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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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sämtliche Alarmglocken. Am Ende finanzieren die noch eine Arbeit, die das Denkmal Albert Butenschön erschüttert.«
    »Also Ablehnung.«
    »Nein, man muss ja sein Gesicht wahren. Das Wissenschaftsforum bat Butenschön persönlich um eine Einschätzung, woraufhin seine Frau mit mir Kontakt aufnahm. Die wollte mir beim Schreiben quasi über die Schulter gucken. Dafür war ich mir zu schade. Professor Gärtner versuchte noch zu intervenieren, aber die Butenschöns blockten. Seither herrscht Funkstille zwischen uns.«
    »Ihr Verhältnis zu Gärtner ist gut?«
    »Bestens. So einen Doktorvater habe ich mir immer gewünscht.«
    »Für einen Institutsleiter ist er verdammt jung, oder irre ich mich da?«
    Sie lachte. »Sagen wir, er ist nicht ganz so jung, wie er aussieht. Aber Sie haben recht, die Norm stellt er nicht gerade dar. Alle seine Konkurrenten, die sich mit ihm um die Leitung bewarben, waren älter als er.«
    Ich musterte sie verstohlen. Sie war nicht rot geworden und hatte auch sonst in keiner Weise zu erkennen gegeben, dass ihr das Thema unangenehm war. So richtig schlau wurde ich nicht aus Evelyn Deininger. Seit der kleinen Szene auf der Bank erschien sie mir   –   wie soll ich sagen?   –   in ein neues Licht getaucht. In welches, wusste ich noch nicht. Da stand eine Schauspielerin auf mickriger Bühne, und oben wechselte der Beleuchter die Scheinwerferfarbe. Auch das Stück, das gegeben wurde, war mir unbekannt.
    »Frau Malewski«, sagte ich, »hält es für ein Unding, dass Albert Butenschön immer noch Mittel und Wege kennt, Ihre Arbeit zu beeinflussen.«
    »Das kann er nicht.«
    »Indirekt schon. Bei der Entscheidung, ob Sie stipendienwürdig sind oder nicht, wollte er ein Wörtchen mitreden.«
    »Aber auf den Inhalt meiner Arbeit kann er keinen Einfluss nehmen, und das ist das Einzige, was zählt. Vergessen Sie das Stipendium! Dörte urteilt von einer anderen Warte aus. Ihr hat er damals wirklich den Weg verbaut, und das kann sie ihm nicht verzeihen. Wie sollte sie auch? Mit meiner Situation hat das nichts zu tun.«
    »Sind Sie mit Frau Malewski befreundet?«
    »Nein. Ich habe sie zu Beginn meiner Promotion ein paar Mal interviewt. Jetzt treffen wir uns alle zwei, drei Monate auf einen Tee. Die Frau imponiert mir, und sie hat eine Menge zu erzählen. Trotzdem, eine Freundschaft würde ich das nicht nennen.«
    »Na, dann«, sagte ich und stand auf. »Richten Sie Ihrem Mann schöne Grüße aus. Wenn er dringende Fragen hat, soll er mich anrufen. Ansonsten mache ich jetzt Feierabend und melde mich morgen bei ihm.«
    »Gerne.«
    »Ach ja: Ich habe Koschak gebeten, mich zu informieren, sobald der Dokumentendeal über die Bühne geht. Falls er es vergisst, tun Sie es bitte. Ich möchte dabei sein.«
    Sie überlegte kurz, dann nickte sie. »Einverstanden.«

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

17

    Bärchen Deininger rief nicht an, jedenfalls nicht, solange ich noch zuhause war. Hoffte wohl auf ein Wiedersehen in seiner orangebraunen Café-Hölle morgen Mittag. Christine war beim Sport, wie jeden Donnerstag. Ich hinterließ ihr einen Zettel, dessen Ausführlichkeit Rückschlüsse auf mein schlechtes Gewissen zuließ. Ich müsse dringend in den Englischen Jäger, stand dort, zum Recherchieren, Nachdenken sowie zum Kühlen meiner diversen Wunden. Der Tag sei hart gewesen, sauhart, obersauhart, vor allem für meine linke Schläfe, sie solle nur Marc fragen oder sich überlegen, was mit den Eiswürfeln im Gefrierfach passiert sei. Und falls sie Lust habe, könne sie ja nachkommen. Der letzte Satz war eine einzige Heuchelei, denn von meinen engsten Freunden setzt keiner seinen Fuß über die Schwelle dieser Spelunke, weder Christine noch Fatty noch Marc. Wahrscheinlich gehe ich deshalb so gerne dort hin.
    Heute allerdings hätte ich an besagter Schwelle wieder kehrt machen sollen. Auf dem Absatz! Ich öffnete die Tür und wusste sofort, dass dieser Abend in einem Gelage enden würde. Aus unserer Ecke drang wildes Gejohle, Marias Thekenvertretung belud eben ein Tablett mit Bierflaschen. Anstatt zu gehen, nahm ich es ihr ab, stellte noch eine Flasche dazu und brachte alles nach hinten. Der Lärm wirkte wie ein Magnet.
    »Wehe, du hast meinen Orangensaft vergessen!«, brüllte Tischfußball-Kurt.
    Soweit ich ausmachen konnte, hatte sich die allgemeine Begeisterung an einem aus Australien angereisten Cousin des schönen Herbert entzündet, der noch nie

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