Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
Vom Netzwerk:
dem es verpflichtet war, und daß meine schönste Möglichkeit darin bestand, es dabei nicht zu stören. »Heißt das >im Fluß sein    »Heißt das - >Vertrauen haben< in das Schicksal, das ja immer nur von der Quelle ins Meer fließen kann und sich folglich grenzenlos über die Menschen amüsiert, die seinen Fortgang verändern wollen - hm?!«
    »Heißt das - >durch den Papierreifen Springern, der auf unseren Wegen immer dann zu finden ist, wenn es eine Stufe zu nehmen gilt?!«
    »Mhm« - nickte er und lächelte gütig und still -»Ich danke dir für diese Einsicht« - sagte ich und rückte etwas näher an ihn heran - »ich danke dir für diesen Moment des Schwebens über den Fischen - für das Blinken der Sonne und für die Erleichterung, der zu sein, der ich bin -«
    Wir saßen schweigend nebeneinander und waren glücklich, zueinander zu gehören und endlich einmal Frieden zu haben.
    Bislang war er in meinem Leben nämlich fast noch nie so entspannt neben mir gesessen, weil es immerzu etwas aufzufangen galt, was mir sonst auf den Kopf gestürzt wäre, und manchmal hatte ich mich schon zu schämen begonnen, daß ich ihm immer nur Mühen und Sorgen bereitete.
    Das heißt - ich sah es ihm nie an, daß es ihm Mühen und Sorgen machte, weil sein Gesicht stets die gleiche Gelassenheit ausstrahlte, seit ich ihn zum ersten Mal erblickt hatte -
    Vielleicht war es sogar so gewesen, daß ich voller Schuldgefühle meine eigenen Sorgen und Mühen in sein Antlitz gespiegelt hatte, das mir nur helfen sollte, mich selbst zu erkennen. Wer weiß? Ich bin mir nicht sicher, da er so viele Dinge hat, über die er nicht spricht, und ich diese Tatsache gerne respektiere. Ein
    Schutzengel ist schließlich kein Postbote der letzten Geheimnisse Gottes - er ist eine Chance, die man jede Sekunde hat, und er hört nie auf zu warten, ob man sie ergreift.
    Jetzt aber hatte ich doch das deutliche Gefühl, daß er
    - unabhängig von meinen Regungen - heiter war und entspannt.
    Ich war fast ein wenig stolz darauf, ihm endlich einmal nicht nur Arbeit zu machen, und hatte nichts dagegen, diesen Zustand noch eine Weile fortzusetzen ...
     
    »Was Maria wohl macht« - dachte ich leicht vor mich hin und war froh, keine Sorge in diesem Gedanken mitschwingen zu fühlen - keine Ungeduld in den Zehen kitzeln zu haben und keinen verbogenen Hals, der sich nach ihr verrenkte.
    Ich war gelassen und froh, sie auf diesem Planeten und in dieser Stadt zu wissen und eine Verbindung mit ihr zu haben.
    Was wollte ich mehr als dieses Gefühl, nicht allein zu sein in all dem Gewühle.
    »Ich meine natürlich unter den Menschen«, dachte ich zu meinem ewigen Begleiter, der schon vor meiner Erklärung gewußt hatte, daß ich ihn nicht übersehen wollte.
    »Was Maria wohl macht« - dachte ich daher so sorgenfrei und erlöst, wie ich noch nie in meinem Leben einen ähnlichen Satz gedacht hatte, und stand wieder auf. Wir wanderten langsam durch enge, kühle Gassen und blieben vor einer wunderbaren hellblauen Perlenkette stehen.
    »Die will ich ihr schenken«, dachte ich und ließ mich daher bereitwilligst von einem der vielen Nachfahren Marco Polos aufs Kreuz legen.
    »So eine ähnliche habe ich Susanna geschenkt«, schoß es mir plötzlich durch den Kopf, und ich blieb stehen. »Susanna« - dachte ich und sah sie vor mir in ihrem Hochzeitskleid, das sie sich von einer Reise nach Madrid mitgebracht hatte. Es war rötlichgelb mit verschwimmenden Rosen, so daß sie wie ein großes Bukett aussah, das laufen konnte.
    Ich hatte lachen müssen, als ich versucht hatte, die Knöpfe am Rückenteil zu finden, weil die bei diesem Modell nämlich vorne an der Brust angebracht waren und dort zusätzlich noch unter einer Stoffleiste versteckt, damit man Tobsuchtsanfälle bekommen sollte vor Luststau.
    Sie hatte so gelacht an diesem Tag und so sehr geweint an unserem letzten Abend.
    Wir hatten uns so sehr bemüht - wirklich - wir hatten tatsächlich versucht, unser Bestes zu geben - aber umsonst.
    Das heißt - kann das denn wirklich »das Beste« sein, das man gibt, wenn man letzten Endes damit nur Elend erzeugt? Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, daß wir nie gelernt hatten, wir selbst zu sein und das auch zu wissen, um dem anderen in der Folge zeigen zu können, wo meine Wiese beginnt und meine Blumen blühen.
    Wir stecken alle in Geschichten, die von

Weitere Kostenlose Bücher