Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
ich. Aber ohne dieses ganze Vertrags- und Anwaltsgedöns, bitte schön.«
Ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll. Kann ich dieses großzügige Angebot wirklich annehmen? Ein Teil in mir sagt: ›auf gar keinen Fall‹, der andere: ›wenn es die alte Frau glücklich macht, warum soll ich sie enttäuschen?‹.
Die Schwester kommt herein und bittet mich zu gehen. Schließlich sei Frieda, auch wenn sie Gegenteiliges behauptet, noch lange nicht fit und brauche Ruhe.
»Ruhe habe ich, wenn ich hinter den Tannen liege«, ruft Frieda der Schwester zu, und ich muss schon wieder grinsen.
»Frieda, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Du sollst gar nichts sagen, sondern schreiben, und zwar hier.« Sie hält mir einen verknitterten Zettel hin und einen goldenen Kugelschreiber. Keine Ahnung, ob sie den der Schwester abgebettelt hat. Der Zettel sieht jedenfalls nicht sehr vertrauenerweckend aus. Möglicherweise verliert sie ihn ja, und die ganze Sache hat sich damit erledigt. Irgendwie kann ich dieses großzügige Angebot nicht annehmen, deshalb male ich ein Herz und schreibe ›Ich hab dich lieb‹ darunter. Dann nehme ich Frieda noch einmal herzlich in die Arme. Sie lächelt zufrieden und sagt: »Schön, dann kann ich ja jetzt mein Schläfchen machen.«
Kapitel 23
Der Heiratsantrag
Ich bin immer noch völlig durcheinander. Was hat Frieda sich nur dabei gedacht? Was für eine Riesen-Überraschung. Aber es soll nicht die letzte Überraschung am heutigen Tag bleiben.
Am Abend, als ich es mir gerade ein wenig gemütlich machen will, klingelt es an der Tür. Ich laufe zum Fenster, da ich heute wirklich nicht jedem die Tür mehr öffnen will, kann aber niemanden unten sehen. Nach einer kurzen Pause klingelt es wieder, und ich öffne das Fenster.
»Hallo?«, rufe ich hinunter.
Leon taucht hinter einem Rosenstrauß im XXL-Format auf und bittet mich aufzumachen.
»Was willst du von mir? Ich hab keine Zeit!«, rufe ich hinunter, immer noch ärgerlich, weil ich an das Bild von ihm und Lisa in den Reben denken muss.
»Mach bitte auf, Maja. Ich muss mit dir reden.«
Seufzend öffne ich die Tür. Der Rosenstrauß ist wirklich gigantisch und hat ihn sicher ein Vermögen gekostet. Wenn Männer wüssten, wie unwichtig so etwas ist. Um das Herz einer Frau zu gewinnen, zählen ganz andere Dinge, was nicht heißt, dass so ein Blümchen hie und da nicht große Freude bereiten kann.
»Maja …, ich muss wirklich mit dir reden. Können wir das hier, ungestört?« Leon sieht ganz schön zerknirscht aus, als er einen Blick auf Nini wirft, die mit einem London-Reiseführer auf dem Sofa liegt.
»Na gut. Der Hund muss sowieso raus«, sage ich und gehe mich schnell anziehen.
»Der Hund? Welcher Hund?«, fragt Leon. Genau der Hund, der gerade aus der Küche spaziert kommt, wo er sich offensichtlich über den Mülleimer hergemacht hat.
»Jojo!«, schimpft Nini. »Das darfst du doch nicht.«
»Seit wann habt ihr denn einen Hund?«, fragt Leon, als ich die Leine schnappe und wir gemeinsam mit Jojo Richtung See spazieren.
Es ist ganz offensichtlich, dass der Sommer zu Ende geht. Die Luft ist immer noch mild, aber bei Weitem nicht mehr so heiß wie im Sommer, und es gibt schon diese winzig kleinen Nebelschwaden über dem See, die die ganze Gegend so verträumt aussehen lassen. Ich liebe diese Stimmung, wenn man nicht mehr alles so klar erkennen kann und es den Anschein hat, als hätte jemand einen Weichzeichner über die Linse des Fotoapparats gehängt.
»Also, möchtest du mir nicht vielleicht sagen, wie du an einen Hund gekommen bist?«, fragt Leon leicht genervt.
»Doch, gern«, antworte ich. »Und möchtest du mir nicht vielleicht sagen, wie du an eine Blondine gekommen bist?«
Die Antwort darauf fällt ihm sicher nicht so leicht.
»Maja, ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll … Meine Mutter hat mir erzählt, dass du mich gestern besuchen wolltest und dass sie dir gesagt, ich sei in den Weinreben und du solltest mich nicht stören. Es tut mir so leid, Maja, ich weiß nicht genau, was du gesehen hast …«
»Na ja, genug, um mir ein paar Gedanken zu machen. Wie lange geht das denn schon mit euch?«
» Da geht überhaupt nichts mit uns . Das siehst du völlig falsch, Maja. Du weißt doch, dass ich mit Lisa verheiratet war. Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen, das schwöre ich. Und jetzt, bei der Weinmesse in Düsseldorf, auf die du mich ja nicht begleiten konntest, haben wir uns zufällig
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