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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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verklebte Haar aus der Stirn.
    »Daddy!« flüsterte sie kläglich.
    Dann machte sie einen unsicheren Schritt, schwankte, stürzte nach vorn und schlug mit dem Gesicht auf die weißen Treppenstufen.
    Auf ihrem Rücken war der dünne Stoff des Kleides mit Blut durchtränkt.
    »Doreen!« schrie John Kingston-West.
    Dann rannten wir gleichzeitig die Treppe hinunter. John Kingston-West kniete neben seiner Tochter nieder, faßte sie bei den Schultern. »Doreen! Doreen!« Er drehte ihren Körper zur Seite und hob ihren Kopf.
    In Doreens blauen Augen lag seltsame Starre. Eine Starre, die ich schon oft gesehen hatte.
    Das junge Mädchen war tot.
    »Doreen!« hörte ich hinter mir eine zweite, hellere Stimme aufschreien.
    Ich wandte mich um. Henrietta Kingston-West stand aufgerichtet in der Tür. Sie starrte voller Entsetzen zu ihrem Mann hinunter, der immer noch mit beiden Händen Doreens Kopf hielt. Sein Gesicht war grau geworden.
    »Henrietta!« flüsterte er hilflos. »Sie ist…«
    »Doreen!« Henrietta stieß einen einzigen Schrei aus. Dann schwankte sie und griff nach dem Türpfosten neben sich. Sie wäre gestürzt, wenn ich sie nicht aufgefangen hätte.
    John Kingston-West hob behutsam den Körper seiner Tochter auf. Sein Gesicht war weiß, leblos wie eine Maske. Schweigend trug er das tote Mädchen durch die Tür ins Zimmer und bettete es auf das breite Sofa neben dem Kamin.
    Ich faßte Henrietta am Arm und führte sie ebenfalls ins Haus zurück.
    In der Mitte des Zimmers machte sie sich los und ging mit steifen, marionettenhaften Schritten auf das Sofa zu. Ihr Gesicht war eingefallen wie das einer alten Frau. Kerzengerade mit geweiteten Augen stand sie neben ihrem Mann. Sie umklammerte mit beiden Händen die Sofalehne.
    Die Partygäste waren zurückgewichen. In ihren Gesichtern stand Entsetzen. Tödliches Schweigen hatte sich ausgebreitet. Im Hintergrund dudelte immer noch der Plattenspieler einen sinnlosen Schlager, bis einer der Männer schweigend hin überging und das Gerät abdrehte.
    Ich hielt den Telefonhörer in der Hand und drehte die Nummer der City Police Sekunden später hatte ich den Lieutenant von der zuständigen Mordkommission am Apparat. Ich schilderte den Sachverhalt und nannte die Adresse des Hauses.
    »Wir sind sofort da«, sagte er knapp.
    Ich hängte ein.
    Dann sah ich mich um. Für John und Henrietta konnte ich im Augenblick nichts tun. Aber in meinem Gehirn hatte sich etwas Bestimmtes festgesetzt.
    Die Erinnerung an das seltsame Lächeln, mit dem Jeff Perkins vorhin reagiert hatte, als Doreens Name fiel.
    Der junge Mann mußte noch immer im Garten sein, wenn er sich nicht inzwischen heimlich davongestohlen hatte. Er war genau in dem Augenblick verschwunden, als unten auf der Straße Doreens Wagen vorfuhr. Eine merkwürdige Art, die eigene Verlobte, die vom Weekend auf dem Lande kam, zu begrüßen! Jeff Perkins konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, daß Doreen verletzt war. Oder doch? Sein seltsames Lächeln wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Unauffällig näherte ich mich der Terrassentür und war mit wenigen Schritten im Freien.
    Schaukelnde Lampions beleuchteten die Szene. Rotes, grünes und gelbes Licht warfen sie zuckend auf die Rasenflächen.
    Ich überquerte die Terrasse und lief die Stufen hinunter in den Gärten.
    Suchend sah ich mich um. Schlupfwinkel gab es hier nicht. Die Anlagen waren großzügig, gutgepflegt und überschaubar. Wenn sich Jeff Perkins noch in diesem Garten aufhielt, würde es nicht schwer sein, ihn zu finden.
    Es war tatsächlich nicht schwer.
    Jeff Perkins lehnte an einem Baumstamm. Sein glattes, etwas weichliches Gesicht sah blaß aus. Aber das mochte auf den gelben Lampion zurückzuführen sein, der genau über seinem Kopf baumelte. Der Junge rauchte in nervösen Zügen und sog den Rauch tief in die Lungen. Als er mich kommen sah, verzog sich sein Gesicht zu einer abwehrenden Grimasse.
    Ich beschloß, direkt aufs Ziel loszugehen.
    »Wo ist Doreen gewesen?« fragte ich.
    »Wie bitte?« Die merkwürdige Mischung von Unsicherheit und Frechheit in seiner Stimme bewies mir, daß er sich lange nicht so überlegen fühlte, wie er tat.
    »Wo ist Doreen gewesen?« wiederholte ich meine Frage. »Sie wissen doch ganz genau, daß sie nicht bei ihrer Freundin auf dem Land war, oder?«
    Er sah an mir vorbei, als wäre ich Luft für ihn.
    »Wo war Doreen wirklich?« fragte ich noch einmal nachdrücklich.
    »Was geht Sie das an?« schnappte er.
    »Doreen ist tot«,

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