Burnout
abschreiben.
Aufstieg um jeden Preis?
Das sogenannte »Peter-Prinzip « besagt: Jeder steigt auf der Karriereleiter so lange auf, bis er die Stufe seiner Inkompetenz erreicht hat. Dieser Spruch ist etwas zynisch und triff t wohl auch nicht immer zu. Wenn er aber zutriff t, dann ist Burnout häufig vorprogrammiert. Inkompetenz bedeutet dabei nicht unbedingt fachliche Inkompetenz, sondern unter Umständen auch andere Defizite, etwa in der Führung. Nicht jeder, der fachlich ein Experte ist, weist die Qualifikationen auf, andere Menschen gut zu führen. Viele Menschen können die dann auftretenden Probleme einfach aussitzen, andere leiden aber unter der Diskrepanz zwischen Wollen und Können. Diese entwickeln dann nicht selten ein Burnout. Die Therapie ist eigentlich ganz einfach: Entweder der Betroff ene legt sich die ihm fehlenden Qualitäten noch zu. Hierzu kann beispielsweise die Teilnahme an Führungsseminaren dienen. Auch die Beratung durch einen externen Coach, mit dem man individuelle Probleme und Situationen durchspricht, kann sich als hilfreich erweisen. Für manche Menschen ist aber auch ein Schritt auf der Karriereleiter zurück die optimale Maßnahme. Das Problem dabei ist nur, dass ein solcher Schritt in unserer auf Leistung orientierten Gesellschaft als Versagen angesehen wird. Der eigentlich dem sozialistischen Teil Deutschlands stammende Spruch »Vorwärts immer, rückwärts nimmer« spiegelt die deutsche Mentalität – nicht nur im Sozialismus, sondern auch im Kapitalismus – recht treffend wieder.
Das »inverse Peter-Prinzip«
Es gehört also schon viel Mut dazu, gegen den Strom zu schwimmen und sich bewusst für einen Abstieg zu entscheiden. Wenn Sie einen solchen in Erwägung ziehen, dann treffen Sie diesen Entschluss nicht überstürzt und spontan, etwa nach einem unangenehmen Ereignis wie einem Konflikt mit Mitarbeitern. Überlegen Sie sich gut, was Sie eigentlich wollen und wie Sie sich am besten verwirklichen können. Wägen Sie Pro und Kontra gut gegeneinander ab – eine Rückstufung ist in der Regel auch mit finanziellen Einschränkungen verbunden. Besprechen Sie Ihre Pläne mit vielen, Ihnen vertrauten und wohlgesonnenen Menschen. Versichern Sie sich also einer breiten, sozialen Unterstützung. Oft sind Partner, Freunde, Kinder, Eltern oder Kollegen nicht nur einverstanden damit, sondern haben einen solchen Schritt lange erhoff t und sich nur nicht getraut, Ihnen diesen vorzuschlagen.
Wenn Sie sich also wirklich sicher sind – und nur dann – und Ihr soziales Umfeld Sie dabei auch noch unterstützt (es werden nicht alle tun, aber die für Sie entscheidenden Personen sollten auf Ihrer Seite stehen), dann wagen Sie das inverse Peter-Prinzip: Jeder steigt so lange ab, bis er die Stufe seiner Zufriedenheit erreicht hat. Scheitern Sie, aber scheitern Sie erfolgreich! Das kann der entscheidende Befreiungsschlag gegen Ihr Burnout sein.
Susanne
Die Beförderung führte ins Burnout
Susanne (36) war aufgrund Ihrer fachlichen Kompetenz und ihres großen Engagements für ihre Schüler und ihre Kollegen (bei Vertretungen oder fachlichen Fragen war sie immer hilfsbereit gewesen) schon früh Bereichsleiterin geworden. Als dann die Stelle des Schulleiters vakant wurde, wurde sie selbst zu ihrem eigenen größten Erstaunen für diesen Posten vorgeschlagen. Den Vorgesetzten gefielen die fachliche Kompetenz und die Kreativität, die sie bei Schulprojekten bewiesen hatte. Auch die Kollegen reagierten keineswegs mit Neid, wie dies bei einem so frühen und steilen Karrieresprung vielleicht sogar zu erwarten gewesen wäre. Praktisch alle Mitarbeiter der Schule unterstützten die Beförderung, vielleicht auch deshalb, weil jeder glaubte, aufgrund von Susannes Freundlichkeit eigene Forderungen gut durchsetzen zu können.
Susanne wurde Schulleiterin. Ihre geliebte Lehrtätigkeit tauschte sie durch administrative und repräsentative Tätigkeiten aus.
Und so kam es dann auch: Susanne wurde Schulleiterin. Ihre geliebte Lehrtätigkeit tauschte sie durch administrative und repräsentative Tätigkeiten aus. Das stundenlange und nicht immer konstruktive Sitzen in Gremien behagte ihr gar nicht. Am schlimmsten war für sie aber, dass alle mit ihren Problemen zu ihr kamen und sich eine befriedigende Lösung erwarteten. Sie half auch, so gut sie konnte. Sie hatte aber enorme Schwierigkeiten bei Konflikten zwischen verschiedenen Personen. Nicht immer konnte ein Kompromiss gefunden werden, den beide Streithähne
Weitere Kostenlose Bücher