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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Zeremonienmeister bei einer Festgesellschaft, die durcheinanderpurzelnd Raum zum Atmen braucht. Diesen Raum zum Atmen schenkt uns die Liebe, wenn sie uns im Geschenk eines Begleiters begegnet, mit dem die Augenblicke zur Ewigkeit werden - zum Geschenk eines schweigenden Wissens um die Tatsache, daß jedes Sandkorn die Botschaft des gesamten Universums in sich trägt -und zum Geschenk der Gelassenheit, die in der Erfahrung wurzelt, daß alle Grenzen zwischen den Dingen auf Erden nur Aufforderungen sind, sie zu durchschreiten.
    Wenn diese Geschenke der Realität aber von lebensfeindlichen Erziehungen in uns bloß als hormoneller Schub denunziert werden - als Eigenbautrip gewissermaßen, der billiger ist als eine Kinokarte - dann allerdings werden die Türen wieder geschlossen, die geöffnet wurden, um in das Paradies unserer Möglichkeiten zu schauen.
    Die Wirklichkeit drängt sich nämlich nicht wie ein billiges Flittchen auf - sie schließt vielmehr wieder langsam die Augen und wartet ohne Hast auf einen neuen Versuch - die Schutzengel atmen einmal mehr ganz tief in die Brust und nehmen die Arbeit wieder auf -und das Licht über der Tür verlischt für eine Weile, um zu warten.
    Jedesmal hat man die Chance, der Wirklichkeit den Namen zu geben, den sie verdient, wenn man eines Tages plötzlich und unverhofft in zwei Augen blickt, die einen durch den Nebel der alltäglichen Verwirrungen anlachen und den Vorschlag unterbreiten, aus der Kälte in die Wärme zu reisen.
    Jedesmal öffnet sich dann die Türe und beginnt das Licht wieder zu leuchten, und die Helfer rund um uns warten in geduldiger Neugier, ob es vielleicht diesmal gelingt - und zwei Menschen die Augen offen halten können und nicht irrtümlich meinen, daß sie träumen.
    Ich gebe natürlich zu, daß dieses Unterfangen in unserer Glücksverhinderungsgesellschaft äußerst schwierig ist, da ihre höchsten Kulturleistungen ja nur darin bestehen, die Menschen auf die Errichtung von Zweieinhalbzimmerwohneinheiten zu konditionieren, in denen sich die Schutzengel ja schon im Vorzimmer die Federn beim Ausbreiten der Flügel abbrechen - ganz zu schweigen von den Betten, die eigentlich nach dem Ausbruch des Dritten Weltkrieges schreien.
    Jedoch - ein Schuft und kriechender Hund, der diese Umstände als für alle Zeiten festzementiert betrachtet
    - Erlösung harrt auf diejenigen, die sich ewig strebend bemühen, und wer möchte schon von sich behaupten, Goethe nicht verstanden zu haben - eben.
    Das ewig Weibliche zieht uns hinan, und mich zog es zum Café Florian, in dem wir ja vorhatten, die Parallelen unserer Lebenswege einander wieder etwas näherzuführen.
    »Praxis ist es - Praxis, nichts als Praxis.«
    Die Praxis der täglichen Kleinigkeiten, die in ihrer Summe einen Strand ergeben, an dem es sich gut sitzen läßt.
    Eine der Fußfallen auf dem Weg zur Erleuchtung besteht nämlich listigerweise darin, das Handwerk der Verliebtheit zu übersehen oder gar geringzuschätzen. »Ich liebe dich, ich liebe dich - auf ewig sei die Meine, auf ewig ich der Deine -«
    Schöne Worte, helle Klänge - aber wie soll das denn aussehen, bitte - wie gehen wir es an am Morgen nach dem Aufwachen, wenn die Träume nach Verwirklichung schreien und das Leben geformt werden will? Auf welcher Seite bitte steht - um es auf den Punkt zu bringen - deine Zahnbürste, und wo steht meine?
    Nein - falsch - Fehler - Fehler - Fehler!
    Es ist der alte Fehler, an dieser Stelle zu schmunzeln und zu meinen, das sei doch wohl eine zu lächerliche Frage angesichts der Erhabenheit ewiger Liebe -»So« - frage ich - »das ist also eine zu lächerliche Frage - na gut - dann gehören Sie wohl auch zu denjenigen, die die Dichtungsringe der explodierten Mondrakete für eine übersehbare Gummiwurst gehalten haben und Eisberge auf der Route der Titanic für willkommene Pinguinbetrachtungsmöglichkeiten!« Nichts, sage ich - nichts, aber auch gar nichts ist zu gering, um nicht doppelt überprüft zu werden bei dieser Raumfahrt zum ewigen Glück -Die Nasa scheint das endlich auch eingesehen zu haben und hat - wie man berichtet - nicht nur die Dichtungsringe gänzlich neu entwickelt, sondern ist sogar, wie man hört, dabei, den Mars zur Gänze zuzubetonieren, damit bei zukünftigen Landungen keine Unebenheiten das Ganze zum Wackeln bringen.
    Dies ist natürlich das andere Extrem - aber es illustriert doch sehr deutlich, daß es nicht genügt, nur dazustehen und zu rufen: »Ich will hinauf-ich will hinauf« - und

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