Bushido
auf dem geplanten Rammstein-Best-of-Album erscheinen, das aber nie veröffentlicht wurde. Universal wollte es unbedingt herausbringen, aber die Rammstein-Atzen entschieden sich am Ende dagegen, weil sie diese ganze Greatest-Hits-Kacke irgendwie uncool fanden. Bis heute schlummert der Song also auf Richards Rechner herum und chillt vor sich hin. Wahrscheinlich wird er niemals veröffentlicht. Wir werden sehen. Aber lustig war die ganze Aktion auf jeden Fall.
Auf-die-harte-Tour
Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl dabei, mit Azad und den Frankfurtern auf Tour zu gehen. Ende November 2004 ging es los. Wir starteten in Hamburg, im »Grünspan«, und zogen weiter in den Colos-Saal nach Aschaffenburg. Alles lief super. Dann kam Saarbrücken. Das Konzert in der »Garage« lief gut, wie immer, also gingen wir danach noch zur Aftershow-Party. Nyze, der mich während der Tour nicht als Backup-Rapper begleiten konnte, da er wichtige Uni-Klausuren schreiben musste, kam mit seiner Freundin und einem Kumpel zur Show, um wenigstens einen Abend mit uns zu chillen. Wir hatten eine Lounge im hinteren Bereich des Clubs: Jonesman, Jeyz, Chaka, Azad, Musti, Mokthar – alle waren da. Die Stimmung war entspannt. Plötzlich war Nyze verschwunden. Ich schaute an die Bar, auf die Tanzfläche, in die Menge, konnte ihn aber nirgends entdecken. Ein paar Minuten später kam Rico, der Kumpel von Nyze, aufgeregt zu uns gerannt und meinte, dass Nyze vor dem Club auf dem Boden liegen und bluten würde. Sofort sprang ich auf, um nach ihm zu sehen. Nyze saß angelehnt an der Wand neben dem Eingangsbereich und hielt sich seine rechte Hand. Überall war Blut: auf dem Boden, auf seinen Klamotten, in seinem Gesicht.
»Alter, was ist denn hier passiert?«, fragte ich.
»Diese Hurensöhne haben vor meinen Augen meine Freundin angemacht, also habe ich ihnen eine Bombe gegeben.«
»Und dann?«
Nyze zeigte mir seine Hand. Er hatte mit solcher Wucht zugeschlagen, dass er sich dabei den Handrücken gebrochen hatte und der halbe Knochen aus der Hand ragte. Ich musste sofort an die Stelle in Terminator denken, wo sich Arnold Schwarzenegger selbst die Haut abzieht. Das sah echt übel aus. Ich schaute auf die andere Straßenseite, dort standen die Typen herum, alles Schwarze, und warteten. Ich lief wieder in den Club herein, um die anderen zu holen.
»Jungs, Nyzes Freundin wurde von ein paar Typen angebaggert, die stehen alle draußen vor dem Club. Kommt, lasst uns die Wichser verprügeln!«, rief ich in die Runde.
D-Bo sprang sofort auf. Von Azads Leuten bewegte sich kein Einziger auch nur einen Zentimeter.
Ich war kurz vorm Durchdrehen.
»Wie bitte? Nyze ist verletzt und braucht unsere Hilfe. Was ist los mit euch?«, schrie ich die ... an.
Sie redeten sich damit heraus, dass sie Nyze überhaupt nicht kennen würden.
Azad saß da und sagte kein Wort. Ich schwöre euch, genau in diesem Moment waren sie für mich gestorben. Den Begriff Loyalität kannte man in Frankfurt anscheinend nicht.
»Ich scheiß auf euch, ihr ... !«, sagte ich, drehte mich um und wollte wieder zu Nyze, als mich Mokthar, Azads Manager von der Seite festhielt. Er ist ein ziemliches Tier, er hätte auch locker als Bodyguard durchgehen können.
Er wollte nicht, dass ich rausgehe, und versuchte mir weiszumachen, dass ich mich nicht in eine Schlägerei verwickeln lassen solle, um Azads restliche Shows nicht zu vermasseln. Das wäre der Fall, sollte mir was passieren. Jetzt bekam ich richtig schlechte Laune.
»Mokthar, weißt du was? Ich scheiß auf dich, auf Azad und auf eure abgefuckte Tour. Ich gehe jetzt zu meinem Kumpel und ich schwöre auf meine Mutter, versuche mich aufzuhalten und du wirst des Lebens nicht mehr froh!«
Mokthar trat zur Seite und ich lief so schnell ich konnte nach draußen. Nyze lag immer noch an der gleichen Stelle. Mittlerweile war er kreidebleich. Er konnte nicht mehr laufen, weil er schon zu viel Blut verloren hatte. Zum Glück hatte jemand in der Zwischenzeit einen Notarzt gerufen, der ihn ins Krankenhaus brachte. Heute hat Nyze auf seiner Handfläche eine große Narbe. Was soll ich sagen? Es war eben die Auf-die-harte-Tour.
Die restlichen Konzerte zog ich noch durch, aber mit Azad und seinen Leuten wollte ich nichts mehr zu tun haben. Die waren tatsächlich auch noch sauer auf mich, weil ich aus deren Sicht so einen Affen machte. Das ist eben der Unterschied zwischen Frankfurt und Berlin. Ich hätte keine Sekunde gezögert, um einem ihrer Kumpels
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