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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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sagte ich.
    Seine Kinnlade klappte herunter. Die blauen Augen weiteten sich vor Schreck. Für zwei Sekunden sah Jeff Perkins aus wie ein kleiner Junge, der dem schwarzen Mann begegnet ist.
    Dann schloß er wieder den Mund und warf mir einen bösen Blick zu. »Unsinn!« sagte er deutlich. »Ich habe doch gesehen, wie sie mit dem Sunbeam vorgefahren ist, blau wie ein Veilchen.«
    »Warum sind Sie davongelaufen?« wollte ich wissen.
    »Das geht Sie nichts an, Mister! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Jetzt riß mir der Geduldsfaden! Ich packte ihn an den Aufschlägen seines Abendanzugs und hielt ihm meinen Dienstausweis unter die Nase. »Ich bin Special Agent des FBI. Und Ihre Verlobte war nicht blau wie ein Veilchen, sondern schwer verletzt. Sie hat sich mit letzter Kraft hergeschleppt. Sie ist an einer Schußwunde gestorben. Begreifen Sie das?« Damit ließ ich ihn los, weil sein Gesicht grün geworden war.
    Kraftlos fiel er gegen den Baumstamm zurück. »Nein!« hauchte er mit einer Stimme, die kaum noch zu hören war.
    »Doch«, sagte ich hart. »Doreen ist tot. Und Sie werden mir jetzt erklären, was Sie von dieser Sache wissen. Und zwar ohne weitere Ausflüchte, verstanden?« In seinen Augen stand so viel echtes Entsetzen, daß ich beinahe bedauerte, ihn so hart angefaßt zu haben. »Wie lange sind Sie schon mit Doreen verlobt?« fragte ich ruhiger.
    »Ich…« Seine Stimme zitterte immer noch, er schien aber seine Fassung wiedergefunden zu haben. »Ein halbes Jahr… Eigentlich steckte mehr mein Vater dahinter. Wegen der Geschäftsbeziehungen. Aber ich mochte Doreen! Wirklich! Nur in letzter Zeit…«
    »Was war in letzter Zeit?« fragte ich. »Na ja!« Er zog die Schultern hoch, als fröre er in der schwülen Sommernacht. »Wie das so ist! Doreen lernte im Go-Go-Klub einen Knaben kennen.«
    »Go-Go-Club?« fragte ich dazwischen. »Das ist eine Bar. Am Strand von Long Island. Doreen, ich und die meisten unserer Freunde verkehren dort. Eines Tages tauchte dort ein Bursche auf, der einen Angeberwagen fuhr. Jaguar, glaube ich.« Ich verzichtete darauf, ihm die Vorzüge eines Jaguar auseinanderzusetzen. »Wie sah er aus?« fragte ich statt dessen.
    »Der Wagen?«
    »Nein, der Mann.«
    »Der? Gut, nehme ich an. Jedenfalls flogen die Mädchen auf ihn. Er war ungefähr in meinem Alter. 25 Jahre. Braune Haare und grüne Augen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Außer…«
    »Ja?«
    »… außer seinem Spitznamen. Doreen nannte ihn Little Ben.«
    »Und wie war das mit dem Weekend auf dem Land?«
    »Sie wollte zu ihrer Freundin fahren.« Der Junge nestelte nervös eine neue Zigarette aus der Packung. »Hat sie mir jedenfalls erzählt. Aber am Donnerstagabend habe ich gesehen, wie dieser Little Ben sie abgeholt hat. Ihre Eltern waren nicht zu Hause.«
    In diesem Augenblick bemerkte ich den Mann, der in der erleuchteten Terrassentür stand und mir ein Zeichen machte. Es war der Leiter der Mordkommission.
    »Wird sprechen später weiter«, sagte ich zu Jeff Perkins. Dann ging ich über den Rasen auf den Mann in der Terrassentür zu.
    »Guten Abend, Lieutenant«, grüßte ich.
    »Guten Abend«, gab er zurück. »Leiten Sie die Ermittlungen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nur zufällig hier. Mr. Kingston-West ist ein Bekannter von mir. Ich glaube nicht, daß die Sache in den Zuständigkeitsbereich des FBI fällt.«
    »Dann schauen Sie sich mal an, was wir gefunden haben!«
    Ich folgte ihm ins Wohnzimmer. Die Partygäste hatten sich inzwischen zerstreut. Der Raum war nur noch von den Männern der Spurensicherung bevölkert, die gewissenhaft ihre Arbeit erledigten. Auch John Kingston-West war nirgends zu sehen. Vermutlich hatte er Henrietta in ein ruhigeres Zimmer gebracht. Neben Doreens lebloser Gestalt hockte der Polizeiarzt. Als wir uns näherten, stand er auf.
    »Sehen Sie sich das an!« sagte er ohne Begrüßung.
    Ich sah in die Richtung, die seine Hand anzeigte. Er wies auf Doreens nackten, leblos auf den Teppich herunterhängenden Arm.
    Ich beugte mich hinunter. Was ich sah, ließ mich sekundenlang zornig die Lippen zusammenpressen.
    In Doreens Ellenbogenbeuge zeichneten sich, deutlich sichtbar auf der weißen Haut, drei winzige Einstiche ab.
    »Rauschgift«, sagte der Polizeiarzt müde. »Das Mädchen ist bis obenhin mit Rauschgift vollgepumpt.«
    ***
    Das Syndikat hatte den Killer Harry Schreiber immer gut bezahlt.
    Das schwere Motorrad benutzte er nur, wenn es ihm zu Tarnungszwecken angebracht erschien. Schreiber

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