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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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Lieblingsthema aus den Augen verlieren.
    »Zurzeit leider nicht. Meine Frau und ich, wir arbeiten beide, ziemlich viel sogar. Deshalb ist es momentan kein Thema. Aber das wird sich ändern. Wir wollen ja auch mal Kinder, und für die sind Hunde doch das Schönste überhaupt.«
    »Das stimmt«, nickte Kurt ergriffen. Dieser Heuchler! Als ob er sich jemals auch nur eine Sekunde Gedanken darüber gemacht hätte, was Kindern gefiel und was nicht!
    »Also, das mit den Dackeln kommt«, fuhr Deininger fort. »Früher oder später. Ansonsten bin ich Mitglied im Deutschen Teckelclub und Erster Vorstand unseres Ortsvereins. Ehrensache!«
    »Ich hab mal Schaben gezüchtet«, mischte ich mich ein. »Hinterm Kühlschrank. Leider gab es keine Zuchtausstellung in der Nähe. Sie hätten mich mit Preisen überschüttet.«
    »Hör nicht auf ihn«, raunte Kurt. »Er ist schlecht drauf, wegen seiner Schreiberei.«
    »Richtig, Ihr Roman, Herr Koller. Ich dachte, er verkauft sich gut?«
    »Ohne die vielen Säufer darin würde er sich besser verkaufen«, erwiderte ich. »Es gab schon Beschwerden: über Kurt zum Beispiel, dass er kein Vorbild für die junge Generation ist.«
    Der Dackelbesitzer war ehrlich entrüstet. »Ich trinke doch nur Orangensaft!«
    »Eben.«
    »Verstehe«, machte Bärchen mit gespieltem Erschrecken, »ich muss also damit rechnen, früher oder später in einem Buch mitzuspielen? Dann bestehe ich darauf, dass unser kleines Dackelfachgespräch auch erwähnt wird.«
    »Aber ja!«, brüllte Tischfußball-Kurt und entriss dem Australier, der eben mit Getränkenachschub an unseren Tisch getreten war, das Saftglas. »Runter mit dem Zeug, Jungs! Auf uns alle!«
    Verzweifelt hängte ich mich an meine Bierflasche. Schlimm genug, dass Deininger mich in meinem Allerheiligsten aufstöberte. Nun musste er sich auch noch mit meinen Trinkgenossen verbrüdern!
    »Kuhhessigkeit«, murmelte der Cousin beeindruckt. »Wie schreibst du das, Kurt?«
    »Gar nicht«, blaffte der zurück. »Das hat man, oder man hat es nicht. Also Hunde, meine ich. Menschen eher nicht.«
    »Nette Runde ist das hier«, strahlte Deininger und hob seine Flasche. Kurt schmetterte sein Glas dagegen, dass die halbe Kneipe zusammenzuckte.
    Ja, verdammt nette Runde! Seit der Banker sie gestürmt hatte, saßen nur noch Deppen da. Ein Kapitalistenfresser, der zum Schoßhündchen mutiert war. Ein Einarmiger, der noch saurer greinte als sonst. Und ein eisenharter Privatflic, blamiert bis auf die Knochen. Herberts Cousin war auch keine Hilfe mehr. Er fragte sich durch die Dackelwelt, als sei das sein nächstes Reiseziel, erkundigte sich nach Zucht und Dressur und ob es für kastrierte Rüden ebenso einen eigenen Begriff gebe wie für Ochse und Wallach; die habe er nämlich gerade gelernt.
    »Wie exakt die deutsche Sprache ist«, erklärte er, »da bin ich voll Verwunderung. Noch ein Bier, Michael?«
    »Eins geht noch«, antwortete Deininger mit einem Blick zur Uhr. »Ist ja nicht weit nach Dossenheim.«
    Es war sogar so nahe, dass er dem einen Bier ein weiteres folgen ließ und diesem möglicherweise noch eines   –   ich hatte längst aufgegeben zu zählen, wer wie viel Alkohol an diesem Tisch vernichtete. Der Aussie spurtete immer brav zur Theke, um uns zu bedienen, bis er von seinem deutschen Cousin, dem die Sache irgendwie peinlich war, abgelöst wurde. Aber lass mal einen Einarmigen acht Bier durch die Gaststube tragen! Rechts und links von Herbert gingen sie in Deckung. Und während all dieser Zeit quatschten sich Kurt und Deininger in einen Freundschaftsrausch hinein, der sie auf die intimsten Themen kommen ließ: Geschichten von früher, das Kaff, aus dem man stammte, die eigene Alte. Kurt hatte zwar gerade keine, was ihn aber nicht davon abhielt, über die Weiber im Allgemeinen und seine Verflossenen im Speziellen herzuziehen. Deininger lachte Tränen.
    »Nee, Kurt«, wieherte er, »so kannst du das nicht   …   Die sind nicht alle bescheuert, die Mädels. Meine hat auch ihre Macken …«
    »Siehste?«
    »… trotzdem würde ich die nicht umtauschen. Weißt du, was? Ich glaube, du hast die Richtige, also die wo’s passt, einfach noch nicht gefunden. Komm zu uns nach Schnakenbach und such dir eine aus.« Er wandte sich zu mir. »Und Sie müssen auch kommen, Herr Koller. Ist wirklich schön dort draußen. Wenn ich’s Ihnen sage!« Hoppla, da war ihm aber ein Trumm von Rülpser entfahren!
    »Passen Sie auf«, entgegnete ich und drohte ihm mit dem Zeigefinger,

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