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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Türen, die dem staunenden Gaste jede Wand mit einer anderen Bepinselung Vorhalten - maurische Prinzen und Kalifen - schöne Frauen und Blumengirlanden, die immer noch zu duften scheinen - alles das in warmen Pastellfarben, die Altertum atmen und Zeitlosigkeit.
    Ovale und rechteckige Marmorplattentischchen ziehen eine Verbindung nach draußen unter die Arkaden, an deren Wänden und unter deren Wölbungen und Säulen das Geschäft mit der Muße weiter perfektioniert wird. Ein geschlossenes, offenes Zimmer ist dieser Ort, in der linken Herzkammer dieses Platzes gelegen, durch den das Blut der Schönheit pulst, die für alle Zeiten uns Sterbliche zum Innehalten und zur Einkehr mahnt.
    Der Mohrentrank selbst ist so hemmungslos überteuert, daß man geradezu gezwungen wird, ihn andächtig zu trinken, und nach einer Weile stellt sich dann auch wirklich und wahrhaftig das Gefühl ein, weswegen dieser Weltpunkt eine so magische Anziehung entwickelt hat.
    »Gelassenes Darübersitzen über allem, was kreucht und fleucht.« So könnte man dieses Empfinden beschreiben, für das andere jahrelang nach Indien fahren und abwechselnd durch das linke und das rechte Nasenloch einatmen. Ein entspanntes Wissen um die einfachsten Zusammenhänge, die erst durch den rechten Schluck Kaffee zur rechten Zeit einfach werden und den Suchenden mit der Erkenntnis konfrontieren, daß auch der beste Espresso nur mit Wasser zubereitet wird.
    Wie von selbst ergibt sich aus solchen Einsichten die Folgerung, daß man mit diesem Wissen genauso klug ist wie vorher - dies aber schließt nur doppelt den Kreis um das Gefühl, das Klügste sei eben doch, »über allem, was kreucht und fleucht, darüberzusitzen«.
    An diesem Ort seinen Meditationstrank zu nehmen ist das koffeinhaltige »Om mani padme hum« der Venezianer, und ich liebe es vielleicht deshalb so sehr, weil man dabei nicht angehalten ist, im Lotossitz zu hocken und auf die eigene Nasenspitze zu starren. »Was heilt, hat recht« - dachte ich und gab einem seriösen, grauhaarigen Herren meine Bestellung auf -eine Portion Kaffee und eine Menta wollte ich haben und konnte meine Gier nur mühsam verbergen -»Menta.«
    Kleinod unter den Nichtigkeiten der Verführung zum Wohlbehagen -
    Eine gute Menta ist wie das Gefühl, im richtigen Augenblick das Richtige getan zu haben - ein frisches, scheinbar endloses Gefühl der Hochgestimmtheit, die durch Alkoholfreiheit Hellgeistigkeit vermittelt - das ist - in kargen Worten - das Innenleben einer wohlgekühlten Menta.
    Minze ist das Geheimnis dieses flaschengrünen Sirups, der in guten Kaffeehäusern immer unvermischt serviert wird.
    Ein hohes Glas, in dessen Bodennähe zwei Finger hoch die unverdünnte Menta tümpelt - ein Glas Sodawasser daneben - und in wirklich guten Tempeln ein Kännchen normales Wasser zur Abrundung -In ordinären Absteigen wird diese Dreifaltigkeit, deren Dosierung im Charakter des Gastes beschlossen liegt, zusammengeschüttet serviert und fordert den frustrierten Besucher geradezu heraus, den Namen des Etablissements auf die Bombenliste radikaler Vereinigungen zu setzen.
    Wie soll ein gelangweilter Wirt denn auch wissen, welchen Grad der Direktheit oder der Verdünnung ein Menta-Verehrer anstrebt - nicht einmal die Ausrede mit dem Stammgast darf hier zum Tragen kommen, die vielleicht bei einem Whisky pur ihre Berechtigung hat, aber doch niemals bei einer Menta.
    Eine Menta - die sogar den sogenannten Stammgast täglich aufs neue mit der Dosierung ihrer Zubereitung überrascht.
    Nie weiß man im vorhinein, wieviel Sirup und wieviel Wasser im Augenblick angesagt ist, dessen Qualität immer auf der Kuppel von »gleich« und »eben noch« balanciert.
    Überrascht wird man von sich selbst erfahren, daß man zum Beispiel gerade an schweren Tagen eine schwere, fast unverdünnte Menta als Erlösung braucht - wie nach dem alten homöopathischen Spruch: »Gleiches besiegt Gleiches.«
    Am nächsten Tag muß aber - allen Regeln trotzend -auch diese Weisheit überhaupt nicht mehr zutreffen. Man sieht, die Menta ist in ihrer verspielten Frische ein esoterischer Hinweis darauf, sich nie auf Gewohntes zu verlassen, sondern immer wieder aufs neue das Neue neu zu gestalten.
    Im Café Florian ist dieses Geheimnis altüberliefertes Allgemeingut, und es ist insofern fast der einzige Platz auf Erden, an dem es möglich ist, vertrauensvoll ein solches Getränk zu bestellen.
    Da saß ich nun also und wartete auf Maria!
    Was hat sie wohl in der Zwischenzeit

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