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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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nach ihr griff.
    Zieh deine Waffe, Jess.
    Die Glock steckte in ihrer Handtasche. Regel Nummer eins: Niemals die Waffe in die Handtasche stecken.
    Der Schatten verfestigte sich zu einem Körper. Dem Körper eines Mannes.
    Eines Priesters.
    Er umklammerte ihren Arm.
    Und zog sie in die Dunkelheit.
     

 
     
    36.
     
     
    Dienstag, 21.50 Uhr
     
     
    D ie Szene am Rodin-Museum ähnelte einem Tollhaus. Simon stand am Rand der Menge und verrenkte sich ebenso wie der Pöbel den Hals. Was war es, das normale Bürger an Orte des Leidens und des Chaos lockte wie Fliegen auf einen Misthaufen?
    Ich sollte reden , dachte er lächelnd.
    Dennoch glaubte er zu seiner eigenen Entlastung behaupten zu können, dass er sich trotz seiner Schwäche für grausame Verbrechen und seiner Vorliebe für das Morbide einen letzten Rest Würde bewahrt hatte, eine gewisse Größe in Bezug auf die Arbeit, die er machte, und das Recht der Leser, informiert zu werden. Ob es anderen gefiel oder nicht, er war Journalist.
    Simon Close bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er schlug den Kragen hoch, setzte seine Brille mit dem Schildpattgestell auf und kämmte sein Haar in die Stirn.
    Hier war der Tod.
    Und hier war Simon Close.
    Brot und Schinken.
     

 
     
    37.
     
     
    Dienstag, 21.50 Uhr
     
     
    E s war Vater Corrio.
    Vater Mark Corrio war als Pfarrer nach St. Paul’s gekommen, als Jessica neun Jahre alt gewesen war. Sie erinnerte sich, dass alle Frauen für den gut aussehenden, dunkelhaarigen Mann geschwärmt hatten; alle meinten, es sei wirklich zu schade, dass ein solcher Mann in den Priesterstand getreten sei. Das dunkle Haar von Vater Corrio war mittlerweile ergraut, aber er war noch immer ein gut aussehender Mann.
    Doch in der Dunkelheit und im Regen hier auf der Veranda war er Freddy Krueger.
    Jetzt wusste Jennifer jedenfalls, warum er so plötzlich erschienen war. Ein Teil der Regenrinne über dem Eingang hatte sich gefährlich verbogen und drohte unter dem Gewicht eines nassen, abgebrochenen Asts, der in die Rinne gefallen war, abzubrechen. Vater Corrio hatte Jessicas Arm ergriffen, um sie vor dem drohenden Unfall zu schützen. Sekunden später war das Stück Regenrinne tatsächlich abgebrochen und krachend auf den Boden geprallt.
    Göttliches Einschreiten? Vielleicht. Trotzdem hatte Jessica sich vor Angst fast in die Hose gemacht.
    »Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte der Priester.
    Tut mir Leid, dass ich Ihnen fast eine Kugel verpasst hätte , hätte Jessica beinahe erwidert.
    »Kommen Sie herein«, bot sie stattdessen an.
    Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, kochte Jessica Kaffee, und sie setzten sich ins Wohnzimmer und plauderten. Der Vorfall vor dem Haus war schnell vergessen. Jessica rief Paula an und sagte ihr, dass sie ihre Tochter gleich abholen würde.
    »Wie geht es deinem Vater?«, fragte der Priester.
    »Danke. Sehr gut.«
    »Ich habe ihn lange nicht mehr in St. Paul’s gesehen.«
    »Er ist ziemlich klein«, sagte Jessica. »Er wird wohl hinten gesessen haben.«
    Vater Corrio lächelte. »Wie gefällt dir das Leben im Nordosten?«
    Wenn Vater Corrio diese Frage stellte, hörte es sich an, als würde dieser Teil Philadelphias zum Ausland gehören. Andererseits, dachte Jessica, kam es den Leuten in der abgeschlossenen Welt Süd-Philadelphias tatsächlich so vor. »Hier bekommt man kein gutes Brot«, sagte sie.
    Vater Corrio lachte. »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich bei Sarcone’s vorbeigefahren.«
    Jessica erinnerte sich an das warme Brot von Sarcone’s, das sie als Kind gegessen hatte. Käse von DiBruno’s, Kuchen von Isgro’s. Diese Gedanken und der Besuch Vater Corrios lösten eine tiefe Traurigkeit bei ihr aus.
    Was zum Teufel machte sie im Nordosten der Stadt?
    Noch interessanter war die Frage, was ihren alten Priester hierher führte.
    »Ich habe dich gestern im Fernsehen gesehen«, sagte er.
    Jessica wollte ihm gerade sagen, dass er sich geirrt haben musste. Sie war Polizistin. Dann aber fiel es ihr ein. Die Pressekonferenz.
    Jessica wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte das Gefühl, dass Vater Corrio wegen der Ermordungen der katholischen Schülerinnen zu ihr gekommen war. Doch ihr stand nicht der Sinn danach, sich eine Moralpredigt anzuhören.
    »Wird der junge Mann verdächtigt, den die Reporter so bedrängt haben?«, fragte der Geistliche.
    Er bezog sich auf den Medienrummel, der entstanden war, als Brian Parkhurst das Roundhouse in Begleitung von Monsignore Pacek verlassen

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