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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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Kopf, bevor er einen Schluck Bier trank.
    »Sie meinen, die beiden sind nicht mehr so unzertrennlich?«
    »Doch, doch, das schon. Bestimmt. Nein, es geht um die Evelyn. Wissen Sie, ich kenne den Vater von Michael gut, den Deininger. Ein alter Kegelfreund, im Ortsrat sitzen wir auch beide. Da redet man ja über die Kinder, was sie so treiben, was es für Probleme gibt. Und der alte Deininger beklagt sich in letzter Zeit über die Evelyn, sie hätte sich so verändert, sei nicht mehr dieselbe. Meckert regelrecht an ihr rum.«
    »Michael auch?«
    Kopfschütteln. »Nur der Vater. Der ist Handwerker, aber ein Hundertfünfzigprozentiger. Dem geht alles, was mit Studieren zu tun hat, gegen den Strich. Sie hätten ihn mal hören sollen, als sich die Evelyn an der Uni einschrieb. Lauter rausgeschmissenes Geld, das wäre nichts für eine wie sie, wo sie so einen schönen Beruf hätte.«
    »Sein Sohn hat doch auch ein Studium begonnen.«
    »Ja, und da war dicke Luft im Hause Deininger. Ein Jahr und länger hat sich Michael kaum bei seinen Eltern blicken lassen. Die Sache ging ihm ganz schön an die Nieren. Aber kaum hatte er das Studium geschmissen, war sein Vater wieder versöhnt. Natürlich musste er überall rumtönen, er hätte es von vornherein gewusst, man hätte ihn nur fragen sollen. Wie es die Alten so tun, wenn sie gekränkt sind. Wir haben ihm dann schon beigebracht, dass er sich ein bisschen zurückhalten soll. Als wenn er niemals einen Fehler begangen hätte!«
    »Aber Evelyn scheint zufrieden mit ihrer Wahl zu sein, wenn ich Michael richtig verstanden habe.«
    »Sieht so aus. Da hat sich ja auch was verändert bei ihr, so falsch liegt der Deininger nicht. Ob das nun der Trotz ist, weil sie meint, sie hätte das Richtige für sich gefunden, oder die Unfähigkeit sich einzugestehen, dass sie auf dem Holzweg ist   –   ich weiß es nicht. Hab sie schon lange nicht mehr gesehen.«
    »Michael meinte, sie sei sehr erfolgreich in ihrem Studium.«
    »Kann sein. Trinken wir noch eins?«
    Ich zuckte die Achseln. Irgendwann ist dir alles egal, du fühlst dich leicht, und die Odenwaldbäume schwanken, weil sie schon immer geschwankt haben. Mein Gesprächspartner trug den leeren Bierkasten in sein Haus und kam mit einem vollen zurück, den er ebenfalls auf den Bürgersteig stellte. Die Jungs johlten begeistert, nur einer lästerte über das Schwabengesöff, auf das er angeblich kotzen müsse.
    »Von wegen Schwaben.« Dieter stieß mit mir an. »Nur weil es nicht aus dem Odenwald kommt! Ihr werdet gutes Bier noch zu schätzen lernen.«
    »Freibier schätzen sie jetzt schon«, stellte ich fest. Die Flaschen fanden rasenden Absatz, selbst der Lästerer griff zu. »Ist der Michael öfter hier?«
    »Schon. Der ist noch ganz dicke mit Schnakenbach. Hätte am liebsten ein Häuschen im Ort gebaut. Aber dazu ist Heidelberg dann doch zu weit. Letztes Wochenende war er hier, da hatten wir abends eine gemütliche Runde bei mir zu Hause.« Er lachte. »Generalprobe für die Kerwe, sozusagen.«
    »Er sagte, er sei Chef hier im Dackelclub.«
    »Der Michael und seine Köter! Auch so eine Geschichte. Der war schon als kleiner Junge ganz vernarrt in die Viecher. Und ließ später nicht locker, bis er schließlich ein paar Deppen zusammen hatte, mit denen er einen Verein gründen konnte.« Er nahm einen Schluck. »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab nichts gegen Hunde, aber deswegen muss man ja nicht gleich züchten und in Vereinsmeier machen. Außerdem, wenn schon einen Köter, dann doch lieber was Richtiges und nicht dieses Bonsaiformat von Dackel!«
    »Allerdings«, brummte ich. Einen wie Dieter hätte ich gestern Abend als Verbündeten gebraucht. Tischfußball-Kurt hätte ihn zwar gevierteilt, aber die Wahrheit einen Fürsprecher gehabt. Darauf einen ordentlichen Schluck! Dieters Bier schmeckte mir deutlich besser als das Odenwaldgesöff von vorhin. Blinzelnd hielt ich die braune Bügelflasche gegen die tiefstehende Sonne. So allmählich fragte ich mich, wie ich es unfallfrei und noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause schaffen sollte. Vielleicht wusste mein neuer Kumpel Rat. »Wo ist denn hier der nächste S-Bahn-Halt? In Hirschhorn?«
    Er nickte. »Immer nach Süden. Das schaffen Sie in einer halben Stunde. Außerdem geht es nur noch bergab.«
    Na, da trank sich der nächste Schluck gleich viel besser. Und der übernächste erst! Ich ließ mir von Hanno seine bewährte Pinkelecke zeigen, schmiss noch zwei Euro in die

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