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BY702 - Heroin in harten Händen

BY702 - Heroin in harten Händen

Titel: BY702 - Heroin in harten Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin in harten Händen
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Drillichjacke spannte, und einen kräftigen, kantigen Schädel. Rote Borstenhaare und grüne Augen verrieten die irische Abstammung.
    Mike O’Neill vermied jedes Zeichen seiner Freude, als er die Kreidestriche sah. Mike hob die Hand zu einer fast ünmerklichen Geste in Richtung auf einen Mitgefangenen. Ein vorsichtiges Kopfnicken bestätigte, daß er verstanden worden war.
    Dann setzte sich der Zug in Bewegung.
    Vier- oder fünfmal marschierte der lange Ire an dem Kreidezeichen vorbei. Die Augen hatte er geradeaus gerichtet, den Blick fest auf den grauen Rücken seines Vormannes geheftet. Seine Schritte schlurften genauso müde und unbeteiligt wie eh und je. Niemand merkte ihm die innere Spannung an, die ihn beherrschte.
    Als er die Stelle mit dem Kreidekreuz zum sechstenmal passierte, begann einer der Häftlinge zu brüllen.
    Der Zug kam ins Stocken. Der Mann schlug wild um sich und kreischte in den schrillsten Tönen. Wärter sprangen hinzu und packten ihn an Armen und Beinen.
    Mike O’Neill beugte sich zur Erde und tat, als mache er sich an seinem Schuh zu schaffen. Dabei stießen seine Finger ein paar lose Steine an der Mauer zur Seite. Blitzschnell zog er eine längliche Papierrolle aus der Höhlung und ließ sie im Ärmel seiner Anstaltsjacke verschwinden.
    Dann richtete sich Mike wieder auf und beobachtete, wie der um sich schlagende Häftling weggeschleppt wurde. Der Bursche würde in einer Beruhigungszelle landen. Nicht gerade angenehm. Aber dafür war in den nächsten Wochen seine Versorgung mit Tabak gesichert.
    Der erste Teil des Unternehmens hatte also geklappt.
    Jetzt mußte nur noch die Kontrolle umgangen werden, der sich die Häftlinge unterziehen mußten, bevor sie wieder in ihre Zellen gebracht wurden.
    Auch diesmal klappte alles nach Plan. Ein paar Ablenkungsmanöver, ein paar Taschenspielertricks, die Papierrolle ging durch drei verschiedene Hände und landete jenseits der Kontrolle wieder im Jackenärmel des Iren.
    Mike O’Neill atmete erleichtert auf, als die schwere Stahltür seiner Einzelzelle hinter ihm zufiel.
    Er horchte auf das Geräusch des sich im Schloß drehenden Schlüssels und wartete, bis sich die Schritte des Wärters entfernten. Seine Hand fuhr in die Ärmel. Er holte die Papierrolle hervor und entfaltete sie.
    Die obere Hälfte des Bogens nahmen ein paar Grundrißzeichnungen ein. Die untere Hälfte war mit engen Schriftzügen in grüner Tinte bedeckt.
    Einen Augenblick lang studierte der Ire das Papier, dann rollte er es wieder zusammen und trat zu seiner Pritsche hinüber. Seine Finger packten einen der Metallstäbe am Kopfende. Ein Ruck, und er hielt ihn in der Hand. Während er geschickt einen kurzen Bleistift auf die braune Wolldecke schüttelte, grinste er zufrieden. Dieser hohle Metallstab war ein ausgezeichnetes Versteck, Mike rollte das Blatt mit den Zeichnungen und Notizen noch enger zusammen und schob es vorsichtig in die Röhre hinein. Ein paar Sekunden später war der Metallstab wieder an seinem Platz am Kopfende der Pritsche.
    Mike O’Neill griff unter die Matratze und brachte einen grauen Briefbogen zum Vorschein. Dann transportierte er den kleinen quadratischen Tisch und den Hocker in eine Ecke der Zelle, die der Wärter durch den Spion in der Tür nicht einsehen konnte. Mit dem Rücken zur Tür, den Briefbogen vor sich, überlegte er ein paar Minuten.
    Dann begann er zu schreiben:
    Liebe Sheila, diesmal habe ich wirklich eine gute Nachricht. Ich habe Kontakt zu ein paar Leuten aufgenommen, die mich hier rausholen wollen. Wir werden nach Kuba gehen, wie wir es damals vorhatten, bevor sie mich schnappten. Diesmal klappt es bestimmt, und wir werden eine Menge Geld haben, wenn wir dort sind, ln ein paar Wochen ist es soweit. So lange mußt Du Dich noch mit diesem Brief trösten, der Dich auf dem üblichen Weg erreicht…
    ***
    Der Schuppen, in dem Jim Goody manchmal zu nächtigen pflegte, hatte vier Wände, ein einigermaßen regenfestes Dach, eine Tür und ein Fenster, dessen Scheibe zerbrochen war. Der Fußboden bestand aus festgetretenem Lehm. In einer Ecke lag ein Berg alter Tageszeitungen. Er diente Jim Goody als Lager; Hier schlief er, mit seinem zerfetzten Mantel zugedeckt, seinen Rausch aus.
    Der Spitzel erhob sich normalerweise erst am späten Nachmittag.
    Aber heute wurde er früher geweckt.
    Er wurde geweckt, weil die Tür des Schuppens plötzlich aufflog. Jim Goody schreckte hoch, hustete ein paarmal mißtönend und richtete ächzend seinen Oberkörper

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