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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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für den Sascha.«
    »Sprechen Sie von der Gärtnerei Spang?«
    »Von den Zwillingen, allerdings. Und von ihrem Vater, dem sie nachschlagen. Der Apfel fällt nicht weit, Sie wissen ja.« Es klopfte an der verschlossenen Tür, die sie aufsperrte, ohne in ihrem Redefluss innezuhalten. »Die Frau kann einem leid tun, ganz alleine mit solchen Männern. Hallo, Charlotte, komm rein. Vor den Jungs hatten sie noch ein Mädchen, das starb schon als Baby. Angeblich der Fuchsbandwurm, wenn’s denn stimmt. Manche sagen, der Vater läuft erst seitdem neben der Spur, aber das kann mir keiner erzählen. Stammt ja auch nicht aus Handschuhsheim, der Mann. Und dass er bei den Frauen   –   bei gewissen Frauen   –   so gut ankommt, hat nichts zu sagen. Das tun viele.«
    »Redest du vom Spang?«, fragte Charlotte und rückte ihr Hütchen zurecht.
    »Von wem sonst?«
    »Die arme Frau.«
    »Dabei ist sie eine echte Handschuhsheimerin.«
    »Aus einer ehrenwerten Familie, den Schlindweins. Aber sie und der Spang, das hat den alten Schlindwein ins Grab gebracht.«
    »O nein, den hat etwas ganz anderes ins Grab gebracht.« Frau Unverricht warf den Kopf in den Nacken.
    »Warten Sie«, ging ich dazwischen, bevor die verdutzte Charlotte auf ihrer Version der Geschichte beharren konnte. »Wenn ich Sie recht verstehe, glauben Sie, dass einer der Spang-Söhne etwas mit dem Brand zu tun haben könnte, richtig?«
    »Der Justin«, sagte sie kämpferisch, »hat unsere Katze am Schwanz aufgehängt.«
    »Nein!« Charlotte schlug beide Hände vors Gesicht.
    »Doch! Hinterm Haus, am Apfelbaum. Wenn mein Mann nicht dazwischen gegangen wäre   …   Und wie oft haben wir die zwei in der Brennerei erwischt, wo sie in die Maische gespuckt haben oder hineingepinkelt.«
    »Agnes!« Der Aufschrei war so spitz, dass er eine Fliege von der Wand hätte pieksen können.
    »Das darfst du natürlich nicht weitererzählen, Charlotte. Vielleicht haben sie auch nur so getan als ob. Jedenfalls kann ein gemeinnütziger Verein, in dem die Spangs Mitglied sind, gleich Insolvenz anmelden. Wie man jetzt wieder sieht. Der Justin wars, da fresse ich einen Besen.«
    »Der Sascha«, widersprach Charlotte.
    »Der Justin. Er ist ein paar Minuten jünger, aber viel hinterhältiger. Frag meine Katze.«
    Kopfschüttelnd ließ Charlotte ihren Blick über die Schnapsflaschen gleiten. »In die Maische gepinkelt …«
    »Haben Sie einen konkreten Anlass für Ihren Verdacht?«, fragte ich.
    »Konkret?«, gab Frau Unverricht empört zurück. »Ist eine gequälte Katze nicht konkret genug? Soll ich Ihnen noch von der Straßenbahnhaltestelle erzählen, die der Justin demoliert hat, von den verschmierten Schaufenstern, die …«
    »Nein, das meine ich nicht. Hat einer der beiden Jungs in letzter Zeit durchblicken lassen, dass er etwas Derartiges vorhat: einen Brandsatz werfen, um die Ziele des Vereins auf diese Art und Weise durchzusetzen?«
    »Sie glauben doch nicht, dass die beiden ihre Untaten vorher ankündigen? Dann könnte man sich ja darauf einstellen und die Katze ins Haus sperren.«
    »Oder die Maische bewachen«, ergänzte Charlotte.
    »Verstehe«, sagte ich. »Das war sehr   …   erhellend, vielen Dank. Fürs Erste weiß ich Bescheid. Und was Ihren Mann betrifft, Frau Unverricht, vielleicht erzählen Sie ihm noch nichts von Ihrem Verdacht. Sollte er sich bestätigen, melde ich mich bei Ihnen.«
    Das Persönchen zog die Stirn kraus, erhob aber keinen Einspruch. Stattdessen drückte sie mir zum Abschied zwei Kürbisse in die Hand, ich mochte mich wehren, so viel ich wollte: als Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, die man mir bereite, und in der Hoffnung, ich würde Gnade walten lassen und nicht alle Handschuhsheimer über einen Kamm scheren.
    Zwei Bestechungskürbisse also. Ich machte, dass ich davon kam. Als sich die Tür hinter mir schloss, hörte ich Charlotte fragen: »Was hat den alten Schlindwein denn nun ins Grab gebracht, Agnes?«
    Die beiden Kürbisse waren kleiner als die Kleinfeld-Exemplare, trotzdem brachte ich sie nicht in meinen Fahrradtaschen unter. Ein Expander hielt sie mehr oder weniger sicher auf dem Gepäckträger. Minutenlang haderte ich mit mir, ob ich der Gärtnerei einen Besuch abstatten sollte. Christine kaufte ab und zu bei den Spangs ein, die natürlich auch einen Hofladen betrieben und ansonsten die Heidelberger Schrebergärtner mit ihren Pflanzen beglückten. An eine negative Bemerkung meiner Frau über die Spangs und ihre Zwillinge

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