Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Pläne habe. »Und wie kommt das jetzt so plötzlich?«
»Es kommt nicht plötzlich. Ich wollte es von Anfang an. Aber jetzt habe ich einen Weg gefunden, meinen Traum in die Tat umzusetzen. Und ich werde diesen Weg gehen. Es tut mir leid, Leon.«
»Aber das muss doch nicht das Ende von uns beiden bedeuten. Maja, wenn es wirklich dein Traum ist, dieses Café zu betreiben, was ich zwar nicht so ganz nachvollziehen kann, dann kannst du das doch trotzdem machen.«
Zumindest in diesem Punkt hatte Emily ihren Bruder richtig eingeschätzt.
»Leon, ich kann dir nicht sagen, ob es eine Zukunft für uns geben wird. Aber eines weiß ich ganz sicher: Dass ich dieses Café eröffnen werde. Was mit uns wird, ob überhaupt noch einmal etwas zwischen uns sein wird, wird sich zeigen. Zuerst muss ich dieses Projekt auf die Reihe kriegen. Auch, wenn du das nicht verstehen kannst. Aber es ist einfach wichtig für mich.« Mit diesen Worten stehe ich auf, bedanke mich noch einmal für den Heiratsantrag und verabschiede mich. Leon schaut mich verständnislos an.
»Ruf mich an, wenn du weißt, was du willst!«, ruft er mir noch hinterher, aber da sind Jojo und ich schon um die Ecke gebogen.
*
Seltsamerweise bin ich erleichtert, als ich dieses Gespräch hinter mir habe. Endlich habe ich eine Entscheidung getroffen. Natürlich tut es mir leid wegen Leon, und einen Moment überlege ich, ob es die richtige Entscheidung war. Ich meine, ich hätte die Chance gehabt, einen der Erben des größten Weinguts am Bodensee zu ehelichen. Ein Leben in gesellschaftlicher Achtung wäre mir sicher gewesen. Als Frau Römfeld wäre ich ›jemand‹, ob auf dem Golfplatz, im Modehaus Singer oder im Autohaus. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich in einem Traum aus bodenlanger, weißer Brüsseler Spitze in der Klosterkirche Birnau zum Traualtar schreiten. Oder perfekt gestylt in Ralph Lauren Outfits zur Reitstunde gehen und mit Katharina zusammen Rosen schneiden. Halt, stopp, Schluss mit diesem Traum. Ich wollte das alles nicht, und deswegen denke ich jetzt auch nicht mehr länger darüber nach. Es dauert zwar ewig, bis ich mal eine Entscheidung getroffen habe, aber wenn, dann schaue ich nicht zurück. Im Grunde bin ich richtig stolz auf mich, denn ich habe es sogar geschafft, mich von Leon zu lösen, obwohl keine neue Liebe im Hintergrund ist. Christian war eigentlich nur der Auslöser, der mich dazu gebracht hat, über mein Leben nachzudenken. Halt, auch das stimmt nicht so ganz. Denn eigentlich war es die ›Butterblume‹, die in mir den Wunsch ausgelöst hat, etwas Neues zu beginnen. Das muss ich gleich Frieda erzählen. Ich wollte ohnehin noch einmal nach ihr sehen. Doch als ich im Krankenhaus eintreffe, schläft sie bereits. Vor ihr dudelt der Fernseher, irgendso ein Bericht über Tiere im Zoo. Wie klein und zart sie aussieht in ihrem geblümten Nachthemd. Und wie zufrieden. Ich glaube, es macht sie richtig glücklich, dass durch ihre Hilfe der Traum vom ›Café Butterblume‹ in Erfüllung gehen wird.
*
Die nächste Woche vergeht wie im Flug und besteht hauptsächlich aus Reisevorbereitungen für Nini. Sie ist voller Euphorie und freut sich riesig auf ihre Zeit in London. Zuvor müssen wir noch die Wandfarbe aussuchen, in der ihr neues Zimmer gestrichen werden soll, deshalb fahren wir zum Baumarkt und kaufen allerhand Renovierungskram wie Farben, Pinsel und dergleichen. Für ihr neues Zimmer wählt sie ein helles Mintgrün, was sicher wunderhübsch aussehen wird. Wir pendeln ständig zwischen der ›Butterblume‹, dem Baumarkt und dem Krankenhaus, um nach Frieda zu sehen. Diese lebt von Tag zu Tag mehr auf und nimmt regen Anteil an unseren Planungsideen. Unsere alte Wohnung habe ich gleich Anfang der Woche gekündigt, und da meine Vermieterin bereits einen Nachmieter, nämlich ihren Neffen, im Auge hat, können wir ausziehen, sobald wir in der ›Butterblume‹ fertig sind. Mein Plan ist, erst einmal die Schlafräume fertigzustellen und danach den Möbelwagen zu bestellen, damit Nini mit einziehen kann, solange sie noch am Bodensee ist. Das setzt uns natürlich ganz schön unter Druck, aber so kommen wir wenigstens nicht zum Nachdenken und vor allem ich nicht zum Traurigsein. Das Wohnzimmer, das später das Café werden soll, kann ich dann in Ruhe gestalten, wenn ich bereits im Haus wohne. Toiletten für die Gäste muss ich im Erdgeschoss ja auch noch einbauen lassen, aber das werde ich schon irgendwie hinbekommen.
Als
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