sanfte Gesichtszüge. Wenn ich meinen beiden neuen Freunden glauben wollte – denn genau das waren sie in der letzten Stunde für mich geworden, obwohl ich sie auch nicht länger kannte –, wäre ich ein attraktiver junger Mann. Ich selbst bezeichnete mich eher als normal, weder schön noch hässlich. Meine Haut besaß einen leicht bräunlichen Teint, der mir vorher nicht aufgefallen war. Und noch etwas stach mir ins Auge: Auf meinem rechten Oberarm hatte ich ein Tattoo. Eine schwarze Flamme, die alles auf ihrem Weg auslöschte. Sie bedeckte fast den halben Oberarm. Darunter stand in kursiver und gotischer Schrift ‚ The Light of Darkness‘ geschrieben.
» Ich wüsste gerne, was die Flamme und die Worte für eine Bedeutung für dich hatten .« Naz stand inzwischen neben mir und konnte sich kaum daran sattsehen. Beinahe hatte ich das Gefühl, er wäre neidisch.
» Naz, setz dic h« , bedeutete Joel .» Und Damian zieht sich besser wieder das Hemd an. Vorher gibst du eh keine Ruhe . «
Es klang zwar mehr wie ein Befehl als wie eine Bitte, aber ich tat es. Ich hatte mich genug bewundert. Zugegeben, ich stellte mir die gleiche Frage wie Naz, aber ich konnte mich noch immer nicht an mich selbst erinnern. Das Einzige, was passiert war, ich war ein wenig ruhiger geworden, und mein Spiegelbild hatte wesentlich dazu beigetragen.
Ich streifte mir wieder mein Hemd über, das ich zuvor ausgezogen hatte, knöpfte es zur Hälfte zu und beobachtete Joel, wie er den Spiegel wieder hinter der Kommode verschwinden ließ. Ich setzte mich neben Naz aufs Bett, Joel nahm auf dem Stuhl Platz.
» Für einen Neuling hast du heute mehr erfahren als andere vor di r« , sprach Joel geheimnisvoll, nachdem wir uns ein paar Minuten schweigend angeschaut hatten .» Ich vertraue darauf, Damian, dass alles, was wir hier in diesem Zimmer reden, nicht diesen Raum verlassen wird . «
Mit diesen Worten verwirrte er mich, trotzdem nickte ich. »Verrätst du mir auch, wieso?«
»Das ist, weil …«, setzte Naz an, wurde jedoch mit einem barschen Wink von Joel vom Weiterreden abgehalten.
Ich versuchte, mich davon nicht ablenken zu lassen, aber merkwürdig war es doch. Immer, wenn Naz mir etwas sagen wollte, ging Joel dazwischen. Als hätten sie ein Geheimnis, das nicht für meine Ohren bestimmt war.
»Lass es für heute

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