Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
übergibt dann den Hörer. Es zerreißt mir fast das Herz, als ich Ninis Stimme höre. Doch ich gebe mich betont fröhlich und frage nach dem Flug und erzähle von Omas Besuch und dergleichen.
Dann sind nur noch Jojo und ich da. Wir gehen ganz nach oben, wo ich mir Christians altes Mansardenzimmer gemütlich eingerichtet habe. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich wirklich allein. Zuerst habe ich bei meinen Eltern gelebt, dann war ich mit Nini in meiner eigenen Wohnung auch nicht mehr allein. Zum Trost darf Jojo bei mir im Bett schlafen, und ich habe den Verdacht, dass er das von nun an immer versuchen wird. Aber es ist mir egal, so ein kleiner, kuschelig warmer Hund ist der beste Trostspender, den es gibt.
*
»Also weißt du, ich verlasse dich richtig ungern«, sagt meine Mutter, als wir versuchen, ihren Riesenkoffer in den Kofferraum des kleinen Minis zu wuchten.
»Das glaub ich dir nicht. Du kannst es doch gar nicht erwarten, zu deinem Steve zu kommen«, antworte ich lachend.
»Schon, aber jetzt, wo Nini weg ist, bist du ganz alleine.« Sie sieht wirklich sorgenvoll aus. Meine Mutter hat sich unglaublich schick gemacht und trägt ihren schicken hellgrauen Hosenanzug mit einer kirschroten Bluse darunter. Kein Wunder, in wenigen Stunden wird ihr Steve sie zum ersten Mal ›live‹ sehen.
Wir steigen ein und fahren Richtung Flughafen. Schon wieder ein Abschied.
»Ja, genau, aber du musst ja unbedingt nach Amerika fliegen. Konntest du dich nicht in einen Mann in, sagen wir mal München verlieben? Das wäre nicht gar so weit weg.« Ich tue so, als wäre ich ein wenig böse auf sie, damit sie nicht merkt, wie schwer mir der Abschied fällt.
»Das kann man sich manchmal nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Und Steve und ich, bei uns ist das etwas ganz Besonderes, das haben wir in den letzten Wochen und Monaten in unseren Briefen und Telefonaten gemerkt. Wir wollen uns jetzt endlich sehen , verstehst du das? Und spüren, ob die Magie zwischen uns auch körperlich vorhanden ist.« Dabei sieht sie mich vielsagend an. Du lieber Gott, was will sie denn damit andeuten? Sie meint doch nicht etwa Sex? Komisch, dass man immer Probleme hat, sich ältere Menschen beim Sex vorzustellen. Wobei man auch in reiferen Jahren Freude an der körperlichen Nähe haben kann, da bin ich sicher.
»Was musstest du auch mit Leon Schluss machen? Jetzt hast du den Salat. Er ist so ein guter Mann. Überleg es dir doch noch einmal. Glaub mir, es wäre mir wirklich eine Sorge weniger, wenn ich wüsste, dass es jemanden gäbe, der für dich sorgt.« Mamas Lippen zittern leicht.
»Mama, ich kann gut für mich selber sorgen. Ich habe eine wunderbare Tochter, die fast 18 Jahre ist und die mich bald nicht mehr braucht. Ich wohne in einem wunderschönen Haus, das mir außerdem zu einer eigenen Existenz verhelfen wird.«
»Und was, wenn nicht? Wenn das mit dem Café in die Hose geht?«, fragt sie besorgt.
»Dann komme ich zu dir nach Amerika und verkaufe dort Kuckucksuhren. Die Amis stehen doch auf diesen ganzen Deutschland-Kram«, scherze ich. »Keine Sorge, es wird schon nicht schiefgehen. Und wenn es mit dem Café wider Erwarten doch kein Erfolg wird, verspreche ich dir, dass ich es aufgebe, bevor ich total verschuldet bin. Dann kann ich mir immer noch Arbeit in einem Büro suchen.«
»Aber Maja. Du kannst doch nicht ewig alleine bleiben.« Sie will beim Thema Liebe einfach nicht lockerlassen.
»Wer sagt denn, dass ich das muss? Es wird schon noch mal einer kommen, bei dem es peng macht. Aber peng sollte es schon machen und nicht nur so leise knattern.« Ich mache ein derart albernes Geräusch, dass sie lachen muss.
»Was war denn mit Leon? War das nur so ein leises Knattern?«, fragt sie neugierig.
»Leon und ich hatten eine wirklich schöne Zeit. Und beinahe wäre es auch etwas geworden mit uns. Aber es war eben nicht zu hundert Prozent richtig, wenn du verstehst, was ich meine. Ich will nicht 80 Prozent peng und 20 Prozent knatter.«
Meine Mutter schüttelt den Kopf, dass ihre Locken fliegen.
»Maja, Maja, du bist zu anspruchsvoll. Hundert Prozent gibt es nicht. Du wirst nie einen Mann finden, wenn du so denkst.«
»Dann finde ich eben keinen. Aber ich will mich nicht mit 80 Prozent zufriedengeben.«
»Denke dran, du wirst nicht jünger. In der Liebe muss man Kompromisse eingehen. Überleg es dir noch einmal mit Leon.«
Ich seufze. Da lässt sie mir ja ein paar tolle Lebensweisheiten da.
»Jetzt schau du mal, ob
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