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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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heraus. Als sie es aber geschafft hatte, drohte sie alles Mögliche aufzutischen, um mich wieder herzustellen: Kuchen, Torten, Gebäck, ein Süppchen, Spiegelei, einen Schnaps   –   was immer mein Begehr war. Sogar den sonntäglichen Schmorbraten hätte sie mir zuliebe am Samstagabend serviert.
    »Also, jetzt gehst du zu weit«, protestierte ihr Mann.
    »Du hältst dich raus«, wies sie ihn zurecht und blies ihre Pausbäckchen auf.
    »Vielen Dank«, wehrte ich ab, »aber die Pflicht ruft. Ich habe heute Abend noch einen Termin, den ich auf keinen Fall versäumen darf. Und was das Essen angeht, darf ich meine Frau nicht vor den Kopf stoßen. Sie hat bestimmt für mich gekocht.«
    »Sie haben eine Frau? Das wusste ich ja gar nicht!«
    »Zumindest vorübergehend. Mal sehen, was daraus wird. Kochen kann sie wirklich gut.«
    »Das ist schön«, strahlte sie. »Bringen Sie sie nächstes Mal mit, ja? Und schlafen Sie sich aus!«
    Ich packte meine Sachen, warf dem Kommissar im Hinausgehen ein Dankeschön für seine Hilfe zu und hoffte inständig, dass Frau Fischer mich nicht auf ihren Neffen ansprechen würde. Die kühle Luft draußen tat mir gut. So gut, dass ich die ersten Meter im Laufschritt zurücklegte. Erst als ich mich außer Rufweite befand, drosselte ich mein Tempo. Nach 20-minütigem Fußmarsch war ich zuhause. Christine hatte nichts gekocht. Aber Koschak erwartete mich sehnsüchtig.

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

26

    Von unserer Wohnung bis zum Wehrsteg braucht ein Fußgänger zehn Minuten. Oder fünfzehn, wenn er trödelt. Wir brauchten mehr als doppelt so lange, weil Koschak alle 100 Meter stehen blieb, um sich umzusehen. Da wurde noch der kleinste Kleinwagen als Deckung genutzt, jegliches Laternenlicht gemieden. Das Überqueren der Bergheimer Straße bereitete ihm sichtlich Qualen. So ein breites Asphaltband! Sekundenlang war man zu sehen!
    »Reißen Sie sich zusammen!«, sagte ich, nachdem er wieder einmal aufgeschlossen hatte. »Uns folgt niemand. Wenn die wüssten, dass Sie hier sind, hätten sie schon längst zugeschlagen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Soll ich nicht wenigstens Ihren Koffer tragen? Der hindert doch nur beim Davonflitzen.«
    »Nein!«
    Koschak bestand darauf, dass wir uns dem Wehr über einen Schleichweg näherten: Am Neckarufer gab es einen Trampelpfad, der von der Ernst-Walz-Brücke bis fast zum Steg führte. Hier wollte ich auch meinen Beobachterposten einnehmen. Wir arbeiteten uns im Rücken eines Hotels und eines Bürogebäudes bis zu dem Punkt vor, wo der Pfad wieder vom Ufer wegknickte. Die sieben mächtigen Pfeiler des Wehrstegs ragten vor uns in die Nacht. Mit Koschaks Feldstecher konnte ich die gesamte Länge des Stegs überwachen.
    »Also dann«, sagte ich. »Was mich betrifft, ich wäre so weit.«
    Der Journalist sah auf die Uhr. »Ein paar Minuten haben wir noch.«
    Wir warteten. So sachlich sich das flussüberspannende Bauwerk im Hellen gab, jetzt, im Dunkeln hatte es etwas Unheimliches. Ich fühlte nach meinem Puls. Erhöht, keine Frage. Koschak räusperte sich nervös.
    »Und es ist doch der Russe, vor dem Sie Angst haben«, murmelte ich.
    »Blödsinn! Der will ja nichts von mir. Außer Geld natürlich. Nein, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass es mir nur um die anderen geht. Denen möchte ich nicht in die Fänge geraten.«
    »Der Treffpunkt auf dem Wehrsteg war Ihre Idee?«
    »Ja, sagte ich das nicht? Ich habe ihn dem Russen vorgeschlagen. Hier kann jeder sicher sein, dass der andere alleine kommt.«
    Es sei denn, seine Komplizen warten am Ende des Stegs, dachte ich. Laut sagte ich: »Vor allem können Sie sicher sein, dass nicht plötzlich ein Trupp von Mafiakillern neben Ihnen steht.«
    »Das auch«, brummte er. Und dann, nach einem weiteren Blick zur Uhr: »Ich gehe jetzt. Es ist fünf vor. Hoffen wir, dass der Kerl pünktlich ist.«
    »Hoffen wir, dass er auf mitteleuropäische Zeit umgestellt hat.«
    »Das auch.« Sein Kichern ähnelte einem nervösen Schluchzen. »Sollte Ihnen irgendetwas Verdächtiges auffallen, schlagen Sie Alarm. Zwei oder drei starke Jungs, die sich ungewöhnlich …«
    »Ich weiß!«, unterbrach ich ihn. Für wie blöd hielt der mich eigentlich?
    »Wenn Sie rechtzeitig rufen, schaffe ich es bis zum anderen Ufer. Treffpunkt um elf bei Ihnen. Haben Sie Ihre Waffe?«
    »Nein.«
    Er glaubte mir nicht. Dann war er weg. Ich stellte mich in den Schatten und sah zum Wehrsteg

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