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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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noch ein Stück weiter, versteckte sich dann in der Dunkelheit, zog das Geldbündel heraus und zählte die Scheine. Sie besaß einhundertsechsundsechzig Dollar.
    Super.
    Für ein Mädchen, das jetzt auf der Straße lebte – so die offizielle Version –, war das ein Vermögen. Peanuts für Donald Trump, aber nicht für sie.
    Die heutige Nacht war gesichert.
    In der Achtzehnten Straße betrat Lilly eine Imbissstube, verschlang ein riesiges Sandwich und trank gierig eine Tasse schwarzen Kaffee. Zwanzig Minuten später stand sie wieder auf der Market Street und winkte ein Taxi heran. Der Fahrer kannte bestimmt ein billiges Hotel, falls es in Philadelphia so etwas überhaupt gab. Im Augenblick interessierte sie sich nur für eine saubere Badewanne und ein weiches Bett.
    Es dauerte nicht lange, bis ein Taxi am Bordstein hielt. Lilly rutschte auf die Rückbank. Der Fahrer stammte aus Nigeria, vielleicht auch aus Uganda. Egal, jedenfalls hatte er einen entsetzlichen Akzent. Er sagte, er würde genau das richtige Hotel kennen. Taxifahrer kannten sich aus. Sie würde ihm ein großzügiges Trinkgeld geben.
    Er war ein Fremder in einem fremden Land, genau wie sie.
    Satt und zufrieden lehnte Lilly sich zurück. Sie tastete über das dicke Geldbündel in ihrer Hand. Es war noch warm. Die Nachtluft, die durchs Fenster hineinströmte, machte sie schläfrig, aber nicht so sehr, dass sie nicht über die nächsten Tage hätte nachdenken können.
    Willkommen in Philadelphia.

33.
    J ESSICA BLICKTE AUF das Tachometer. Sie fuhr zwanzig Meilen zu schnell und ging ein wenig vom Gas. Die Ereignisse des Tages machten ihr zu schaffen, und es gelang ihr nicht, sie auszublenden. Normalerweise hatte sie keine Probleme damit.
    Ihre Gedanken wanderten zurück in die frühe Kindheit. Ihre Mutter war damals schon verstorben, und für ihren Vater, der zu der Zeit als Streifenpolizist arbeitete, war es schwierig, neben dem Job die beiden kleinen Kinder zu versorgen. Wenn er nach einem anstrengenden Tag beim Philadelphia Police Department abends nach Hause kam, warf er seine Dienstmütze auf den Küchentisch, verschloss die Dienstwaffe im Schreibtisch im Wohnzimmer und umkreiste den Jameson Whiskey, der im Schrank stand.
    Er wartete immer, bis die Sonne unterging. Das war im Sommer eine große Herausforderung, denn wegen der Sommerzeit waren die Tage lang. In der Fastenzeit war es sogar noch schwerer, wenn er ganz mit dem Trinken aufhörte. Als Jessica vier Jahre alt war und ihre Mutter und ihr Bruder Michael noch lebten, schaffte ihr Vater es in der Fastenzeit bis Ostersamstag, keinen Alkohol zu trinken. Nach dem Abendessen ging er in die Eckkneipe und ließ sich volllaufen. Als er nach Hause kam und Maria Giovanni sah, in welchem Zustand er war, verkündete sie, dass ihr Mann – und wahrscheinlich die ganze Familie – verdammt sei. Sie ging mit Jessica und ihrem Bruder Michael zur St.-Pauls-Kirche und hämmerte gegen die Tür des Pfarrhauses, bis der Pastor herauskam und sie alle segnete. Irgendwie kam Ostern und verging, ohne dass die ganze Giovanni-Familie im Höllenfeuer schmorte.
    Jessica hätte ihren Vater gerne angerufen, ließ es aber lieber bleiben. Er würde sofort annehmen, irgendetwas sei nicht in Ordnung, und damit hätte er sogar recht.
    Um kurz nach elf betrat Jessica das Haus. Alles war ruhig. Nur das Surren der Klimaanlage und das unübertroffene Schnarchen ihres Mannes Vincent im ersten Stock waren zu vernehmen. Es hörte sich an, als nähme er an einem Holzfäller-Wettkampf auf ESPN2 teil.
    Jessica machte sich ein Sandwich, doch mehr als die Hälfte legte sie in den Kühlschrank, in Folie eingewickelt. Sie zappte zweimal durch die Kabelkanäle, schaltete den Fernseher dann aus, stieg die Treppe hinauf und warf einen Blick in Sophies Zimmer. Ihre Tochter war hellwach und starrte an die Decke.
    Jessica ließ das Licht im Flur brennen und die Tür einen Spalt geöffnet. Ein goldener Lichtstrahl fiel ins Zimmer. Jessica setzte sich behutsam auf den Bettrand und strich ihrer Tochter durchs Haar. Es war sehr lang geworden.
    »Hi, mein Schatz«, sagte Jessica.
    »Hi, Mom.« Sophies Stimme klang dünn, fern und verschlafen. Sie gähnte.
    »Hab ich dich geweckt?«
    Sophie schüttelte den Kopf.
    »Wie war es heute in der Schule?«
    »Wir hatten eine Übung.«
    Es dauerte einen Moment, bis Jessica begriff, was Sophie meinte: Die Grundschulen hatten kürzlich damit begonnen, mit ihren Schülern den Ernstfall zu proben. Jessica hatte es auf

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