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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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wohin wir wollen -überall grinst uns das Verwehen ewiger Werte im Sturme reißender Veränderungen entgegen - nichts ist mehr am Abend das, was es noch am Morgen war
    - da genügt ein einfacher Blick aus dem Fenster der Gewohnheiten, um zu erkennen, daß die Sonne der Weltereignisse sich dem Abend zuzuneigen beginnt. Und ausgerechnet Herr Sterneck will versuchen, noch einmal Mythen zu beschwören, die vielleicht in der Zeit von Audrey Hepburn und Gregory Peck ihre Gültigkeit hatten, aber doch nicht mehr im Jahre der Wegwerfverpackung, in dem wir endlich erreicht haben, daß das Gewicht der Plastikhüllen um unsere Gefühle das Gewicht unserer inneren Bewegungen zu übersteigen beginnt.
    »Ja, geh nur« - rufe ich ihr zu und lächle müde über den kalten Schweiß, den die Begleitmusik meiner Hoffnungslosigkeit auf meine Stirn perlt.
    »Geh nur - ich kann es dir nicht einmal verargen, daß du ein Kind deiner Zeit bist - denn Antiquitäten sind auch nur so lange eine günstige Wertanlage, solange sie nicht zu Staub zerfallen, und das ist das voraussehbare nächste Stadium, dem ich zuwandere.
    Ich danke dir, Maria, daß du mir am Sterbebett meiner Hoffnungen für eine Weile die Hand gehalten hast und dich tapfer lächelnd von der Ansteckungsgefahr nicht hast irritieren lassen, die von meiner verlorenen Liebesmüh ausgegangen ist.«
    »Was fällt, das soll man stoßen« - hat Nietzsche gesagt, und nicht nur die Peitschenhersteller in aller Welt haben diesem großen Wissenden einiges zu verdanken.
    Männer wie ich sterben Gott sei Dank ohnehin von selbst aus, weil sich niemand findet, ihnen Nachkommen zu schenken, die den Fluch der Sinnlosigkeit, der auf Geschöpfen wie mir lastet, fortsetzen würden.
    Wenn ich wenigstens homosexuell wäre - dachte ich -aber nicht einmal diese Eindeutigkeit ist mir geschenkt als Erlösung von der Farbe der Beliebigkeit, die meine Aura umhüllt wie der graue Lodenmantel von Zwerg Nase.
    Alle Frauen verkünden doch immer, wie gerne sie sich mit Homosexuellen unterhalten, weil sie dabei das Gefühl hätten, als Mensch betrachtet zu werden und nicht als Objekt. Wenn es ihnen dann in den Kram paßt und sie gerne wieder Objekt sein wollen, kehren sie zwar flugs wieder bei Clint Eastwood ein - aber menschliche Nähe und gleichberechtigtes Miteinandersein finden sie ja nur bei denjenigen, die ganz genau wissen, warum sie mit Frauen nichts am Hut haben wollen -
    Und ich - Zwitter aller Mitteldinge - versuche, ihr dasselbe menschliche Akzeptieren anzubieten - dieselbe Objektfreiheit im Zusammensein zweier Seelen
    - und setze mich daher zwischen alle Zwischenräume, die zwischen allen Stühlen aufbrechen wie die Schlünde des Hades.
    »Der will mich ja gar nicht wirklich«, sagt das Weibchen in ihr völlig zu Recht, weil es mit Clint immer so herrlich eindeutig war am Gondellandungssteg, und weil sie erkennen muß, daß nicht einmal »gay people« einen Blick auf mir liegenlassen - instinktsicher erkennend, daß da einer ist, der nicht einmal zwischen allen Fronten etwas verloren hat.
    Ich bin gewissermaßen die Windstille zwischen den Gewitterfronten, in der die Menschen mit nach oben gerichtetem Blick sagen: »Na - gleich wird es losgehen« - und damit meinen sie nicht mich - die Balance aller Kräfte - sondern die Eindeutigkeit des Nord- und des Südwindes, die sich kämpfend zu einem Unwetter vereinigen, dessen Verheerungen immer noch lieber akzeptiert werden als die friedliche Ruhe vor dem Sturm.
    Ach - wenn mich Stefan und Peter jetzt so sehen könnten - was würden sie sagen ... Es ist mir auch schon egal ... Ich bin sicher, daß sie sich heute auf irgendeine Weise einen streßfreien Abend zaubern werden, der sie von solchen Verzweiflungen meilenweit hinwegbringen wird.
    Peter wird vielleicht irgendeine Mieze besuchen und seinen biochemischen Körperhaushalt in Ordnung bringen - ohne sich dabei über die Reling zu beugen. Stefan wird ein gutes Buch lesen und am knackenden Kaminfeuer eine leichte Zigarre rauchen und vielleicht hie und da an einem Gläschen Armagnac nippen, das er sich drei- bis viermal im Monat gönnt.
    So gegen dreiundzwanzig Uhr wird Peter dann nach Hause kommen und sich zu ihm gesellen. Er wird sich auch einen Armagnac holen, die Jacke öffnen und Stefan von seinem Abenteuer berichten.
    Stefan wird schmunzelnd sein gutes Buch zur Seite legen und sich in der Phantasie in das amouröse Abenteuer gleiten lassen, von dem Peter ihm erzählt.
    Hie und da wird Herr Steiner eine

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