Burnout
der geleisteten Arbeit in gewissem Maße vor Burnout schützt), so ist ihnen immerhin die finanzielle Anerkennung nicht versagt geblieben. Menschen, denen aber sowohl die soziale als auch die materielle Anerkennung verwehrt bleiben, sind noch viel mehr von Burnout bedroht. Vereinfacht kann man sagen, dass Geld zwar nicht vor Burnout schützt, aber Geldsorgen können die Entstehung und das Ausmaß von Burnout nochmals verstärken. Schließlich kann man sich mit genügend Geld auch Entlastung »kaufen«, z. B. ein Relaxwochenende, unbezahlten Urlaub oder gar ein Sabbatjahr.
Psychotherapie
Es gibt bisher sehr wenig wissenschaftlich fundierte Forschung, die belegt, ob und wie viel Psychotherapie überhaupt bewirkt. Das hat u. a. auch methodische Gründe, da die Bildung und Beobachtung einer Kontrollgruppe, bei der nicht therapeutisch interveniert wird, nicht immer leicht fällt. Es existieren jedoch einige Übersichten, die besagen, dass es im Durchschnitt keinen Unterschied macht, ob analytisch/tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch gearbeitet wurde. Was aber wirklich einen wesentlichen Unterschied bedeutete, war der Umstand, wie empathisch der Therapeut war. Wenn Sie sich also für Psychotherapie entscheiden, fragen Sie nicht nach der Schule, der der Psychotherapeut angehört, sondernschauen Sie, ob Sie mit dem Therapeuten in Resonanz stehen, ob Sie in etwa auf einer Wellenlänge liegen, ob Sie »ihn riechen können« (kein Spaß: Unser Geruchssinn befindet sich in dem Teil des Gehirns, der auch für psychosoziale Kontakte, für Antipathie und Sympathie zuständig ist).
In jedem Fall gilt: Wenn Sie nach längerer Zeit merken, dass Sie nicht weiterkommen, dann wechseln Sie das Pferd. Selbstverständlich sollten Sie dies nicht zu schnell tun und ein Therapieabbruch kann vom Patienten unter Umständen auch dann betrieben werden, wenn es besonders heikel wird, wenn der Therapeut den Finger gerade in die Wunde gelegt hat. Dann wäre eine Beendigung der Therapie eher kontraproduktiv. Ich habe aber auch schon Patienten erlebt, die mehrere Jahre Psychoanalyse hinter sich hatten. Nach den Ergebnissen befragt, antworteten diese, dass sie jetzt genau wüssten, warum es ihnen schlecht ginge, die Beschwerden hätten sich jedoch nicht gebessert.
»Wenn ich weiß, wie ein Karren in den Dreck gefahren wurde, weiß ich noch lange nicht, wie er wieder herauszuziehen ist.
(Gunthard Weber, Arzt und Psychotherapeut, *1940)
Lösungsorientierung
Eine pragmatische, gegenwartsbezogene Psychotherapie fokussiert u. a. auf eine verbesserte Gefühls- und Körperwahrnehmung, trägt zur Verbesserung von Selbstakzeptanz und Fürsorge bei, fördert bessere zwischenmenschliche Beziehungen und ermöglicht die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse (Stichwort: »Lösungsorientierung«). Dr. Manfred Lütz (*1954), Psychiater, Psychotherapeut und Chefarzt einer großen Klinik, schrieb:
»Jede Psychotherapie ist eine zum Zwecke der Heilung von Leiden manipulative und asymmetrische Beziehung eines methodenkundigen Profi s zu einem Heilung suchenden Menschen. Gerade deswegen muss sie streng durch Supervision kontrolliert und sowohl inhaltlich wie zeitlich ausdrücklich begrenzt werden, Psychotherapie ist damit … stets höchstens die zweitbeste Form der Kommunikation. Die beste Form ist das Gespräch mit Angehörigen, Freunden, Nachbarn, Metzgern und sonstigen ganz ›normalen‹ Leuten. Erst wenn das nicht mehr geht …, dann tritt Psychotherapie ein, aber auch nur so lange, bis jene beste Form der Kommunikation wieder möglich ist. Daher muss der Grundsatz gelten: So wenig Psychotherapie wie möglich, so viel wie nötig. … Gute Therapie macht nicht Lust auf Therapie, sondern Lust auf Leben.« (Manfred Lütz in seinem Buch »LebensLust«, © 2002 Pattloch Verlag GmbH & Co. KG, München).
Individualisierte Therapie
Die Psychotherapieforschung zeigt, dass vor allem die Passung von Patient, Therapeut und Methode für das Ergebnis entscheidend ist – deshalb sollte auch keine Therapie nach Schema F, sondern eineindividualisierte Therapie erfolgen. In bestimmten Fällen sind psychoanalytische/ tiefenpsychologische Strategien angezeigt, in anderen wiederum wird man mit verhaltenstherapeutischen Praktiken die besten Ergebnisse erzielen. Mitunter sollte man auch das Eine tun, ohne das Andere zu lassen. Hierzu sind am besten umfassend ausgebildete und erfahrene Therapeuten in der Lage, die eine integrative und individuelle Behandlung
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