Butenschön
Sammelbüchse und fand die Jungs irgendwie viel netter als zu Beginn unserer Bekanntschaft. Ein Dankeschön an Dieter für Getränk und Auskünfte – fort war ich. Von Schnakenbach bis ins Neckartal konnte man es tatsächlich rollen lassen. Ohne Schlagbaumunterbrechung. In Hirschhorn erwischte ich gleich eine S-Bahn und setzte mich ins Fahrradabteil. Dann schlief ich ein.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
21
Befreit von den Kopfschmerzen, aber nicht unbedingt frischer langte ich zuhause an. »Bin einkaufen«, informierte mich eine Nachricht Christines auf dem Küchentisch. Prompt kam ich ins Grübeln. Diese Zettel entwickelten ein Eigenleben, das mir gar nicht gefiel. Waren sie ausführlich, hatte der Schreiber ein schlechtes Gewissen; waren sie knapp gehalten, der Adressat. In beiden Fällen also ich. Hätte ich heute einkaufen müssen? Nur weil meine Kürbisaktion schon zwei Tage her war? Ich ließ eine Münze entscheiden, die letzte, die ich seit Schnakenbach noch besaß (in der S-Bahn war ich schwarz gefahren): Kopf für schlechtes Gewissen, Zahl für gutes. Kopf – also geh in dich, Max! Doch da regte sich nichts. Vielleicht hatte ich Falschgeld erwischt.
Ich rief Fatty an, wollte ihm von den seltsamen Bräuchen im Odenwald berichten. Aber er war nicht in Gesprächslaune, komisch. Das Wochenende stand vor der Tür, und mein dicker Freund grummelte. Weswegen, verriet er mir nicht. Ich fragte nach Eva, doch an der schien es nicht zu liegen. Sie stand brav in der Küche und kochte. Gut, dann halt ein andermal. Tschüs, Fatty.
Mein Versuch bei Marc war erfolgreicher, auch wenn ich nicht dazu kam, ihm von Schnakenbach zu erzählen. »Eben wollte ich dich anrufen«, sagte er. »Geh mal ins Internet.«
»Jetzt direkt?«
»Ja, ich möchte dir etwas zeigen.«
»Dazu muss ich runter ins Büro.«
»Stimmt, du bist ja neuerdings ein seriöser Ermittler.«
Ich schenkte ihm einen unseriösen Fluch, legte auf und stieg in den dunklen Hof hinab. Ein muffiges Büro empfing mich. Christines PC schien bereits in Wochenendstimmung, so lange dauerte es, bis er hochgefahren war. Wenigstens hatte er diesmal keine Aussetzer. Ich rief Covet erneut an und ließ mir eine Adresse im Netz diktieren: die Internetpräsenz der protestierenden Studenten.
»Danke, Marc, aber die kenne ich schon. Bin ja neuerdings ganz stark im Recherchieren.«
»Hast du dich auch im Forum umgesehen?«
Nein, das hatte ich nicht. Obwohl es keine Hexerei war, dort hineinzugelangen. Man meldete sich unter einem Fantasienamen an, nannte ein Fach, das man angeblich studierte, und bekam innerhalb von Sekunden ein Passwort an die angegebene Mailadresse geschickt. Noch schneller ging es natürlich mit Marcs Passwort.
»Okay, ich bin drin. Und jetzt?«
»Jetzt schaust du dir meinen Eintrag von gestern Abend an.«
Marc, der alte Whiskyfan, war unter »Laphroig« angemeldet. Um 19.43 Uhr am gestrigen Donnerstag hatte Laphroig Folgendes geschrieben: »letzten montag gab es einen brandanschlag auf ein büro im technologiepark mit mords zerstörungen. ey, leute, das finde ich voll krass. geht meiner meinung nach zu weit und dient unseren interessen nicht. wer das getan hat, soll bitte stellung beziehen. dringend!«
»Netter Versuch«, meinte ich. »Glaubst du, dabei kommt was raus?«
»Jedenfalls gab es schon Reaktionen.«
Sicher, die gab es, doch sie halfen mir nicht weiter. Zwei zustimmende Kommentare, beide von Frauen, einer, der sich über die ganze Sache lustig machte, sowie weitere, in denen gestritten wurde, ob Studenten – pardon: Studierende – tatsächlich zu so etwas fähig waren und wenn ja, warum man nicht gleich richtig Rabatz gemacht hatte. Und dann stand da noch: »Rohrbömpchen bringens«, eingerahmt von Smileys.
»Wer Bombe nicht mal ordentlich schreiben kann, sollte die Finger von dem Zeug lassen«, moserte ich.
»Ganz schön arrogant für einen Studienabbrecher.«
»Ganz schön forsch für einen Lokaljournalisten.«
»Aber meine Idee ist doch super, oder?«
»Mal sehen. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass sich der Feuerteufel im Netz outet.«
»Nein, aber vielleicht meldet sich jemand, der denjenigen kennt, und dann weißt du schon mal, in welche Richtung es geht.«
»Ja, vielleicht. In diesem Fall würde ich dich an meinem Erfolgshonorar beteiligen.«
»Zu gütig.«
»Tschüs, Laphroig.«
»Tschüs.«
Kaum war das Gespräch beendet, als mir Fischers
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