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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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davor. Wir haben diese Saison überhaupt noch nicht gefehlt, der Sascha und ich. Unser Trainer sagt …«
    »Ist ja gut«, unterbrach ich. »Wenn ihr im Training wart, könnt ihr den Brand im Technologiepark nicht gelegt haben, und dann hat eure Mutter auch keinen Grund zur Besorgnis.«
    »Sagen Sie!«, lachte sie bitter.
    »Zumindest in diesem Fall nicht. Solltet ihr doch etwas damit zu tun haben oder etwas darüber wissen, müsst ihr mir das sagen. Die Sache ist schlimm genug. Schlimmer als ein kaputtes Handy, klar?«
    Er nickte. »Das war uralt, das Handy von der Katja, echt.«
    »Und sie hat angefangen, die Sau.«
    Wir drehten uns um. Ein erhitzter Sascha stand zwischen den Grünpflanzen, bereit zur erneuten Flucht, falls es die Lage ergäbe.
    »Komm du mir unter die Finger!«, drohte seine Mutter. »Ich werde dich lehren, unsere Töpfe zu ruinieren.«
    »Das war der da!«
    »Ich ersetze Ihnen den Schaden«, sagte ich. Ähnlich wie Sascha dachte ich nur noch an Rückzug. »Schreiben Sie mir eine Rechnung, Frau Spang, Adresse steht im Telefonbuch. Ich glaube, ich bin mit meinen Ermittlungen hier fehl am Platz. Nehmen Sie mir meine Fragen bitte nicht übel. Und falls Sie gerüchteweise hören, wer den Brand gelegt haben könnte, informieren Sie mich. Danke für alles.«
    Ich ging. Sollten die drei sich ihren eigenen Reim auf die Sache machen. So bald würde ich bei den Spangs nicht mehr einkaufen.

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

12

    Es war einmal ein hoffnungsvoller deutscher Nachwuchswissenschaftler. Der machte mit 24 seinen Dr. nat. in der schönen Stadt München, erntete Lob und gute Worte. Machte mit 27 seinen Dr. med. in der schönen Stadt Frankfurt und erhielt noch mehr Lob. Übrigens nicht nur von seinen Kollegen. Von ganz oben kam der Beifall, aus der Politik, der deutschen. Denn was der Mann so erforschte, hatte eine Aussage und hatte eine Kraft. Da wurde über Erbanlagen gekopfgrübelt und über die Rassenlehre, also darüber, warum Du und Ich zum Herrenvolk gehören oder nicht. Der Mann hieß Josef Mengele, und weil er sich nicht als Weißkittel im Elfenbeinturm fühlte, sondern als einer von Uns, meldete er sich zur Waffen-SS.
    Das war natürlich günstig. Denn nun hatten die Jungs mit der Doppelrune einen in ihren Reihen, der ihnen genau sagen konnte, warum sie von der Natur rassisch besser ausgestattet waren als der Rest der Welt. Ich meine, man sah es zwar jeden Tag auf den Straßen zwischen Warschau und Kiew, aber noch schöner wäre es gewesen, gäbe es einen wissenschaftlichen Nachweis dafür, so eine Art Formel. Die hätte man all den niederen Völkern im Osten um die verwachsenen Schädel schlagen können: Seht her, da habt ihr den Beweis, warum wir die Guten sind. Und vor allem hätte sich anhand der Formel zeigen lassen, wer zu den Guten gehörte und wer nicht. Das hat denen im Führerhauptquartier nämlich gewaltig Kopfzerbrechen bereitet: dass sich in ihrer schönen rassereinen Volksgemeinschaft womöglich immer noch ein paar Halbgermanen und Mischjuden tummelten.
    Seitdem fuhr der Doppeldoktor Mengele jede Menge Zusatzschichten. Erst recht, als man ihm das große Labor in Polen einrichtete. Auschwitz, schon mal gehört? Was da geforscht wurde! Und mit welcher Gründlichkeit! So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen. Da gab es Zwillingspärchen, die waren natürlich das Lieblingskind jedes Wissenschaftlers. Der Doktor spritzte denen ein bisschen Chemie in die Adern oder eine Ladung Keime, sagen wir: Typhus-Erreger, und dann wartete er, was passierte. Hat er alles in seinen Büchern vermerkt. Manchmal passierte nichts, dann sorgte er persönlich dafür, dass … Mit Giftgas, genau. Ob das noch wissenschaftlich war, weiß ich nicht. Oder die Geschichte mit den Rassenmerkmalen: Wer hätte gedacht, wie unterschiedlich so ein Jude war? Wenn man den Nordostjuden mit Fleckfieber infizierte, ging er brav über den Jordan   –   der Südostjude merkte nicht mal was davon. Oder die vielen Augäpfel, die unser Dr. Dr. Mengele von fremden Stämmen schüttelte! Als er bei seinen Zigeunern einen Hang zur Heterochromie feststellte, soll heißen rechts blaue Iris und links braun oder umgekehrt, da war er in seinem Forscherdrang nicht mehr zu bremsen. Ein Leben für die Wissenschaft   –   so sein Motto.
    Und wie rationell der Mann vorging! Denn die ausgedienten Versuchspatienten, die wurden nicht einfach verscharrt oder was man jetzt denkt,

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