Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
arbeitete seit acht Jahren für Glenwood, ein Krankentransportunternehmen, das einen Großteil der städtischen Krankenfahrten übernahm. Im Laufe der Jahre hatten Andys Tipps Simon eine Vielzahl von Knüllern geliefert, dazu jede Menge Insiderinfos der Polizei. Dieser Tipp würde Simon ein Essen bei The Plough & The Stars kosten. Und wenn es eine Titelstory wurde, bekam Andy hundert Mäuse extra.
    »Schwarz? Weiß? Braun?«, fragte Simon.
    »Weiß.«
    Es gibt nichts Besseres als eine kleine Weiße , dachte Simon glücklich. Tote kleine weiße Mädchen waren eine Garantie für eine Titelstory. Aber eine katholische Schülerin – das war einfach geil. Das bot Gelegenheit zu einer Menge Anspielungen. »Wurde die Leiche schon abgeholt?«
    »Ja. Gerade eben.«
    »Was zum Teufel macht eine katholische Schülerin in dem Teil der Achten?«
    »Kann ich hellsehen? Woher soll ich das wissen?«
    Simon fügte die Elemente der Story zusammen. Drogen. Und Sex. Musste so sein. Brot und Schinken. »Wie ist sie gestorben?«
    »Weiß ich nicht genau.«
    »Mord? Selbstmord? Überdosis?«
    »Die Mordkommission war da, also wird es wohl keine Überdosis gewesen sein.«
    »Wurde sie erschossen? Erstochen?«
    »Ich glaube, sie wurde verstümmelt.«
    O Gott, ja! »Wer ist der ermittelnde Detective?«
    »Kevin Byrne.«
    Simons Hand umkrampfte den Hörer. Mit Kevin Byrne hatte er noch eine Rechnung offen. Der Gedanke, er könnte erneut mit dem Detective aneinander geraten, erregte ihn und jagte ihm zugleich höllische Angst ein. »Wer ist bei ihm? Dieser Purity?«
    »Purify. Nein. Jimmy Purify liegt im Krankenhaus«, sagte Andy.
    »Im Krankenhaus? Angeschossen?«
    »Herzattacke.«
    Verdammt , dachte Simon. Kein Stoff für ein Drama. »Arbeitet er allein?«
    »Nein. Er hat eine neue Partnerin. Jessica sowieso.«
    »Eine Frau?«, fragte Simon.
    »Nein. Ein Kerl namens Jessica. Bist du sicher, dass du Reporter bist?«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Sagenhaft.«
    Sagenhaft , dachte Simon, und die Erregung über eine gute Story rückte in den Hintergrund. Er hatte nichts gegen weibliche Cops, aber einige Frauen bei der Polizei sahen aus wie Mickey Rourke im Hosenanzug. »Blond? Brünett?«
    »Brünett. Sportlich. Große braune Augen, lange Beine. Umwerfend.«
    Die Sache nahm Formen an. Zwei Cops – die Schöne und das Biest – und ein totes weißes Mädchen in der Crack-Gasse. Und er war noch nicht einmal mit einer Arschbacke aus dem Bett gekrochen.
    »Sag mir ’ne Zeit«, knurrte Simon. »Wir treffen uns im Plough.«
    Simon legte auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    Sein Blick glitt durch seine Dreizimmerwohnung. Was für ein Schandfleck, dachte er. Aber es war ebenso wie Nick Carraways Heim in West Egg ein kleiner Schandfleck. Eines Tages würde er einen ganz großen Coup landen, davon war er felsenfest überzeugt. Eines Tages würde er in einer Villa aufwachen, in einem Schlafzimmer, wo er vom Bett aus gar nicht alle Zimmer überblicken konnte. Er hätte eine Treppe, die zum oberen Stockwerk seiner Wohnung führte, einen Hof und einen Wagen, der nicht jedes Mal, wenn er den Motor abstellte, Geräusche von sich gab, die sich anhörten wie ein Schlagzeug-Solo von Ginger Baker.
    Vielleicht würde er es mit dieser Story von der kleinen Weißen schaffen.
    Ehe er in die Küche schlurfte, wurde er von Enid begrüßt, seiner verspielten, braun-weiß gefleckten, einohrigen Katze.
    »Wie geht es meiner Kleinen?« Simon streichelte sie hinter dem verbliebenen Ohr. Enid rollte sich zusammen und sprang auf seinen Schoß.
    »Daddy hat eine heiße Spur, Süße. Keine Zeit zum Schmusen heute Morgen.«
    Enid knurrte verständnisvoll, sprang auf den Boden und folgte Simon in die Küche.
    Das einzige fleckenlose Gerät in Simons Wohnung – neben seinem Apple Notebook – war seine erstklassige Rancilio-Silvia-Espressomaschine. Sie war mit einer Zeitschaltuhr verbunden, die auf neun Uhr eingestellt war, obwohl der Besitzer des guten Stücks nie vor zwölf aufstand.
    Simon füllte den Filter mit frisch gemahlenem Espressopulver und bereitete sich seinen ersten ristretto des Tages zu.
    Er schaute aus dem Küchenfenster auf den viereckigen Luftschacht zwischen den Gebäuden. Wenn er sich vorbeugte, sich beinahe den Hals verrenkte und sein Gesicht gegen die Fensterscheibe presste, konnte er einen winzigen Ausschnitt des Himmels sehen.
    Grau und verhangen. Leichter Nieselregen.
    Britische Sonne.
    Er hätte ebenso gut im Lake District wohnen können. Aber

Weitere Kostenlose Bücher